Städtetrips mit Kindern sind auf jeden Fall was Anderes als zu zweit. Unsere Autorin Sandy J. Bossier und ihr Mann haben den Ausflug nach Salzburg aber auch mit ihren zwei kleinen Kindern sehr genossen.
Ein Städtetrip mit Kindern
Text und Fotos: Sandy J. Bossier
Wenn die Wiener Philharmoniker ihre Instrumente stimmen und Glucks Oper „Orfeo ed Euridice“ beginnt, klimpert in unserem Hotelzimmer die Spieluhr LaLeLu. Unsere Kinder (zwei und vier) schlafen gerade ein, so ein Sightseeing Wochenende in Salzburg schlaucht.
Ich schaue aus dem Fenster im vierten Stock des Hotels, malerisch gelegen in der barocken Altstadt. Sehe die prunkvollen Plätze aus der Ferne, die beleuchtet noch schöner aussehen als tagsüber, die alles überragende Festung Hohensalzburg.
Salzburg bietet mehr als 4.000 kulturelle Veranstaltungen im Jahr, darunter die Mozartwoche (rund um den 27. Januar (Mozarts Geburtstag (1756)) und Mitte Juli bis Ende August die Salzburger Festspiele, die dieses Jahr Richard Strauss zu seinem 150. Geburtstag ihren Tribut zollen.
„Rosenkavalier“ hin oder her – Wer sich für einen Städtetrip mit Familie entscheidet, muss sich über eins im Klaren sein: Er wird Salzburg aus einem anderen Blickwinkel erleben, als es kinderlose Touristen tun. Für uns mit Kleinkindern zählt nur Salzburg am Tag, von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang.
Und was es da nicht alles zu erleben gibt. Uns, als Salzburg-Neulingen, öffnet Michaela Muhr den Vorhang zur „Bühne der Welt“, wie Salzburg auch genannt wird. Wir treffen die zertifizierte Stadtführerin des Salzburg Guide Service am ersten Morgen, direkt nach dem Frühstück. Gegen neun Uhr ist die Innenstadt noch angenehm leer und unsere Familie ausgeschlafen.
Um auch für die Kinder Zugang zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Salzburgs zu ermöglichen, hat Michaela Muhr einen Jutebeutel voller kleiner Überraschungen dabei: Der Inhalt wie bspw. eine Biegeschlange oder eine Paketschnur (von 150 cm Länge) steht symbolisch für eine Sehenswürdigkeit und soll von den Kindern in den folgenden zwei Stunden auf dem Spaziergang entdeckt werden. Unsere Suche beginnt im Park des Schlosses Mirabell.
Während unsere Tochter hier gleichermaßen über die buckligen Figuren aus Stein des „Zwerglgarten“ wie über asiatische Reisegruppen staunt, lauschen mein Mann und ich der Geschichte der unter Denkmalschutz stehenden Anlage, welche zum UNESCO-Welterbe gehört. Die Führung geht weiter, vorbei an Mozarts Geburtshaus, wo unser Sohn lernt, das der begnadete Komponist nur eine Körpergröße von gut eineinhalb Metern hatte („Aha, die Paketschnur zur Veranschaulichung!“), durch die Getreidegasse, wo wir zusammen die alten Schilder des gehobenen Handwerks und Jahreszahlen an den Gesimsen studieren, bis hin zum Fuße der Festung Hohensalzburg.
Am frühen Mittag wird die Stadt merklich voller. Nach einer Kräftigung in der 700 Jahre alten Stiftsbäckerei St. Peter verabschieden wir uns von Michaela Muhr und entfliehen Touristenströmen in den barocken Gässchen auf die Festung Hohensalzburg, eine der größten Burganlagen Europas. Dank der Salzburg Card haben wir freie Fahrt mit der Festungsbahn und genießen nach wenigen Minuten eine tolle Aussicht auf die umliegenden Berge. Der Weitblick ist uns jedoch nur kurz vergönnt, unser Sohn drängt ungeduldig ins Innere der dicken Festungsmauern. Hier finden wir echte Waffen, eine Folterkammer (die wir zum Unmut meines Mannes aber den Kleinen zuliebe auslassen) und prunkvolle Gemächer. Unseren Sohn beeindruckt jedoch am nachhaltigsten die Toilette des Fürsterzbischofs in luftiger Höhe.
Am zweiten Tag regnet es auf die „Bühne der Welt“ und wir fliehen ins Haus der Natur. Hier gibt es alles, was ein Kinderherz begehrt, unter einem Dach: Dinosaurier, Aquarium, Reptilienzoo… Warum gibt es eigentlich keine Filiale in Berlin? Wir Eltern sind vom Angebot überfordert und lassen die Kinder den Weg bahnen, alles ist eh nicht zu schaffen. Wir reisen durch den Weltraum und den menschlichen Körper. Im großen Science Center „zum Entdecken von Natur, Mensch und Technik, zum Forschen und Experimentieren“ brechen wir ab, um im kinderfreundlichen Museumsrestaurant zu rasten.
Am Nachmittag, die Kleine hat im Buggy ihren Mittagsschlaf gehalten, wollten wir eigentlich das weltbekannte Salzburger Marionettentheater besuchen. Hier wird regelmäßig nachmittags eine einstündige Kurzvorstellung angeboten, extra für Familien mit Kindern – leider jedoch nicht an diesem Tag. Stattdessen besuchen wir das neue Spielzeugmuseum, wo historische und moderne Spielsachen aus der ganzen Welt ausgestellt sind. Die Kinder freuen sich über Kugelbahnen und Carrerabahn zum Selberspielen, sind in der Kreativwerkstatt und im Balanceraum zugange.
Mit einem letzten Blick auf das nächtliche Salzburg aus dem vierten Stock, schließe ich die Vorhänge des Hotelzimmers. Draußen läuten Kirchenglocken. Pärchen flanieren Arm in Arm durch die engen Gassen, welche im Lokalkolorit mit rot-weißen Fahnen geschmückt sind. Selbst wenn wir einen Babysitter hätten, meine Füße würden einen Feldzug durchs Salzburger Nachtleben nicht überstehen. „Meinst Du das sind die Glocken vom Dom oder der Kirche St. Peter?“ frage ich meinen Mann. Keine Antwort. Er ist erschöpft neben den Kindern eingeschlafen. Es ist 20.04 Uhr.
Außerdem sehenswert mit Kindern:
Salzburger Freilichtmuseum, Hasenweg, Großgmain 10 km von Salzburg, www.freilichtmuseum.com
Salzwelten, Hallein, 15 km von Salzburg, www.salzwelten.at
Zoo Salzburg, www.salzburg-zoo.at
Allgemeine Informationen und Tipps:
zum Salzburg Guide Service: www.salzburg-guide.at
für Salzburg mit Familie: www.salzburg.info/familie
zu Michaela Muhrs Jugendprogramm: www.salzburg-experience.at/de/touren-in-salzburg/jugendprogramm
Tourismus Salzburg GmbH, Auerspergstraße 6, A-5020 Salzburg, T: 0043-662-88987-0, www.salzburg.info
Hotel in Salzburg buchen z.B. über expedia.de, weg.de oder ITS Reisen.