© Ludwig Ohla/Deutsches Museum

Die Zukunft im Museum

ab 18.09.2021 – Die neue Zweigstelle des Deutschen Museums im Herzen der Nürnberger Altstadt ist eröffnet und wirft als Zukunftsmuseum spannende Blicke auf Fragen, die viele von uns umtreiben.

Wie werden wir in zehn, 20 oder 50 Jahren leben? Wie entwickelt sich Technik weiter – und vor welche Herausforderungen stellt uns das als Gesellschaft? Das neue Zukunftsmuseum lohnt unbedingt einen Ausflug nach Nürnberg, zumal es sich der Besuch durch die Lage in der Altstadt prima mit einem Stadtbummel verbinden lässt.

Zukunftsmuseum: Deutsches Museum Nürnberg in der Altstadt // HIMBEER
© Ludwig Ohla/Deutsches Museum

Schon heute die Welt von morgen erleben

Die Grundkonzeption einer Gegenüberstellung von „Science“ und „Fiction“ zieht sich dabei als roter Faden durch alle Bereiche der Ausstellung. Hier werden konkrete Projekte aus der aktuellen Forschung vorgestellt, die vielleicht schon morgen unser Leben beeinflussen. In der Folge sollen die Chancen verschiedener Technologien diskutiert werden – aber auch mögliche Risiken und Konsequenzen für den ganz persönlichen Alltag und die Gesellschaft.

Fünf Themenfelder im neuen Zukunftsmuseum

Die Ausstellung erstreckt sich auf 2.900 Quadratmetern über fünf ausgewählte Themenfelder, die bei unseren persönlichen Lebensumfeldern beginnen und bis zum Reisen durch Raum und Zeit führen.

Arbeit und Alltag

Die Welt wird digital: Roboter, Künstliche Intelligenz (KI), Big Data, Social Media und das Internet der Dinge machen unser Leben leichter, nehmen uns die Arbeit ab. Aber vielleicht nehmen sie uns auch die Arbeit weg, sammeln unsere Daten und überwachen uns?

Job-Futuromat im Zukunftsmuseum in Nürnberg // HIMBEER
Am Job-Futuromaten im Ausstellungsbereich Arbeit und Alltag kann man herausfinden, wie sich die Arbeitswelt in naher Zukunft verändern wird. © Ludwig Ohla/Deutsches Museum

Droht uns am Ende eine maschinelle Weltherrschaft wie in Hollywood-Dystopien? An vielen Robotern im Zukunftsmusuem lässt sich aber auch die Frage erörtern, in welchem Bereich wir maschinelle Unterstützung wollen: Vom Industrieroboter über Therapieroboter wie den „Paro“, der in der Pflege Anwendung findet, bis hin zum Sexroboter mit überraschend echter „Haut“.

Am „Telemax plus“ können sich Besucher:innen selbst an der Fernentschärfung einer Bombe via Roboterarm versuchen. An anderer Stelle wird das weite Themenfeld der neuronalen Netze thematisiert und erfahrbar gemacht. Was kann KI und wie lernt sie? Wird es sogar möglich sein, eines Tages unsere Erinnerungen als Datensatz auszulesen und abzuspeichern? Und falls ja, was macht das mit uns?

Körper und Geist

Hier stehen Technologien im Mittelpunkt, die Menschheitsträume erfüllen: keine Krankheiten mehr, kein Altern, vielleicht ewiges Leben. Gleichzeitig erzeugen viele konkrete Forschungsansätze auch Angst vor optimierten Menschen, genmanipulierten Babys und Cyborgs.

Ging es in der Medizin bisher um das Heilen von Gebrechen, könnte künftig die Erschaffung eines „Supermenschen“ im Fokus stehen. Zu sehen sind in der Ausstellung zahlreiche Entwicklungen, die schon morgen Wirklichkeit werden könnten: Neuronal gesteuerte Prothesen oder Sensoren, die Körperdaten ermitteln und diese direkt an die Mediziner:innen weiterleiten können.

An einer Mitmachstation begegnen die Besucher:innen dank neuester Aufbereitungstechniken einem digitalen „Datenklon“ eines Menschen und können ihn sogar untersuchen. Wie weit wir also vom ebenfalls ausgestellten „Medical Tricorder“ aus der Sci-Fi-Serie „Star Trek“ wirklich noch entfernt sind, kann das Publikum selbst herausfinden.

Auch die Möglichkeiten der Gentechnologie und die Option, künftig lebensfähige Organe zu züchten, werden beleuchtet. Ein Biodrucker kann im Rahmen der Führungen aus Hydro-Gel Körperteile herstellen. Nicht nur hier stellt sich die Frage: Was macht uns Menschen aus? Welches Leben wollen wir in Zukunft noch zulassen? Dürfen wir in das menschliche Erbgut eingreifen, um Krankheiten wie Trisomie 21 noch vor der Geburt auszulöschen?

System Stadt

Dieser Bereich skizziert die künftige Infrastruktur von Megastädten: Im zweiten Stockwerk wendet sich das Zukunftsmuseum den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen zu. Im Jahr 2050 könnten rund 80 Prozent der
Weltbevölkerung in Städten mit mehr als zehn Millionen Einwohner:innen leben. Wie soll die lebenswerte Stadt der Zukunft also aussehen? Sie kann intelligent werden: fliegende Autos, smarte Häuser, architektonische Wunder in den Wolken und unter Wasser.

Raumkapsel im Deutschen Museum Nürnberg // HIMBEER
Der Pop.Up NEXT ist eine Studie, die ein Flugtaxi modular mit einem Kleinwagen verbindet – komplett auf der Basis von E-Mobilität und als shared vehicle ausgelegt. © Ludwig Ohla/Deutsches Museum

Dabei bleibt die Lösung unserer Verkehrs- und Umweltprobleme komplex. Kann die Verlagerung des Verkehrs unter die Erde oder in die Luft dauerhaft Abhilfe schaffen? Prototypen wie der „Hyperloop“ oder der „pop.up Next“ (Visualisierung) skizzieren aktuelle Entwicklungen, wie die Mobilität der Zukunft aussehen könnte. Wird es in einigen Jahren überhaupt noch Individualverkehr geben?

Auch die Architektur muss sich an die neuen Gegebenheiten anpassen. Verschiedene Forschungsprojekte suchen neue Möglichkeiten, nachhaltig und ressourcenschonend zu bauen. Ideen findet man auch in der Natur: So orientiert sich der „Elytra-Pavillon“ an der Flügelstruktur des Kartoffelkäfers.

Eine interaktive Station, die Szenarien unseres Umfelds nach einem Zeitraum von 1.000 Tagen Stromausfall zeigt, macht unsere Abhängigkeit von Ressourcen erlebbar.

System Erde

Hier wird der Makrokosmos unseres gesamten Planeten in der Zukunft in den Blick genommen. Nahrung für alle, unerschöpfliche Energie, Klimakontrolle – Technik soll es möglich machen. Doch jede Entwicklung benötigt Ressourcen.

Zukunftsmuseum: Der Globus im Deutschen Museum Nürnberg kann mit Klimadaten bespielt werden // HIMBEER
Der Globus wird im Betrieb von acht Beamern angestrahlt und ermöglicht die Projektion von Klimadaten. © Ludwig Ohla/Deutsches Museum

Was können, was müssen und was dürfen wir tun, um die Erde bewohnbar zu halten? Um zu veranschaulichen, wie fragil der blaue Planet auch in der Zukunft sein wird, genügt ein Blick auf den riesigen Globus. Von insgesamt acht Hochleistungsbeamern in Szene gesetzt werden globale Zusammenhänge sichtbar.

Auch die Auswirkungen des Klimawandels lassen sich so plastisch veranschaulichen. Der ebenfalls durch Projektionen zum Leben erweckte Müllberg konfrontiert die Besucher:innen mit unbequemen Wahrheiten.

Der Energiekonsum beim Datenstreaming wird greifbar gemacht, indem das Publikum den hierfür benötigten Strom selbst an einer Mitmachstation erzeugen muss. Unsere mögliche Ernährung der Zukunft wird anhand eines Esstischs mit futuristischen Speisen aus Science-Fiction und Wissenschaft erfahrbar gemacht.

Raum und Zeit

Im dritten Obergeschoss des Zukunftsmuseum geht es am weitesten hinaus in ein Universum voller Versprechungen: Der Mensch nutzt Asteroiden als Rohstoffquelle, besiedelt Mond und Mars und dringt in ferne Galaxien vor.

Doch der menschliche Körper ist für ein Leben im All nicht gemacht – und noch sind nicht alle technischen Fragen beantwortet. Natürlich geht hier gar nichts ohne ein Exponat, das diese Erde schon einmal verlassen hat. Die sowjetische Foton 1 Raumkapsel absolvierte bereits 1985 einen unbemannten, zwölftägigen Flug durchs All.

Raumkapsel im Zukunftsmuseum in Nürnberg // HIMBEER
Eines der wenigen wirklich musealen Ausstellungsstücke: Die sowjetische Foton 1 Raumkapsel war 1985 im All und veranschaulicht die Kräfte, die beim Wiedereintritt in die Atmosphäre auf Objekte wirken. © Ludwig Ohla/Deutsches Museum

Die damals gewonnenen Erkenntnisse beflügeln bis heute die Fantasie. Auch ringförmige Raumstationen tauchten schon früh in der Science-Fiction auf. Heute forscht die Nasa aktiv an der Umsetzbarkeit, wie ein Modell der Raumstation „Nautilus-X“ zeigt. Wie könnte die Besiedlung von Mond und Mars ablaufen? Erste Eindrücke, mit welchen Materialien gebaut werden könnte, werden vermittelt. Wie fühlt es sich an, einen Mars-Rover auf Erkundungsfahrt zu steuern?

Die Mitmachstation verrät es. Dass all unsere Ambitionen im Weltall nicht folgenlos für die Erde bleiben, zeigt die Inszenierung von Weltraumschrott um den Globus, der auch aus dem dritten Stock zu sehen ist.

Drei Etagen voller Zukunftsvisionen

Die drei Stockwerke werden durch das „Fallrohr“ verbunden, eine in dieser Form einmalige Installation. Es ermöglicht Experimente im freien Fall, die mit einer Hochgeschwindigkeitskamera aufgezeichnet werden. Zusammengeführt wird das Angebot der fünf Themenbereiche darüber hinaus im offenen Forum.

Fallturm für Experimente in der Schwerelosigkeit im Zukunftsmuseum // HIMBEER
Der Fallturm verbindet alle Ebenen im Zukunftsmuseum miteinander. An der Auslösestation in Raum und Zeit im 3. OG kann man aus einer Reihe an Experimenten auswählen – und sich von den Effekten der Schwerelosigkeit im freien Fall überraschen lassen. © Ludwig Ohla/Deutsches Museum

Hier, im Herzstück des Deutschen Museums Nürnberg mit Tribünentreppe und großem Info- Kubus, beginnt und endet die Reise. Hier können Erfahrungen und Ideen, Eindrücke und Visionen ausgetauscht werden.

Eine Bibliothek, eine „Zukunfts-Werkstatt“ und die beiden Mitmachlabore „Voyager“ und „Discovery“ runden das Angebot ab. Außerdem besteht die Möglichkeit, eine ganz persönliche Virtual-Reality-Reise in die Stadt Nürnberg im Jahre 2050 zu unternehmen.

Das Gebäude, in dem das Deutsche Museum Nürnberg untergebracht ist, befindet sich direkt an der Pegnitz und in unmittelbarer Nähe zum Hauptmarkt Nürnberg im Augustinerhof.

Deutsches Museum NürnbergAugustinerhof 490403 Nürnberg, deutsches-museum.de/nuernberg

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