Mauritius – Vielfalt der Kulturen und Religionen

Nina und ihre Familie reisen ans andere Ende der Welt. Eine schöne Familienzeit und alle zusammen haben jede Menge dabei gelernt: Muscheln können sehr schnell über den Strand laufen – zumindest, wenn sich darin ein Krebs versteckt. Seeräuber, Sklaven, ausgesetzte Gefangene – die Geschichte Mauritius liest sich wie ein Abenteuerroman. Und Autobahnen ohne Standstreifen funktionieren auch mit Fußgängern, Radfahrern und Ananas-Verkaufsständen.

Im November 2016 wollten wir es noch einmal ausnutzen, außerhalb der Schulferien in den Urlaub fahren zu können, bevor unsere Tochter eingeschult wird.

Auf der Suche nach dem schönsten Reiseziel haben wir den Globus hin und her gedreht und sind dabei auf Mauritius gestoßen, diese kleine Insel gleich neben Madagaskar. Eine befreundete Familie war dort schon zweimal und bestärkte uns in der Entscheidung. Mit Air France fliegt man von Paris nonstop, der Nachtflug beginnt um 22 Uhr und ist damit für Kinder perfekt. Nachdem wir über AirBnB unkompliziert und schnell zwei Häuser für je 10 Tage gefunden hatten, waren wir quasi schon da.

Unser erstes Reiseziel war Pointe-aux-Sables, ca. 20 Autominuten südlich der Hauptstadt Port Louis an der Westküste Mauritius. Wir haben ein traumhaftes Haus direkt am Strand bezogen und uns sofort in dieses Idyll verliebt. Die Westküste ist windgeschützt und somit regensicherer. Wer mit Kindern reist, sollte sich vorher erkundigen, welche Strände durch das Riff geschützt sind, alle anderen Strände sind eher für Kitesurfer ein Eldorado. Unsere zweite Heimat war etwas weiter Richtung Norden in Troux au Biches, einer der bekanntesten Badeorte Mauritius.

Ausflüge in unberührte Landschaften und an traumhafte Strände
Mit dem Mietauto haben wir in den drei Wochen wunderbare Tagesausflüge gemacht und einige einzigartige Orte entdeckt. Ganz im Süden die Halbinsel Le Morne mit einem 500 Meter hohen Felsbrocken, der ins Meer ragt und ein Mahnmal der Sklavenzeit ist. Hier findet man einen sehr schönen Strandabschnitt zum Baden und Schnorcheln – mit Kindern ein Highlight. Fährt man an der Küste weiter nach Norden, erstreckt sich der größte Nationalpark Mauritius, der Black River George National Park. Die unberührte Urwaldlandschaft mit den Hunderten von Pflanzenarten ist zum Teil für Besucher zugänglich. Eine Pause mit einem umwerfenden Blick in die Schlucht des Black Rivers lohnt sich im Restaurant La Varangue sur Morne in den Bergen des Parks. Ein weiteres Must-See sind die Terres de Sept Couloures, eine merkwürdige, zerklüftete Hügellandschaft aus Lavagestein, die je nach Tageszeit in verschiedenen Farben schimmert und zahlreiche Touristen anlockt.

Auf der Liste der schönsten Badestrände darf auch Flic en Flac nicht fehlen. Ein fünf Kilometer langer von Kokospalmen flankierter weißer Strand mit kristallklarem blauen Wasser. Über die Palmen sind wir froh, ein natürlicher Schattenspender, den man gut gebrauchen kann. An vielen Orten finden sich auch Liegen und Sonnenschirme zum Mieten oder Beach Clubs, die auch mit leckeren Mittagssnacks aufwarten. Flic en Flac ist einer der vielen komplett öffentlichen Strände. Es gibt hier keine Luxushotels, die den Zugang verwehren. Entsprechend gemischt ist auch das Publikum. An vielen Orten bieten sich zahlreiche Wassersportmöglichkeiten: Von Wasserski, Kitesurfen, Parasailing und Schnorcheln bis zum Tauchgang wird alles angeboten. Für kleinere Kinder, die noch nicht schnorcheln können, bietet sich eine Tour mit dem Glasbodenboot ins Korallenriff an. Am Strand sollte man nicht jede Muschel in die Tasche stecken. Es könnte sein, dass es das Zuhause eines Krebses ist. Auch im Wasser finden sich Kuriositäten, Emely sah etwas rosafarbendes im Wasser schimmern – eine Gipsmaske einer Hindugöttin.

Neben Touristen, die überwiegend aus Europa oder Australien kommen, tummeln sich an den öffentlichen Stränden auch viele einheimische Familien. Am Wochenende wird das private Leben komplett an den Strand verlagert: Vom Baby bis zur Oma sind alle dabei, am Abend wird gegrillt, musiziert und getanzt. In diesen Momenten fällt einem die kulturelle und ethnische Vielfalt sowie das friedliche Miteinander der verschiedenen Religionen besonders auf: Auf Mauritius leben Christen, Hindus, Moslems und Buddhisten aus Indien, Afrika, China und Frankreich friedlich zusammen – ein tolles Vorbild für den Rest der Welt. Und ein wunderbarer Schmelztiegel für Kulinarik, Musik und gutgelaunte, lebensfrohe Menschen.

Apropos Kulinarik: Ich habe selten so gut gegessen wie auf Mauritius. Auch hier zeigt sich die Vielfalt der Bevölkerung: kreolisch, indisch, chinesisch – die Küche ist bunt gemixt. Da der indische Anteil in der Bevölkerung überwiegt, findet man zahlreiche Currys in allen Varianten viel mit Fisch auf den Speisekarten.

Durch die eingeschränkten Dimensionen der Insel (70 mal 45 Kilometer) lassen sich alle Highlights innerhalb von maximal neunzig Autominuten bequem erreichen. Für den Besuch der Hauptstadt Port Louis kann man ebenfalls einen knappen Tag kalkulieren, besonders sehenswert ist Chinatown (nur am Vormittag) sowie der lokale Stadtmarkt mit einem traumhaften Sammelsurium tropischer Früchte und Gemüsesorten. 200 verschiedene Bananensorten, Litschis, Mangos, Granatäpfel – man weiß nicht, was man zuerst probieren soll.

Zuckerrohr – wichtigstes Anbauprodukt auf Mauritius
In Pamplemousses im Norden Mauritius machen wir einen Abstecher in  das Museum „L’Aventure du Sucre“. Meine Tochter knabbert dort zum ersten Mal in ihrem Leben Zuckerrohr und erfährt, wo Zucker eigentlich herkommt und wie er verarbeitet wird. Das Museum ist ein toller Ort, um die bewegte Geschichte von Mauritius als Kolonialgebiet kennenzulernen. Zuckerrohr ist auf Mauritius noch immer das Anbauprodukt Nummer eins und der stärkste Wirtschaftsfaktor neben dem Tourismus.

Fazit:
Nach drei traumhaften Wochen haben wir diese wunderbare Multi-Kulti-Mischung aus Indien, Afrika, China, Frankreich und Großbritannien und die Herzlichkeit der Mauritianer fest in unser Herz geschlossen. Auch wenn es sicher eine Weile dauern wird – wir kommen wieder.

Text und Foto: Nina Scheele-Frers

AirBnB hat uns mit einem Reisegutschein unterstützt, vielen Dank dafür.