Tolle Kinderbücher, Ratgeber und Spiele frei Haus. Die Librileo-Bücherboxen sind inzwischen schon quer durch Deutschland unterwegs. HIMBEER stellt gerne Gründer:innen vor: So haben wir auch Sarah Seeliger von librileo getroffen und sie nach ihren Beweggründen gefragt, sich mit einer Idee selbstständig zu machen.
Weiße, hohe Decken, große Räume, hell, hier und da Spielzeug. Die Charlottenburger Wohnung von Sarah Seeliger und Julius Bertram ist ein Altbau-Traum und mehr als das. Sie ist nämlich gleichzeitig das Büro der gemeinnützigen Organisation Librileo, die Sarah zusammen mit ihrem Mann Julius im Februar 2015 gründete. „Librileo ist ein Leseförderangebot, bestehend aus Vorleseveranstaltungen im Kiez und kostenfreien Bücherboxen“, erklärt sie. Ihr Angebot richtet sich dabei vor allem an sozial schlechter gestellte Familien und Ziel ist es, ähnliche Bildungschancen für alle Kinder zu erzielen.
Die Freude an Büchern schon ganz früh fördern
Eine Librileo-Bücherbox besteht aus einem Kinderbuch, einem Ratgeber und einem Spiel für eine bestimmte Altersgruppe. Die Spanne an verfügbarem Lesestoff reicht von der Geburt bis zur Einschulung.
Dass die Bücher sorgfältig für das jeweilige Kind ausgewählt werden und dabei auf Alter und Entwicklungsstand geachtet wird, ist Sarah besonders wichtig: „Alle Menschen auf der Welt haben verschiedene Interessen, deshalb gibt es auch ganz viele verschiedene Bücher. Wie Kinder aus der Kleidung herauswachsen, wachsen sie auch in den ersten sechs Jahren aus den Themen heraus, die wichtig sind. Von der Trotzphase, über „Ich gehe jetzt auf‘s Töpfchen“ bis hin zu „Ich komme in die Kita oder Schule“, da passieren so viele Sachen.“ Hier lohnt es sich, so die 29-Jährige, mit Kinderbüchern anzusetzen und den Kindern immer wieder neues Lesematerial anzubieten.
Wenn sie in die Schule kommen, sind sie so schon an den Umgang mit Büchern gewöhnt. „Freude am Wort und an Sprache schult man am besten schon bei Babys“, so die Dreifachmama von Mathilda (6), Magnus (4) und Martha (9 Monate).
Inzwischen arbeiten neun festangestellte Mitarbeiter:innen für die Organisation. Schnell ist das Team im letzten Jahr gewachsen, in der Gründung von Librileo steckt viel Arbeit und vor allem viel Herzblut. Unterstützt werden die beiden durch eine Langzeitförderung einer Stiftung. Hierfür müssen sie bestimmte Ziele in bestimmten Zeiträumen erreichen. Für sie kein Problem, denn ihr Angebot, bei librileo Mitglied zu werden und so das Bücherbox-Abo und freien Eintritt zu Vorlesestunden zu erhalten, wird super angenommen.
Kleine Hürden gilt es noch zu überwinden
In erster Linie arbeiten Sarah und Julius mit anderen sozialen Akteur:innen zusammen, also Kitas, Familienzentren, Bibliotheken und so weiter. „Dort lieben alle unsere Boxen“, sagt Sarah. Eigentlich alles perfekt, und doch sind Sarah und Julius auf eine Hürde gestoßen: Die Mitgliedschaft bei Librileo kostet im Jahr 62 Euro. Um die Bücherboxen kostenfrei zu bekommen, müssen die Eltern den Antrag des Bildungs- und Teilhabepakets über das Jobcenter ausfüllen und das ist die Herausforderung. „Viele Eltern können den komplizierten Antrag nicht alleine ausfüllen, zum Beispiel wegen sprachlicher Barrieren, sie brauchen Hilfe dabei“, sagt Sarah. „Daran schrauben wir zurzeit, wie wir da unterstützen können“.
Eine Idee, die sie schon erfolgreich umgesetzt haben, war eine extra eingerichtete Beratungsstelle zum Bildungs- und Teilhabepaket im Rahmen eines Pop-up-Ladens. Damals hat HIMBEER den Löwenladen von librileo in Marzahn besucht, in dem eine Woche lang täglich tolle Ferienangebote stattfanden. Nächste Woche eröffnet der zweite Löwenladen in Berlin-Spandau.
Berlin ist inspirierend und steckt einfach an
Alles in allem sind Sarah und Julius froh, in Berlin gegründet zu haben, da hier die Szene sehr groß sei und es viele Angebote für den Einstieg, gerade in Sachen Start-ups, gebe.
Im Bereich Social Entrepreneurship, in dem sie sich hauptsächlich bewegen, gebe es aber deutlich weniger Veranstaltungen, findet Sarah, die Gründung und Nachfolge studiert hat: „Um zu gründen, braucht man immer viel Elan, wenn man den nicht hat, dann ist es in jeder Stadt schwer. Berlin ist inspirierend und steckt an. Und das macht es einfacher.“
Auch so fühlen sich die Fünf zusammen als Berliner: „Wir haben unsere Familie hier gegründet. Julius ist quasi Berliner, er ist nur aus Versehen in einer anderen Stadt geboren, aber vom ersten Tag an hier aufgewachsen“, sagt Sarah, sie selbst ist seit zehn Jahren in der Hauptstadt.
„Wir haben bewusst eine Wohnung gesucht, in der wir unser Zuhause und unser Büro zusammenpacken können, damit Julius mehr mitbekommt von dem Baby und möglichst viel an allem teilhaben kann. Die Gründung von librileo habe aber absolut nichts mit ihrer Familienplanung zu tun, erklärt Sarah, schon vor den Kindern hatten beide vor, sich mit einer guten Idee selbstständig zu machen.
Und als Sarah schwanger wurde, entschieden sie sich, den Plan weier zu verfolgen: „Unser erstes Start-up ist damals gleichzeitig mit Magnus ‚geboren‘, Mathilda war schon auf der Welt. Und wir dachten: jetzt oder nie!“ Damals arbeiteten sich die beiden hinein in die Szene, doch es ging schief und sie verloren alles. „Es hieß immer: Vier Jahre gibst du alles auf und dann bist du reich. Jetzt weiß ich, den Deal gehe ich nie wieder ein“, sagt Sarah.
Die Erfahrungen der letzten Jahre nehmen sie gerne mit. So, wie es jetzt ist, ist die Familie sehr glücklich. „Am Anfang waren Julius und ich wie Sparring-Partner, haben uns gegenseitig gecoacht“, lacht sie. Inzwischen ist die Arbeitsteilung zwischen den beiden perfekt. „Bei uns ist es so: Wir arbeiten beide, lächeln uns dabei an, und lieben das, was wir tun!“