7 Fragen an… Uwe Parrella vom Baby-Stammtisch

Uwe Parrella ist Vater von zwei Jungs im Alter von 5 und 7 Jahren, gelernter Kaufmann für Marketingkommunikation und Gründer des Baby-Stammtischs. Zu den Crashkursen für werdende Väter trifft sich der gebürtige Berliner in Bars und Kneipen, um aus „schwangeren Männern geborene Väter“ zu machen. Wir haben genauer nachgefragt und unsere 7 Fragen gestellt.

Das Angebot für werdende Mütter ist schier unerschöpflich: von Yoga, über Bauchtanz bis zum Baby-Café. Werdenden Müttern liegt ein wahres Eldorado an Möglichkeiten zu Füßen, sich miteinander auszutauschen, Kontakte zu knüpfen und sich in einer gleichmäßig wachsenden Kurve auf die Geburt des Kindes vorzubereiten. Das Kursangebot für Männer sieht hingegen dürftiger aus, dachte sich der 37-jährige Papa aus Berlin und gründete kurzerhand den Baby-Stammtisch.

Im Berufsleben ist Uwe Parrella Geschäftsführer einer Berliner Werbeagentur und beschäftigt sich mit kreativen Ideen, Markenwerten und präsentiert Firmenvorständen ausgefeilte Marketingstrategien. In seiner Freizeit präsentiert er werdenden Vätern im Rahmen seiner Crashkurse kompaktes Grundwissen zu den Themen Schwangerschaft, Geburt und Familienleben. Wir finden: eine super Idee!

Die in wechselnden Berliner Bars und Kneipen stattfindenden Kurse wenden sich explizit an die werdenden Väter und gehen dabei nicht nur auf die Herausforderungen der Frauen während der verschiedenen Trimester ein, sondern beschäftigen sich genauso mit der Situation des Mannes, der sich neben Beruf und Freundeskreis nun auf eine neue unbekannte Lebensphase vorbereitet. Neben der Vaterglück-Freude können dabei auch Bedenken oder mögliche Ängste besprochen werden.

7 Fragen an... Uwe Parrella | HIMBEER Magazin

Eine angenehme Mischung aus Papa-Anekdoten, die das Leben schreiben, fachlich fundiertem Wissen und „einer gesunden Portion Testosteron“ sorgen dafür, dass sich die Teilnehmer der gemütlichen Crashkurse rundum wohl, verstanden und gut vorbereitet fühlen. Nicht selten dauern die auf drei Stunden angesetzten Kurse laut Uwe auch gerne mal etwas länger. Das liegt mit Sicherheit daran, dass unter Männern einfach jede Frage erlaubt ist – sogar die nach einem weiteren Bier.

Wie Uwe den eigenen Familienalltag bestreitet, welches simple, aber geniale Rezept der ganzen Familie schmeckt und wo die vierköpfige Familien am liebsten ihre Freizeit verbringt, hat er uns im Interview verraten.

Was hast du dir ganz anders vorgestellt, bevor du Kinder hattest?
Um ganz ehrlich zu sein, dachte ich, dass mein Leben mit Kindern wesentlich anstrengender, steifer und geregelter abläuft als es das heute in Wirklichkeit tut. Ich hatte ein ziemlich klassisches Bild von mir als Vater vor Augen: reif, souverän und stark. Mittagessen gibt’s um Punkt 13 Uhr, um 18:30 Uhr geht’s ins Bettchen, und, und, und. So wie ich das von Vätern und anderen Vorbildern aus meiner eigenen Kindheit und Jugend eben kennengelernt und vorgelebt bekommen hatte. Allerdings ist mir ziemlich schnell bewusst geworden, dass mit der Geburt unseres ersten Sohnes auch ein taufrischer Papa auf die Welt gekommen ist, der selber erst mal schauen muss, wie das Leben zu Dritt so funktioniert. Wir haben uns relativ schnell von dem Gedanken verabschiedet, eine der uns bekannten Elternrollen „nachzuspielen“ und stattdessen einfach beschlossen, zu entdecken, wer wir selbst als Eltern sind! Im Grunde haben meine Frau und ich unsere Kinder ab dem ersten Tag eher als neue Mitbewohner wahrgenommen. Wir haben uns füreinander Zeit genommen, uns gegenseitig kennengelernt und eine Menge Spaß dabei gehabt, uns als Familie zu entdecken. Unterm Strich bin ich wirklich wahnsinnig froh, dass wir alle Rollenmodelle und gängigen Erwartungen an das Elternsein über Board geworfen haben, um unser Leben gemeinsam so zu gestalten, dass alle glücklich sind und als Familie Tag für Tag aneinander wachsen können.

Wie würdest du deinen Erziehungsstil beschreiben?
Maria Montessori sagte dazu mal: „Erziehung ist Vorbild und Liebe, sonst nichts“. Ich finde, dass es das ganz gut trifft. Das fatale daran ist, dass einem die eigenen Kinder ganz ungeschönt all das spiegeln, was einen selbst als Menschen eben ausmacht – und das sind ja nicht immer nur die Schokoladenseiten. Vom maßlosen Medienkonsum am Handy, über die fettige Leibspeise bis hin zum Finger in der Nase an der roten Ampel. Aber zum Glück schauen sie sich ja auch positives Verhalten ab. Ich bin zum Beispiel fest davon überzeugt, dass ein Kind schneller lernt, was es heißt, dankbar für etwas zu sein, indem es das sagen darf, wenn es wirklich so ist, als wenn man es dazu dressiert, das „Zauberwort“ zu sagen, wenn es sich gerade so gehört. Für viele Eltern hat Erziehung ganz elementar etwas mit Grenzen zu tun, die den Kindern gesetzt werden. Ich finde Grenzen auch sehr sinnvoll – allerdings eben nur dann, wenn es um Sicherheit oder eine persönliche Grenze geht. Alles Andere hat für mich eher den Charme von Machtmissbrauch. In meinen Augen ist Authentizität der Schlüssel zu einem gleichwürdigen Miteinander, in dem sich die ganze Familie auf Augenhöhe begegnen kann. Abgesehen davon bringt jedes Kind ohnehin seinen ganz eigenen Charakter mit auf die Welt. Ich denke, wenn wir unsere Kids dabei unterstützen so zu werden, wie sie sein wollen, anstatt sie zu dem zu machen, was wir uns unter einem tollen Menschen vorstellen, stehen die Chancen ganz gut, dass aus den Sprösslingen ziemlich schnell autonome und selbstbewusste Persönlichkeiten heranwachsen.

Was tust du am liebsten, wenn du mal ohne Kinder bist?
Ich treffe mich mit anderen Männern, trinke Bier und spreche darüber, wie es ist, Papa zu werden und Zeit mit Kindern zu verbringen. Das Ganze nennt sich dann Baby-Stammtisch und wird zu allem Überfluss sogar noch renommierten Hebammen empfohlen. Als uns damals die Idee kam, Crashkurse für werdende Väter in Berliner Bars und Kneipen zu geben, hab ich immer gesagt, dass ich mir wesentlich Schlimmeres vorstellen könne, als sich in seiner Freizeit zwei mal die Woche abends mit ein paar coolen Typen zum Quatschen zu treffen und auf eine schöne Zeit anzustoßen.

Was finden deine Kinder richtig blöd an dir?
Ich bin mir ziemlich sicher, dass unsere beiden Jungs es echt blöd finden, dass ich mich nachts manchmal so breit mache. Wir schlafen nämlich seit jeher alle gemeinsam im Familienbett und fühlen uns damit auch sehr wohl – und das obwohl oder gerade weil es eben so kuschelig ist. Ansonsten sind es mit Sicherheit die Situationen, in denen mein inneres Kind gegen den Erwachsenen in mir verliert. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie unvorstellbar blöd das Verhalten von Erwachsenen manchmal auf Kinder wirkt.

Was ist das Schönste am Leben mit Kindern?
Für mich ist das Schönste am Leben mit Kind selber wieder daran erinnert zu werden, wie schön es ist, die Welt durch Kinderaugen zu sehen. Kinder sind so herrlich echt, wenn man sie sein lässt, wie sie sind. Das ist heutzutage eher selten, da die meisten Menschen in unserer Gesellschaft mit einer Maske durchs Leben laufen. Kinder wollen meines Erachtens nach nichts mit ihrem Verhalten bewirken, sondern haben noch die Fähigkeit, authentisch mit Situationen umzugehen. Die Freude, die ein Kind jeden Tag an Kleinigkeiten empfindet, ist absolut ansteckend!

Was ist euer liebstes Familien-Rezept?
Etwas zu finden, das wirklich jedem schmeckt ist eigentlich kaum möglich. Unser Patentrezept für zufriedene Gesichter ist aber so simpel, wie genial: Eierkuchen! Zwei Tassen Dinkel-Mehl, zwei Tassen Milch, zwei Eier und ein Stückchen Butter, alles gut verrühren und ab in die Crêpe-Pfanne. Die fertigen Eierkuchen können dann je nach Geschmack herzhaft oder süß belegt werden. Am besten schmeckt es unseren Jungs, wenn sie mitgekocht haben – und das gilt für so ziemlich jedes Gericht.

Was sind eure Lieblingsempfehlungen für Unternehmungen?
Bouldern im Südbloc, skaten auf dem Tempelhofer Feld, staunen im Naturkundemuseum, toben und entdecken im MACHmit!-Museum, Tiere bestaunen im Zoo, Picknick und schaukeln im Park am Gleisdreieck, Fußball spielen auf dem Hof, Frisbee schmeißen auf der Wiese, Diabolo und Jo-Jo spielen, ein Stadtspaziergang mit Einwegkameras für jeden, die Burg am Flipperautomat bei Ron Telesky (kanadische Pizza in Kreuzberg) zum Einsturz bringen, mit dem Auto durch die Stadt fahren und ein Hörspiel hören, im Britzer Garten Berge runterkugeln, auf dem Bauernhof im Görli Ziegen streicheln, bei Starbucks Mühle spielen und Kaffee trinken, Arschbomben in Oma und Opas Swimmingpool, Hütten bauen und schnitzen im Grunewald. Ansonsten fangen spielen – das geht immer und überall.

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