© Claudia Rorarius

Let’s go, Baby!

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um mit Baby auf Reisen zu gehen? Und wann fühlen sich Eltern dazu in der Lage, zusammen mit dem Nachwuchs Abenteuer in der Ferne zu erleben? Diese Fragen können nur völlig individuell ganz nach Bauchgefühl und Freiheitsdrang beantwortet werden.

Claudia Rorarius liebt das Reisen und Unterwegssein, weshalb sie auch nach der Geburt ihrer Kinder nicht lange zögerte, um mit ihnen die Welt zu erkunden. Sie ist Fotografin, Filmemacherin und alleinerziehende Mutter von zwei kleinen Söhnen.

Mit Kleinkind und Baby auf Reisen: Claudia Rorarius mit ihren Kindern // HIMBEER
Mit Kleinkind und Baby auf Reisen: Aljoscha, Claudia und Jascha sind erfahrende Weltreisende © Claudia Rorarius

Einerseits denkt sie immer mal wieder ernsthaft darüber nach, Deutschland den Rücken zu kehren und auszuwandern, andererseits ist sie als waschechte Berlinerin tief mit ihrer Heimatstadt verbunden. Vor allem aber im Winter, wenn es lange genug geregnet hat und sich alle Farben in Grau auflösen, zieht es sie in die Ferne.

Dann geht es meist schnell und die Flüge sind über Nacht gebucht: Mit ihrem ersten Kind Aljoscha reiste sie während der Elternzeit nach Südafrika, als er eineinhalb Jahre alt war. Im Winter darauf ging es mit dem halbjährigen Baby Jascha und großem Bruder nach Mexiko und den Winter darauf mit beiden Kindern nach Sansibar.

Wie wählst du deine Ziele aus?

Ich muss mich für das Land interessieren und ich lerne gern neue Orte, Landschaften und ihre Einwohner:innen kennen. Viele fliegen ja mit kleinen Kindern nach Thailand. Dort war ich aber schon in früheren Jahren unterwegs, darum wollte ich das jetzt als Familie nicht wiederholen.

Mit Baby und Kleinkind in Südafrika // HIMBEER
Mit Baby auf Reisen © Claudia Rorarius

Südafrika hat mich politisch sehr interessiert, außerdem finde ich es schön, mit meinen Kindern auch Lebensrealitäten außerhalb eines vorwiegend weißen Umfeldes kennenzulernen. Die Garden Route von Kapstadt am Meer entlang Richtung Osten ist außerdem eine klassische Elternzeit-Reise.

Natürlich folge ich auch einigen Reise-Profis im Netz und sammle Tipps von anderen Alleinerziehenden. Die Fotografin Katja Henschel hat den Reiseblog „travelettes“ initiiert und war mir zu Beginn eine große Inspiration, auch Natalie von „mom and a half man„. Sie ist von der Weltreisenden zur Local in Sansibar geworden. Kurz bevor sie ihr eigenes Resort „Marvelous Zanzibar“ mit ihrem sansibarischen Mann Alvin im Bush im Süden der Insel bei Jambiani eröffnete, haben wir sie dort besucht.

Wie gestaltest du das Ankommen und Eingewöhnen mit Baby und Kleinkind in einer fremden Umgebung?

Klar müssen sich alle erstmal akklimatisieren und mit einem möglichen Jetlag zurechtkommen, darum buche ich die erste Unterkunft schon von zu Hause. In Kapstadt hatte ich eine Hotel-Empfehlung, eine von einem Schweizer geführte kleine Unterkunft.

Mit Baby und Kleinkind in Kapstadt, Südafrika // HIMBEER
Mit Kleinkind und Baby auf Reisen: in Kapstadt, Südafrika © Claudia Rorarius

Dort blieben wir sogar eine ganze Woche lang und tasteten uns langsam vor. Von da aus habe ich einfach Sternfahrten mit Uber gebucht, die uns zu verschiedenen Destinationen gebracht haben und auch wieder zurück.

Als wir die Stadt dann verlassen haben und uns immer weiter in die herrliche Natur vorwagten, war der Hop-on-hop-off-Bus entlang der Garden Route eine sehr entspannte Erfahrung. Wir sind zwar nur langsam vorangekommen, dafür haben die anderen, meist jungen, Mitreisenden Aljoscha bestens unterhalten und er die anderen genauso.

Mit Baby und Kleinkind auf Reisen in Mexiko // HIMBEER
Mit Kleinkind und Baby auf Reisen in Mexiko: Traumhafter Strandtag. © Claudia Rorarius

Auch in Mexiko bei Playa del Carmen blieben wir zunächst in der eher touristischen Ecke, bevor wir uns mit einem Mietwagen ins Abenteuer einer Rundreise durch Yucatán stürzten.

Sansibar war toll, weil es nur eine Stunde Zeitverschiebung gibt und dort außerdem alle wahnsinnig kinderfreundlich sind, wodurch das Ankommen sehr schnell ging.

Trotzdem klingt das alles ganz schön unerschrocken und auch herausfordernd. Wie erging es dir unterwegs mit den Kindern?

Auch ich habe klein angefangen und sozusagen zu Hause in bekannter Umgebung geübt. Die Zeit mit Baby im Wochenbett habe ich sehr genossen, doch dann wollte ich relativ schnell wieder unter Leute kommen und das Haus verlassen. Also bin ich mit meinem wenige Wochen alten Sohn zum Badesee gefahren und dann noch ein paar Wochen später in die Uckermark und an die Ostsee.

Mit Kleinkind und Baby auf Reisen: Life is now // HIMBEER
Mit Kleinkind und Baby auf Reisen: Life is now. © Claudia Rorarius

So haben wir alle gelernt, zusammen sicher unterwegs zu sein und den Radius nach und nach zu erweitern. Klar bin ich auch immer mal wieder an meine Grenzen gestoßen, aber das geht ja allen jungen Müttern und Vätern so, das passiert mir auch in Berlin in den eigenen vier Wänden.

Wie haben Locals auf dich und deine Kinder reagiert? Welche Begegnungen sind dir besonders in Erinnerung geblieben?

Ich versuche immer möglichst unvoreingenommen in die Lebensrealitäten der Einheimischen einzutauchen, dementsprechend offen wurden wir in allen Ländern empfangen. Genauso wie ich mich auch in Berlin freue, wenn sich andere für meine Kinder interessieren und Zeit mit ihnen verbringen wollen, bin ich auch froh, wenn das im Ausland passiert.

Mit Kleinkind und Baby auf Reisen: Unterwegs in Sansibar // HIMBEER
Mit Kleinkind und Baby auf Reisen: Unterwegs in Sansibar. © Claudia Rorarius

Kinder untereinander sehen ja noch viel weniger Unterschiede als Erwachsene. In Sansibar hat Aljoscha superschnell Spielgefährt:innen am Strand gefunden, da gab es überhaupt keine Berührungsängste. Auch Jascha hat reihenweise Einheimische um den Finger gewickelt, die ihn auch gern mal eine Weile bespaßt und herumgetragen haben.

Wir waren im Süden des Landes unterwegs, nicht im bekannteren und eher erschlossenen Norden. Dort habe ich auch einen großen Respekt für die Umwelt wahrgenommen und mich deshalb als Touristin viel wohler gefühlt als früher in Thailand. Plastiktüten sind dort zum Beispiel generell verboten.

In Mexiko hatte ich einen Local Guide gebucht, um durch den Dschungel zu einer Pyramide zu wandern. Zwei andere Urlauber waren auch noch mit dabei. Dort angekommen hat es mich sehr gelockt, die Pyramide zu erklimmen, aber das hätten die Kleinen nicht geschafft. Kurzerhand hat mir der Guide angeboten, auf die Kinder aufzupassen.

Mexiko mit Kindern bereisen // HIMBEER
Mit Kleinkind und Baby auf Reisen: Mexiko. © Claudia Rorarius

Ich habe mich aufgemacht und war nach dem anstrengenden Aufstieg geflasht von einem wahnsinnig tollen Ausblick über den Urwald. Als ich wieder unten war, haben alle zusammen entspannt im Blätterwald gespielt.

Das gehört zu deiner Lebenseinstellung, oder?

Ja, das macht mir das Leben leichter und auch schöner. Als Alleinerziehende gehört es zu meiner Normalität, andere Mitmenschen in Anspruch zu nehmen, um mal das Kind zu halten, kurz aufzupassen oder anderweitig auszuhelfen. Nach dem Motto: Irgendjemand wird schon da sein.

Und wie seid ihr eigentlich mit dem fremden und wahrscheinlich ungewohntem Essen klargekommen?

Bestens. Ich habe beide Kinder lange gestillt, so dass die Grundversorgung schon mal gegeben war. In Südafrika ist das Essen auf sehr hohem Niveau, Obst habe ich an öffentlichen Ständen gekauft und sonst waren wir natürlich auch oft im Supermarkt, dann gab es auch immer mal wieder Brot und Würstchen.

Mit Baby in der Welt unterwegs // HIMBEER
Mit Baby auf Reisen © Claudia Rorarius

In Mexiko hatten wir auch mal Magen-Darm-Probleme, aber nie schlimm. In Sansibar war ich öfter in Resorts am Strand essen, dann konnten wir dort anschießend auch den entsprechenden Pool und die Anlage benutzen und uns länger dort aufhalten.

Was würdest du heute oder in Zukunft mit deinen gewonnenen Erfahrungen anders machen?

Ich würde nicht mehr allein mit kleinem Kind nach Südafrika fahren, das Land ist doch ziemlich gefährlich, dorthin würde ich heute nur noch mit älteren Kindern reisen. Und auch die langen Fahrten mit zwei kleinen Kindern im Auto in Mexiko waren manchmal brenzlig, weil du schnell in sehr einsamen Gegenden im Nirgendwo landest. Die hygienischen Bedingungen sind natürlich auch oft unter dem europäischen Standard. In Sansibar hatte ich eine Blaseninfektion, die ich verschleppt und zu lange auf die leichte Schulter genommen habe.

Gerade als Alleinverantwortliche für die Kinder würde ich heute manches Mal schneller reagieren und auch andere um Hilfe bitten. Generell werden Aljoscha und Jascha natürlich immer aktiver und selbsständiger, deshalb freue auch ich mich zunehmend über eine Kinderbetreuung vor Ort.

Und was gehört zu den Highlights, für die sich jeder Cent und jede Anstrengung auf jeden Fall gelohnt haben?

Ich habe alle drei Reisen in sehr guter Erinnerung und bin natürlich auch weiterhin gern mit Kind und Kegel unterwegs, sobald sich die Möglichkeit bietet. Nie vergessen werde ich den Sonnenaufgang auf dem Tafelberg um sechs Uhr morgens mit Aljoscha an meiner Hand.

Bootsausflug in Sansibar mit Delfinen // HIMBEER
© Claudia Rorarius

Oder auch den Bootsausflug in Sansibar, als wir mit Bekannten einen schönen langen Tag in einem Holzboot auf dem Meer verbracht haben und plötzlich umringt waren von einem Schwarm springender Delfine.

Tags zuvor hatte ich extra eine Delfntour gebucht, auf der sich aber kein einziges Exemplar hat blicken lassen. Wir wurden an diesem magischen Tag völlig unverhofft damit beschenkt, was auch für die Kinder ein Riesenspaß war.

Ihr möchtet unsere Tipps und Hinweise regelmäßig per Mail bekommen?
Newsletter abonnieren

Top-Urlaubsziele

Reisen mit Babys und Kleinkindern

Sommerspaß mit Leichtigkeit

 

Consent Management Platform von Real Cookie Banner