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7 Fragen an… Rufus Beck

Wenn wir uns vor die Musikanlage setzten, die Playtaste drücken und die sanfte Stimme uns um die Ohren schmeichelt, kann es schon mal passieren, dass man drei Tage weg vom Fenster ist. Denn Rufus Beck sieht seine Berufung nicht im normalen Vortragen, nein, er hat es sich zur Aufgabe gemacht, seine Zuhörer:innen oder auch Zuschauer:innen zu verführen.

Verführen zum Loslassen des Alltags, sich treiben lassen in eine andere Welt voller interessanter Charaktere und fesseln lassen von Geschichten, die durch ihn eine ganz eigene Interpretation erlangen.

Rufus Beck und der Hörbuch-Boom

„Harry Potter und der Stein der Weisen. Von Joanne K. Rowling. Aus dem Englischen von Klaus Fritz. Gelesen von Rufus Beck.“ Dies sind die Worte des Beginns einer Ära, die ohne ihn nicht mehr auszudenken wäre. Rufus Beck, der Mann mit den tausend Zungen, ist durch Harry Potter zur Legende geworden. Er war Teil eines Hörbuch-Booms, der ohne Rufus Beck vielleicht nie so aufgetreten wäre und vielleicht auch nie wieder so auftreten wird.

Bekannt geworden als Sprecher der Harry Potter-Hörbücher: Rufus Beck // HIMBEER
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Als er das Angebot bekam, das besagte Buch einzusprechen, war es in der Hörbuchbranche, ganz im Gegensatz zum Hörspiel,  gewissermaßen verpönt den Stimmen eine eigene Note zu verpassen. Schließlich hatte man als Vorleser:in objektiv zu bleiben. Doch Rufus Beck sah das anders und stellte seine Forderung an den Verlag. Wenn er das machen sollte, dann auch nur auf seine Weise. Der Verlag akzeptierte. Welch Glück!

Doch nicht nur aus den Lautsprechern entführt er uns in fremde Welten. Auch auf der Bühne und als Regisseur ist er vielbeschäftigt unterwegs. Gerade letztes Jahr war er mit Peter Maffay und dem Tabaluga-Musical auf Deutschland-Tournee und davor als Joseph Süß Oppenheimer in „Jud Süß“ bei den Niebelungenfestspielen in Worms zu sehen. Auch mit Rollen in Filmen wie „Die Wilden Kerle“ oder „Der bewegte Mann“ schaffte er sich einen eigenen Platz in unseren Köpfen und hat für letztere sogar einen Bambi erhalten.

Schon alleine die Wahl seiner Rollen, die er sich nicht nach politischen Aussagen aussucht, sondern nach dem, was er für menschlich interessant hält, zeigt das große Repertoire das Beck zu bieten hat. Nun hat das Multitalent, das einen Sohn, eine Tochter und eine Stieftochter hat, die mittlerweile allesamt selbst in der Schauspielbranche unterwegs sind, unsere 7 Fragen beantwortet und wir haben, wie immer, gerne zugehört.

Rufus Beck über seine Erfahrungen als Vater // HIMBEER
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Was hast du dir ganz anders vorgestellt, bevor du Kinder hattest?

Ich wusste nicht, dass ich so ein Familienmensch bin und so viel mit meinen Kindern erleben würde. Kinder sind eine riesige Herausforderung, eine Lebensaufgabe und ich zweifelte, ob ich den Herausforderungen gewachsen sein würde, mit Kindern zu leben, sie zu führen und zu empfindsamen, bewussten, autarken Persönlichkeiten weniger zu erziehen, als zu begleiten.

Egal, wie viele Ratschläge von Freunden, Verwandten und von Ratgeberbüchern kommen, am Ende heißt es doch: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Jeder muss die Aufgabe, „Eltern“ zu sein, auf Lebenszeit selbst erfahren.

Wie würdest du deinen Erziehungsstil beschreiben?

Meinen Erziehungsstil beschreibt am besten mein Sachbuch Kinder lieben Märchen und werden stark fürs Leben*. Ich versuche, Vorbild zu sein und auf Augenhöhe zu kommunizieren, also nicht von oben herab.

Ich bin nicht der Kumpel meiner Kinder, ich bin der Vater und habe wichtige Entscheidungen in ihrem Leben treffen müssen und jetzt ist es an der Zeit loszulassen, und sie ihren eigenen Weg gehen zu lassen.

In meinem Buch schreibe ich: „Im Familienverband spielen Werte eine große Rolle, auch wenn sie meist undefiniert und unausgesprochen bleiben. Wir verlangen von unseren Kindern Disziplin, Pünktlichkeit, Respekt etc. Und warum? Klar, weil es das Zusammenleben erleichtert! Allerdings sollten wir unseren Kindern auch erklären, warum Werte so wichtig sind; dass sie so etwas wie Regeln, Spielregeln sind, die eine Familie funktionieren lassen, aber darüber hinaus auch eine größere und tiefere Bedeutung und Wertigkeit haben.

Sie sind uns, wie das Wort schon sagt, teuer und wertvoll. Werte sind das, was wir als Richtlinie – und als Navigationskoordinaten – wählen auf dem Weg zu dem, was uns lebens- und erstrebenswert erscheint. Die Werte, von denen wir heute sprechen, haben nichts mit Normen, Gesetzen und Geboten zu tun, die von Schule, Staat oder Kirche verordnet werden. Die Werte, um die es hier geht, entstehen und verändern sich in der Praxis, durch Erfahrung und Begreifen.“

Was tust du am liebsten, wenn du mal ohne Kinder bist?

Da gibt es keinen Unterschied, ob ich mit oder ohne Kids bin, ich genieße die Zeit mit meinen Kindern und ich mache sehr gerne Sport: Skifahren, Mountainbike, Klettern, Tauchen, etc. Ich bin viel in den Bergen, wenn es meine Zeit erlaubt und genau das Gleiche mache ich mit meinen Kids, wenn es deren Zeit erlaubt.

Außerdem sind wir künstlerisch auch sehr miteinander verbunden. Zum Beispiel war mein Sohn 2012 als Regieassistent monatelang mit mir auf Tournee, während meiner Inszenierung zu „Tabaluga und die Zeichen der Zeit“.

Was finden deine Kinder richtig blöd an dir?

Meine Ungeduld.

Was ist das Schönste am Leben mit Kindern?

Ich zitiere auch da aus meinem Buch: „Kinder geben mir die Möglichkeit, mit ihnen die Welt neu zu er-fahren, zu hinter-fragen, zu erleben. Auf was hätte ich alles verzichten müssen, wäre ich kinderlos geblieben! Natürlich hätte ich die Sonntagsbesuche im Zoo, die Zirkusveranstaltungen und manchen Kinderanimationsfilm verpasst, aber auch Spielenachmittage mit Monopoly, Activity oder Stadt-Land-Fluss wären an mir vorbeigegangen.

Und das Wichtigste: Ich hätte meine eigene Kindheit nicht noch einmal durch die Augen meiner Kids erleben können. Sandburgen bauen, Fahrrad und Rollschuh fahren lernen, der erste Schultag, die gemeinsamen Urlaube und natürlich die besonderen Familienfeste: Geburtstage, Weihnachten, Ostern. Ich hätte keinen Streit unter Kindern geschlichtet und niemanden trösten dürfen, ich wäre ja nur für mich verantwortlich gewesen. Mit anderen Worten: Ich hätte gar nicht gewusst, was es bedeutet, eine Familie zu gründen, Kinder zu erziehen, für sie da zu sein und eine lebenslange Verantwortung zu übernehmen.“

Was ist euer liebstes Familien-Rezept?

Rezept für Pfannkuchen mit Spargel von Rufus Beck

Zutaten

  • 8 Stangen weißer Spargel
  • 4 Scheiben Schinken
  • 2 großes Eier
  • 200 g Mehl
  • 375 ml Milch
  • 1 Prise Salz
  • 100 g Butter
  • 1 Becher Sahne

Den Spargel schälen, 12 Minuten kochen. In einem Topf die Butter zerlaufen lassen. Währenddessen Eier, Mehl und Milch zu einem Teig verrühren. In einer Pfanne etwas Öl erhitzen und die Pfannkuchen backen.

In einer Pfanne Sahne erhitzen,würzen und unter ständigem Rühren zu einer sämigen Sauce machen. Pfannkuchen mit Schinken und mit zwei Spargelstangen belegen, mit der Sahnesauce beträufeln und den Pfannkuchen zusammenrollen. Fertig!

Was sind eure Lieblingsempfehlungen für Unternehmungen?

Mit meinem Sohn fahre ich jedes Jahr mit dem Mountainbike über die Alpen und mache eine sogenannte Transalp Tour auf Forst und Trampelfaden. Im Internet gibt es viele Anregungen dazu.

Wie andere Eltern das Leben mit Kindern gestalten, lest ihr in unserer Interview-Reihe
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