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Hebammenbetreuung in Corona-Zeiten

Am 2. April launcht die neue Hebammenvermittlungs-Plattform Ammely des Deutschen Hebammenverbandes, mit deren Hilfe Schwangere leichter eine Hebamme und Beratung finden können. Aufgrund der Auswirkungen von COVID-19 bietet Ammely jetzt auch eine Akutsuche an. Hebamme Valerie Larsen im Interview zur aktuellen Lage für Schwangere und Wöchnerinnen.

Bei der Akutsuche könnt ihr Hebammen finden, die kurzfristig, innerhalb der nächsten Tage, bei akuten Problemen digital oder per Hausbesuch zur Verfügung stehen. Die Akutsuche ist ab dem 2. April verfügbar, die reguläre Suche ab dem 13. April nutzbar.

Durch Ammely gehören aufwändige Recherchen und hoher Zeitaufwand bei der Hebammensuche der Vergangenheit an: Gebe einfach deinen Wohnort, deine gewünschten Leistungen und den erwarteten Geburtstermin deines Kindes an. So werden  nur passende und verfügbare Hebammen angezeigt. Das Beste: Man kann einen Termin direkt anfragen und erhält garantiert eine Antwort. ammely.de

Hebamme Valerie Larsen bei der Betreuung von Schwangeren // HIMBEER
Hebamme Valerie Larsen bei der Betreuung von Schwangeren. © Jennifer Wolf

Eine Hebamme zu finden, ist in den letzten Jahren immer schwieriger geworden, die Gründe dafür sind vielfältig. Dazu und wie sich die Situation für Schwangere und Hebammen während der Corona-Pandemie verändert, haben wir die erfahrene Hebamme Valerie Larsen befragt.

Betreuung von Schwangeren, Geburten und Wochenbett während der Corona-Krise

Was bedeutet die Situation für die Arbeit der Hebammen?

Das kommt sicherlich sehr auf den Arbeitsplatz der Hebamme an. Unsere Kolleginnen in der Klinik halten tapfer die Stellung, um auch mit wenig Personal eine gute Geburtshilfe zu leisten. Ganz aktuell ist es sehr schwer, den Frauen die Angst vor Ansteckungen in der Klinik zu nehmen oder ganz für sie da zu sein, wenn sie ohne Begleitung in den Kreißsaal müssen. Das ist wahrscheinlich der härteste Job im Moment.

Schwangere und Partner beim Hebammenbesuch // HIMBEER
© Jennifer Wolf

Meine freiberuflichen Kolleginnen haben teilweise ihre liebe Not, Schutzausrüstung zu organisieren, wenn sie Familien zu Hause betreuen, die Erkältungssymptome zeigen oder unter Quarantäne stehen. Einfach ist es wahrscheinlich an keiner Stelle des Gesundheitssystems in dieser Situation.

Tröstend ist sicherlich, dass die meisten Frauen, die wir betreuen, nicht zu Risikogruppen gehören und dass Neugeborene nach bisherigem Kenntnisstand auch nicht besonders gefährdet sind.

Worauf sollten Schwangere und Mütter mit Neugeborenen gerade besonders achten?

Im Prinzip gelten für alle die gleichen Regeln für konsequente Händehygiene und Hustenetikette. Dazu gehören im Moment leider aber unbedingt reduzierte soziale Kontakte und ein Abstand von möglichst zwei Metern zum Gesprächspartner. Konkret bedeutet das, auf den Kaffeeklatsch mit den schwangeren Freundinnen zu verzichten und auch nicht zum Kurs zu gehen.

Wenn das Baby da ist, fällt es sicher vielen Freunden und frisch gebackenen Großeltern schwer nicht zu Besuch zu kommen. Es ist aber sehr wichtig sich zu schützen, indem man die Übertragungschancen so gering wie möglich hält.

Hebammen betreuen Schwangere vor, während und nach der Geburt // HIMBEER
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Für uns Hebammen ist es ohnehin immer schon ein Anliegen gewesen, dass die Eltern und Kind das Wochenbett als Zeit der Erholung und des Kennenlernens ganz exklusiv für sich verbringen. Das ist also vielleicht auch eine Chance die Baby-Flitterwochen so richtig ruhig zu genießen.

Worauf müssen sich Schwangere in Bezug auf Geburt und Wochenbett einstellen?

Wir wissen natürlich nicht, wie sich die Situation weiter entwickelt. Ich hoffe, dass sich in den nächsten Wochen eine Routine einstellt, mit der wir alle gut zurechtkommen. Im Moment ist es in manchen Krankenhäusern üblich, die Gebärenden nur ohne Begleitung in den Kreißsaal zu lassen. Hier wünsche ich mir, dass wir bald einschätzen können, ob das wirklich notwendig ist und wenn ja, dann ist es umso mehr die Aufgabe des Personals die Frauen intensiv und einfühlend zu begleiten.

Hebamme Valerie Larsen bei der Betreuung von Schwangeren // HIMBEER
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Im Wochenbett kann es sein, dass die Hebamme ab und zu Videotelefonate anstelle von Hausbesuchen vorschlägt. Das wird sie natürlich nur tun, wenn nicht die Notwendigkeit für Untersuchungen oder Behandlungen besteht und sich die Fragen und Gespräche auch gut über den Bildschirm eignen. Der Rückbildungskurs wird wohl einfach ein bisschen später starten müssen, das wird aber kein Problem sein.

Falls sich Schwangere mit COVID-19 infizieren, was bedeutet dies für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett?

Zunächst ist es gut zu wissen, dass Babys sich im Mutterleib scheinbar nicht bei einer infizierten Mutter anstecken können. Nach der Geburt versucht man im Moment eine Ansteckung mit verschiedenen Maßnahmen zu verhindern.

Hebamme Valerie Larsen bei der Betreuung von Schwangeren // HIMBEER
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Ich hoffe ehrlich gesagt, dass das eine Ausnahme bleibt und wir feststellen, dass Neugeborene bei ihren Müttern bleiben können und trotzdem nicht gefährdet sind. Die betreuenden Personen werden jedenfalls Schutzkleidung und Mundschutz tragen um eine Übertragung zu vermeiden, so viel ist sicher.

Grundsätzliche Situation der Hebammen in Deutschland

Wie lässt sich der Hebammenmangel in Deutschland erklären?

Die Geburtenrate ist tatsächlich in den letzten Jahren gestiegen und wir merken einfach, dass viele Frauen schon früh eine Hebamme für die Schwangerschaft und das Wochenbett suchen aber keine mehr bekommen.

Unterscheidet sich die Situation regional oder ist es bundesweit ähnlich?

Es gibt  Regionen auf dem Land, wo einfach keine Hebamme mehr wohnt. In den Städten konzentriert sich dann der Babyboom auf bestimmte Bezirke, in denen man früh anfangen muss mit der Hebammensuche. Die Kliniken suchen fast überall nach Hebammen für den Kreißsaal und besonders Hausgeburtshebammen gibt es einfach weniger, als die Frauen sich es wünschen.

Hebammensuche Betreuung Wochenbett und Schwangerschaft // HIMBEER
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Das liegt mit Sicherheit an den horrenden Kosten für eine Haftpflichtversicherung. Allerdings ist es wirklich wichtig zu wissen, dass die Haftpflicht für Hebammen anders funktioniert als die fürs Auto. Dort ist es so, dass ein Unfall die Kosten für die Versicherung steigen lässt.

Bei uns funktioniert das anders und sehr kompliziert. Es ist jedenfalls seit Jahrzehnten so, dass immer weniger passiert, die Kosten für die Geburtshelfer steigen trotzdem extrem. Das hat viele Hebammen zum Aufgeben gezwungen die uns heute sehr fehlen.

Was hat sich in den letzten Jahren verändert?

Seit dem letzten Jahr ist der Beruf der Hebamme zu einem akademischen geworden. Das ist ein wichtiger Schritt, der der Komplexität und dem Wissen der Geburtshilfe angemessen ist. Das wird hoffentlich viele junge Menschen jeden Geschlechts (Männer können nämlich auch Hebamme sein und genauso heißen) motivieren, auch Hebammenwissenschaften zu studieren, zu forschen und in diesem tollen Beruf zu arbeiten.

Was wünscht du dir für die Zukunft deines Berufs?

Ich wünsche mir, dass alle Frauen, die sich eine Geburt außerhalb der Klinik wünschen, dafür eine kompetente Hebamme oder ein ganzes Team an ihrer Seite findet. Dabei kann auch Ammely helfen, eine Plattform zur Vermittlung von Hebammenleistungen, die der Deutsche Hebammenverband gemeinsam mit Keleya entwickelt hat.

7 Fragen an … Sarah Müggenburg

Damit werden Frauen leichter Hebammen in ihrer Nähe finden, die Zeit für sie haben und das anbieten, was sie suchen. Für unseren Beruf werden mehr forschende Hebammen in Zukunft zeigen, dass Betreuung und Beziehung der große Wurf in der Geburtshilfe sind und das technisierte, anonyme Abläufe immer schlechter funktionieren als ein gut ausgebildeter Mensch mit Herz, Hand und Hirn.

Was können wir tun, um die Hebammen zu unterstützen?

Viel. Krankenkassen und Politiker brauchen Rückmeldung über den Bedarf und die Bedürfnisse junger Familien. Man kann die Unterversorgung melden, wenn man sie am eigenen Leibe erfährt und sich über Kampagnen informieren.

Auf der Website des Deutschen Hebammenverbands findet man alles, was man braucht. Am Ende hilft es aber Familien und Hebammen, wenn man einfach erzählt, wie die Hebammenbetreuung einen in der frühen Familienphase unterstützt hat. Es gibt immer noch Frauen, die nicht wissen, dass sie Anspruch auf die Begleitung einer Hebamme haben, das sollten wir leicht ändern können.

Ammely erleichtert die Suche nach einer passenden Hebamme

Auf Ammely.de, der neuen Plattform des Deutschen Hebammenverbandes lässt sich – deutschlandweit und kostenlos – eine passende Hebamme in der Nähe finden.

Über eine dreiviertel Million Frauen und Familien benötigen jedes Jahr eine Hebamme. Angebote im Internet gibt es genügend. Dennoch empfinden viele die Suche als langwierig und frustrierend. Denn keines der Internetportale zeigt die verfügbaren Zeiten von Hebammen an. Die neue, kostenfreie Plattform ammely.de soll dies ändern. Hierfür sind der Deutsche Hebammenverband e.V. (DHV) und das Berliner Startup Keleya Digital-Health Solutions GmbH eine Kooperation eingegangen.

Hebammen-Vermittlung-Plattform Ammely // HIMBEER
© Ammely

„Wir wissen, dass viele Menschen oftmals entmutigt sind, weil sie keine Hebamme finden“, so Ulrike Geppert-Orthofer, Präsidentin des DHV. „Auch Hebammen, die tagtäglich Frauen keine Termine anbieten können, frustriert diese Situation. Das neue Angebot soll nun dabei helfen, möglichst schnell eine Hebamme zu finden.”

Frauen können bei ammely.de den voraussichtlichen Entbindungstermin, ihren Wohnort und die gesuchte Leistung angeben. Hebammen tragen ihren Betreuungsradius, die Kapazitäten sowie ihr Leistungsangebot ein. Alle Angaben werden dann abgeglichen und passend zusammengeführt. Die Hebammensuche ist bereits so gefiltert, dass Anfragen zielführend und einfach vermittelt werden.

Für Victoria Engelhardt, Gründerin und Geschäftsführerin von Keleya Digital-Health Solutions GmbH, ist Ammely eine Herzensangelegenheit: „Schwangere warten in Deutschland oft sehr lange auf die richtige Betreuung – und bekommen sie manchmal leider nicht. Die Zusammenarbeit mit Hebammen für eine bessere und überregionale Versorgung ist mir deshalb ein großes Anliegen. Ganz wichtig finde ich dabei, dass dieses Angebot für Schwangere, Familien und auch Hebammen gratis ist.“

Keleya-Gründerinnen Sarah Müggenburg und Victoria Engelhardt // HIMBEER
Keleya-Gründerinnen Sarah Müggenburg und Victoria Engelhardt. © Sophia Lukasch

 

Austausch und Beratung durch während der Coronazeit auf Facebook und Instagram

Zur Beantwortung aktueller Fragen zu Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillen während der Coronazeit wurde eine Facebook Gruppe mit Hebammenberatung eingerichtet: Schwanger und Geburt Hebammen-Support in der Coronazeit

Zudem findet ihr mittwochs und freitags von 15:30-16:00 Uhr auf Instagram eine Live IG Story mit einer Hebamme.

Hebamme Valerie Larsen

Seit wann bist du Hebamme?

Seit 2010.

Wie hast du deinen Weg in den Beruf gefunden?

Meine Mutter ist Hebamme und ich bin in dem Thema aufgewachsen. Mit ihr zusammen habe ich ein paar Jahre eine Hebammenpraxis auf dem Land geführt. Dann hatte ich nochmal Lust auf Lernen und habe nebenbei Bildungswissenschaften studiert.

Mittlerweile versorge ich Hebammen in Deutschland mit Online-Fortbildungen und betreue nur noch ein paar Frauen in Schwangerschaft und Wochenbett.

Hast du selber Kinder?

Mein erstes Kind habe ich in der Ausbildung zur Hebamme bekommen, sie ist fast elf und mein Sohn ist sieben Jahre alt.

Würdest du jungen Menschen heute empfehlen, den Beruf als Hebamme zu ergreifen?

Ja natürlich. Ich würde jedem empfehlen den Beruf zu wählen, der einen berührt, interessiert und begeistert. Als Hebamme arbeite ich oft am Wochenende, abends oder gehe während dem Mittagessen ans Telefon um dringende Fragen zu beantworten.

Man braucht in einem Beruf wie diesem einfach mehr als die Idee, Zeit mit süßen Babies zu verbringen, das ist nämlich der kleinste Teil unserer Arbeit.

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