„Unser Herz schlägt für Kinder und Jugendliche. Damit Kinder nie mehr vergessen, wie großartig sie sind und wieviel Gutes sie mit Geld bewirken können.“ Karolina Decker und Babett Mahnert sind Finanzexpertinnen, Unternehmerinnen und Gründerinnen von Schulgold und davon überzeugt, dass wir mit mehr finanzieller Bildung gemeinsam in einer großartigen Welt leben können.
Über 50 Prozent der Menschen in Deutschland haben keinerlei finanzielle Bildung erhalten. Kinder lernen in der Schule nicht, welche Bedeutung und welchen Wert Geld hat. Aufgrund des Nichtwissens können sie häufig keinen gesunden Bezug zu ihren Finanzen herstellen, ihnen fehlt das Verständnis dafür, wie es gelingen kann, sich ein Leben in Fülle aufzubauen.
Zudem führt mangelnde finanzielle Bildung dazu, dass Menschen nicht erkennen, dass sie alleine für ihre finanzielle Situation verantwortlich sind. Sie suchen „Schuldige“, die für ihre Lage zuständig sind.
Interview mit Babett Mahnert von Schulgold
Babett hat 17 Jahre lang über 10.000 Kund:innen in verschiedenen Banken betreut. Heute liebt sie es, ihr Wissen an Kinder und Jugendliche weiterzugeben und sie mit Spaß für Finanzen zu begeistern. Uns hat sie schon während des Interviews Lust gemacht, viel mehr über Geld und finanzielle Wünsche zu sprechen.
Warum reden Eltern so selten mit ihren Kindern über Geld?
Da gibt es unterschiedliche Gründe, häufig ist es die eigene Unsicherheit. Viele Eltern bekommen schwitzige Hände, wenn es um das Thema Geld geht, sie denken meist, dass sie sich selbst nicht gut genug auskennen, fühlen sich unwohl mit dem Thema Finanzen und meiden es deshalb. Ein weiterer großer Punkt ist die mangelnde Zeit.
Geld in den Alltag mit Kindern zu integrieren, was dann allen auch möglichst noch Freude bereiten soll, ist nicht einfach – denken zumindest viele. Unsere Arbeit zielt deshalb auf eine sehr unkomplizierte Herangehensweise. Ihr braucht kein großes Ding draus machen und es reichen schon fünf bis zehn Minuten in der Woche, die bei allen Beteiligten Wirkung zeigen.
Wie schafft es Schulgold, Finanzen attraktiv zu machen, was bietet ihr an?
Wir vermitteln das Thema sehr spielerisch und kindgerecht. Auf unserer Website könnt ihr kostenlos an unseren Finanz-Challenges teilnehmen. Ihr erhaltet dann ein interaktives Workbook mit vier spannenden Finanz-Challenges für euch und eure Kids. Zunächst braucht niemand eine große Strategie, die erarbeitet werden muss.
Der normale Alltag bietet schon viele Gelegenheiten zum Üben und Anwenden, zum Beispiel beim Einkaufen. Ihr könnt zusammen eine Einkaufsliste fürs Wochenende erstellen und seht dann im Supermarkt, dass es viele verschiedene Sorten Nudeln gibt. Welche davon kauft ihr aus welchen Gründen?
Oder drückt etwas älteren Kindern einen Zehn-Euro-Schein in die Hand und lasst sie ein Gefühl dafür entwickeln, was dieser tatsächlich heute wert ist. Kann man von dem Gekauften ein Abendessen zubereiten, von dem alle satt werden? Kinder müssen lernen, Geld auszugeben, auch als physisches Erleben, das kann ich nicht oft genug sagen. Sie sollten offen sein und irgendwann einschätzen können, was Sachen real kosten.
Wie lassen sich Finanzen transparent für Kinder darstellen?
Es gibt Kinder, die sparen gerne und manchen können ihr Geld nicht schnell genug ausgeben. Man könnte Kinder fragen: Stell dir mal vor, jede:r bekommt 1.000 Euro geschenkt, oder sogar 2.000 Euro, was wollt ihr damit machen? Um mit den Kindern zusammen Ziele zu definieren – kurz-,
mittel- und auch langfristige.
Das ist eine Aufgabe, die eigentlich allen Spaß macht. Dabei hilft auch ein Visionboard, dass zusammen gebastelt und gemalt werden kann. Welche Ziele habe ich und welche davon will ich wirklich erreichen, möglichst schnell oder erst in der Zukunft? Ein Kind, das gern und viel Geld ausgibt, ist genauso richtig wie eins, das vielleicht auch aus Unsicherheit mehr spart.
Bargeld und ein regelmäßig gezahltes Taschengeld sind von großem Vorteil für Kinder, um einen guten Finanzüberblick zu fördern. Ebenso hilft ein kleiner Ausgabenzettel, um deutlich zu machen, was und wie viel ausgegeben und investiert wurde.
Vereinbart einen Termin und eine Summe – zum Beispiel anhand der Tabelle vom Familienportal des Bundesministeriums – und legt die Auszahlung des Taschengelds in die Hände der Kinder, rennt ihnen also nicht damit hinterher. Dann werden sie sich später im Leben auch viel eher trauen, nach Geld zu fragen.
Ab welchem Alter ist es sinnvoll mit Kindern über Geld zu reden und Taschengeld zu zahlen?
Grundsätzlich ist dann der richtige Zeitpunkt, wenn eure Kinder beginnen, danach zu fragen. Das geht meist in der ersten oder zweiten Klasse los. Eine schöne Spardose macht Lust auf einen guten Umgang mit Geld, beklebt ein Glas, bastelt eine Box oder kauft eine glitzernde Spardose, die vermittelt: Geld ist wichtig und wertvoll.
Wir arbeiten bei Schulgold mit Kindern ab etwa dreizehn Jahren, auch im Einzel-Coaching. Bei bestimmten Workshops empfehlen wir, dass die Eltern nicht dabei sind, gerade wenn es um Budget-Checks geht. Es gibt natürlich auch Workshops für Eltern, in denen es um Anlagen und den Umgang mit Geld für Kinder in einem bestimmten Zielalter geht. Unterhaltet euch darüber, welche Fragen, Interessen und Wünsche bestehen.
Was ist los in der Gesellschaft? Wird es irgendwann ein Schulfach „Geld und Finanzen“ geben?
Darauf wollen und können wir nicht warten. Wir haben mittlerweile auch Kontakt zum Bundestag und werden zu Expert:innenrunden eingeladen, doch die Mühlen mahlen zu langsam. Wir lieben das Thema so sehr und unsere Coachings und Inhalte ziehen immer größere Kreise. Wir haben Schulgold als eine digitale Plattform gegründet, um das Thema finanzielle Bildung in die Schulen zu bringen.
Doch auch andere Institutionen und private Haushalte zeigen großes Interesse und Nachholbedarf. Wir brennen für das, was wir tun, weil wir tief davon überzeugt sind, dass finanzielle Bildung unsere Gesellschaft voranbringt. Wir sind mittlerweile in ganz Deutschland unterwegs und bieten Workshops und unsere Expertise an. Denn über das fachliche Wissen hinaus haben wir über die Jahre mit einer breiten Zielgruppe von Kindern und Jugendlichen aus allen sozialen Schichten Erfahrungen machen dürfen und sind daran gewachsen.
Welche Auswirkungen hat mangelnde finanzielle Bildung?
Menschen sind dann nicht in der Lage, fundierte finanzielle Entscheidungen zu treffen. Es entwickelt sich kein Selbstverständnis für Geld, weil sie den Wert gar nicht erkennen. Zur finanziellen Bildung gehört auch der richtige Umgang mit Krediten.
Es fehlt eine Aufklärung darüber, welche negative Spirale sich durch Verschuldung in Bewegung setzen kann. Kauft euch nichts, was ihr euch nicht leisten könnt! Wenn ich nicht von Anfang an lerne, einen strategischen Umgang mit Geld zu entwickeln, dann wird es mir schwerfallen, ein Vermögen aufzubauen und zu planen.
Heute locken Null-Prozent-Finanzierungen und es ist zum It-Faktor geworden, bestimmte Dinge auf Pump zu kaufen. Banken und Wirtschaftsunternehmen verführen mit günstigen Konsument:innenkrediten und viele sind dabei nicht ehrlich zu sich und gestehen sich nicht ein, dass sie sich bestimmte Dinge im Augenblick einfach nicht leisten können.
Es ist wichtig, alternative Wege zu entwickeln. Zum Beispiel macht es keinen Sinn, aktuell einen Urlaub zu buchen, der die nächsten ein bis drei Jahre zurückgezahlt werden muss. Wie wollt ihr euch später einen Urlaub leisten, wenn es heute schon nicht möglich ist? Wenn ihr verreisen wollt und nicht genügend Geld zur Vefügung steht, dann nutzt Systeme wie Couchsurfing oder „Work and Travel“. Menschen mit geringerer finanzieller Grundbildung schließen eher teure Kredite ab, sparen weniger für ihr Alter und wissen häufig nicht einmal, welchen effektiven Zinssatz sie für Kredite bezahlen.
Dabei sind es vermeintlich einfache Konzepte, die zumindest helfen würden, nicht in eine Schuldenfalle zu geraten. Entwickelt möglichst frühzeitig Ideen, um euer Einkommen zu erhöhen oder spart das Geld für den täglichen Coffee to go und zahlt dies auf ein Extra-Konto ein. Eine realistischen Einnahmen-Ausgaben-Kalkulation ist hier das A und O. Finanzielle Bildung ist für mich die Grundvoraussetzung für ein erfülltes und erfolgreiches Leben.
Gibt es noch einen Geheimtipp zum Thema Sparen?
Das ist gar nicht so schwer. Legt konsequent von jeder Einnahme (Gehalt, Rechnungen, Sonderzahlungen, Geburtstagsgeld etc.) eine feste prozentuale Summe, zum Beispiel zehn bis 15 Prozent auf ein gesondertes Konto. Beim Kleingeld empfehle ich, täglich euer Portemonnaie von den Münzen zu entleeren und damit ein großes Sparschwein zu füttern.
Nach einem Jahr werdet ihr überrascht sein, wieviel zusammengekommen ist. Wir streben oft nach den großen Dingen und vergessen dabei die kleinen. Und bezahlt alles in bar! Dies führt dazu, dass ihr viel bewusster seid, wenn ihr Ausgaben tätigt, weil ihr sie direkt spürt.
FINANCE FAM JAM – Finanzfestival für Teens und Eltern
Allen Interessierten ist unser Finanzfestival „Wie ihr als Familie gut mit Geld umgeht“ am 20. September 2025 zu empfehlen, bei SAP in Berlin-Mitte – ganz bestimmt ohne Schulbank-Feeling! Eltern und Jugendliche von 13 bis 17 Jahren lernen hier gemeinsam, locker, flockig und alltagstauglich über Finanzen zu sprechen.
Themen sind: „Wie ich mit Geld die Welt ein kleines Stück besser machen kann“ oder „Wie funktioniert ein Handyvertrag?“ Wir machen Visionboard-Challenges, Budget-Checks und es gibt einige Schätz-Aufgaben. Eltern können dort erfahren, wie ihr mit eurem Kind über Geld ins Gespräch kommt, ohne dass jemand die Augen verdreht oder wie ihr am besten Geld für den Nachwuchs anlegt.
Finanzfestival für Jugendliche und Eltern mit wenig Zeit und großen Wünschen: FamJam 2025, 20.09.2025, 10:00–16:00, 13-17 Jahre, SAP, George-Stephenson-Str. 7-11, 10557 Berlin, schulgold.com