In den nächsten Jahrzehnten gibt es für uns als Menschheit eine zentrale Herausforderung: Wir müssen unsere Erde als lebenswerten Planeten erhalten, indem wir die Welt, so wie wir sie heute kennen, verändern.
Unsere Lebensweisen und Wirtschaftsmodelle gilt es schnellstmöglich auf Nachhaltigkeit umzustellen. Inspiration, Know-how und Vorbilder gefällig?
Michael Lülf ist Nachhaltigkeits-Vorreiter und Initiator der Green World Tour. Mit diesem Event bringt er die ganze Vielfalt eines ökologisch bewussten Lebensstils an jeweils zwei Messetagen in viele deutsche und österreichische Metropolen. Im Interview steht er uns Rede und Antwort.
Interview mit Michael Lülf, dem Gründer der Green World Tour
Was genau hat dich 2016 dazu angetrieben, die AUTARKIA GmbH zu gründen und die Green World Tour zu starten?
Mit wachsender Familie und nach vielen Jahren Erfahrung im Messegeschäft wollte ich meine aufgebaute Eventkompetenz gerne nutzen, um mich beruflich für eine bessere Welt zu engagieren.
So entstand die Idee zur Gründung der Autarkia GmbH und der Green World Tour Eventreihe, immer das Ziel vor Augen Nachhaltigkeit zum Mainstream zu machen.
Wie sahen die ersten Schritte aus?
Als erstes habe ich mir angesehen, welche Events bereits angeboten wurden. Das waren vor allem vegane Messen oder nachhaltige Lifestyle-Märkte. Was es noch nicht gab, war ein Event, das Nachhaltigkeit in seiner ganzen Bandbreite abdeckt: von Lifestyle, Ernährung oder Geldthemen bis hin zu Technologien wie Photovoltaik sowie Nachhaltigkeit beim Bauen und in der Mobilität.
Nach und nach entstand die Idee zur Green World Tour. Und dann habe ich ein junges Team zusammengestellt, das sich mit viel Leidenschaft daran gemacht hat, ein solches breit aufgestelltes Nachhaltigkeits-Event auf die Beine zu stellen.
Die Premiere der Green World Tour fand dann in Berlin Adlershof statt.
Was waren die bisher größten Herausforderungen und welche Meilensteine konntest du schon erreichen?
Herausforderungen gab und gibt es viele. Zu Beginn ging es darum ein erstes erfolgreiches Event zu veranstalten. Im Folgejahr waren es dann schon sechs Veranstaltungen, im Jahr danach acht usw. Anfang 2020 kam die Corona Zeit, in der wir plötzlich zahlreiche Termine absagen oder verschieben mussten.
Diese Zeit war sehr herausfordernd, denn es galt nicht nur das Team an Bord zu halten, sondern gleichzeitig auch mit Optimismus die Zukunft zu planen. Im letzten Jahr kam dann der Ukraine-Krieg mit seinen Verwerfungen.
Die Nachfrage nach vielen hochwertigen ökologischen Lifestyle-Angeboten ist seitdem stark gesunken, darum haben wir erneut unser Eventkonzept angepasst.
Seit dem letzten Jahr gibt es unsere eigene NGO, die Autarkia Green World gGmbH und diese organisiert unter anderem Mitmachaktionen wie Kleidertauschbörsen, Aktionsstände für Kids und Vortragsreihen rund um nachhaltige Themen. Diese neue Vielfalt macht die Green World Tour aktuell noch bunter.
Du bist Familienvater. Schon mal in den Urlaub geflogen? Was ist dir persönlich besonders wichtig in Sachen nachhaltiger Lebensstil für dich selbst und deine Kinder?
Ja, ich habe fünf tolle Kinder und eine starke Frau. Vor meiner Zeit als Familienvater bin auch ich gerne gelegentlich in den Urlaub geflogen, denn die Welt ist riesengroß und es gibt so viel Spannendes zu entdecken.
Jetzt, mit fünf Kindern machen wir andere Arten von Urlaub. Im letzten Jahr waren wir zwei Wochen im Harz und vor der Corona-Zeit in einer schönen Ferienwohnung an derniederländischen Küste.
Ich finde gemeinsame Urlaube sehr wichtig, aber wie bei allen Konsumentscheidungen gilt auch hier: Der ökologischen Fußabdruck einer Reise sollte in der Planung unbedingt mit berücksichtigt werden.
Nachhaltigkeit nimmt in unserem Familienleben einen wichtigen Platz ein. Wir diskutieren am Küchentisch kontrovers über Themen wie vegetarische oder vegane Ernährung, unsere Kleidung und woher sie kommt, die Vermeidung von Müll oder warum wir im E-Auto unterwegs sind. Und natürlich sind wir immer auf der Suche nach möglichst nachhaltigen Lösungen.
Kannst du einen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft feststellen? Wie reagieren Besucher:innen heute auf das Angebot der Green World Tour?
Nachhaltige Themen verändern sich. Vor sechs Jahren waren Glasstrohhalme eine Innovation, heute kann man diese in jedem Supermarkt kaufen. Insofern ändern sich die Themen. Aufgrund der aktuellen Weltlage sind auf den Green World Tour Messen momentan beispielsweise Solar-Balkonkraftwerke oder innovative Heizungslösungen sehr gefragte Themen, um ressourcen- und kostensparend agieren zu können.
Über welche grüne Innovationen und jüngsten Technologien freust du dich besonders?
Mich begeistern die vielen neuen Elektroautos, die man heute erwerben kann, aber auch der erneute Siegeszug der Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher in den Haushalten. Und auch das größere Angebot an Bio-, regionalen und vegetarisch/veganen Lebensmitteln finde ich sehr erfreulich.
Das sind zwar alles keinegroßen neuen Innovationen, aber diese Angebote kommen in der Mitte der Gesellschaft an und werden immer mehr zum Mainstream – und das ist es, was wir brauchen.
Was würdest du gern erfinden, um den Klimaschutz entscheidend zu pushen?
Es geht nicht um die eine Erfindung. Die Welt bräuchte endlich einen intelligenten, verbindlichen Masterplan, um unsere Treibhausgas-Emissionen in allen Lebensbereichen auf Null zu bringen.
Auch privat widmest du dich mit Vorliebe den Themen Energiewende und Solarenergie. Warum ist noch nicht jedes Haus mit Photovoltaik ausgestattet?
Die Energiewende könnte schon viel weiter sein. In den letzten Jahren fehlte es an politischem Willen. Aktuell ist dieser zwar teilweise wieder da, aber leider nicht in jedem Ministerium.
Zumindest beim Thema Photovoltaik auf den Dächern ist viel in Bewegung und die Rahmenbedingungen für Dachbesitzer:innen, aber auch für Mieter:innen verbessern sich. Darum bin ich zuversichtlich, dass es hier voran geht.
Jede:r von uns möchte fair behandelt und bezahlt werden, warum richten wir unser Konsumverhalten nicht stärker auf Fairness aus?
Menschen sind unterschiedlich und nicht allen Menschen ist Fairness wichtiger als ihr eigener Vorteil.Hier sollte die Politik auch noch mehr tun, um faire Angebote zum Beispiel steuerlich besser zu stellen. Null Prozent Mehrwertsteuer für Photovoltaik-Anlagen sind ein gutes politisches Förderbeispiel, unfaire Produkte könnte man entsprechend mit höheren Steuern belegen.
Und dann geht’s auch immer um Aufklärung der Konsument:innen. Eine weitreichende Kennzeichnungspflicht über den ökologischen und sozialen Fußabdruck von Produkten wäre hilfreich.
Worauf können sich Interessierte dieses Jahr auf der Green World Tour freuen?
Wir machen die Vielfalt der Nachhaltigkeit erlebbar und zeigen Möglichkeiten auf, wie man sein Leben in allen Bereichen nachhaltig umgestalten kann.
Es gibt zum Beispiel eine Upcycling-Bude, spannende Mitmachstände von NGOs, unsere attraktive Kleidertauschbörse, kulinarische, vegane Köstlichkeiten, zukunftsweisende Innovationen in Sachen Mobilität. Und als Side Event erstmals die Solar-Tage mit Themen wie Photovoltaik (auch für den eigenen Balkon), Wärmepumpen und Batteriespeicher, die gerade so vielen unter den Nägeln brennen.
24./25.06.2023, Green World Tour München, Galopprennbahn Riem
02./03.09. 2023, Green World Tour Berlin, Malzfabrik, autarkia.info
Michael Lülf hat die Autarkia GmbH 2016 gegründet. Seitdem veranstaltet er gemeinsam mit seinem Team die Nachhaltigkeits-Messereihe Green World Tour. Die Themen Energiewende, autarkes und nachhaltiges Leben, aber auch Bio-Lebensmittel und gesunde Ernährung gehören zu seinen Herzensthemen.