Julia Heilmann und Thomas Lindemann möchten ihre beiden Söhne natürlich gegen nichts in der Welt eintauschen und doch sehnen sie sich manchmal nach der kinderlosen Zeit zurück, in der sie noch keine Ahnung hatten, was das Elternsein für sie bereithalten würde. Glück für uns Leser, dass sie davon ebenso schonungslos wie unterhaltsam zu berichten wissen.
Das zweite ehrliche Elternbuch nach Kinderkacke vom Berliner Autorenpaar trägt den ansprechenden Titel: Babybeschiss. Der Untertitel „Wie Eltern über den Wickeltisch gezogen werden“ macht gleich klar, worum es geht: Babynasentropfen, die sich in nichts, außer dem mehrfachen Preis von normalen Nasentropfen unterscheiden, Kinderwagen im Missoni-Look, unzählige Angebote, die das Sicherheitsbedürfnis und die Unsicherheit junger Eltern ausnutzen, um ihnen überteuerten und teilweise völlig sinnlosen Kram zu verkaufen. Neben dem Konsumterror, dem Eltern ausgesetzt sind, geht es in dem amüsanten Buch aber auch um deren Erfahrungen, von denen man sich als Nichteltern noch keine Vorstellung machen konnte. Davon berichtet das Paar ehrlich, ob es der erste Club-Urlaub mit zwei Kleinkindern, verzweifelte Versuche, den eigenen Beckenboden wieder zu stärken, um nicht als körpeliches Wrack zu enden, oder allgemeine Überforderung ist und räumt nebenher mit dem Mythos Pregnacy Hill-Prenzlauer Berg auf.
Julia Heilmann/Thomas Lindemann: Babybeschiss | 223 Seiten | Hoffmann und Campe | 09/2011 | 978-3-45550220-6 | 14,99 Euro | bei amazon bestellen