Engel auf Erden

STADTGESTALTEN München – Der Weißblaue Bumerang unterstützt seit 15 Jahren benachteiligte Kinder. Mit einer Weihnachtspäckchenaktion, die noch bis zum 16. Dezember läuft, schenkt er ihnen am Heiligen Abend ein Lächeln. HIMBEER wollte mehr über das gute Engagement erfahren und interviewte den Gründer Erwin Ritthaler.

Herr Ritthaler, sind Sie so etwas wie der Weihnachtsmann?

Wie kommen Sie denn darauf?

Im vergangenen Jahr haben Sie die Herzen von benachteiligten Kindern mit über 2.000 Weihnachtspäckchen erfreut und darüber hinaus 50 Wunschzettel erfüllt.

Deswegen bin ich doch noch lange nicht der Weihnachtsmann. Und ich bin auch nicht alleine. Wir sind ein Team, das im harten Kern aus zehn Frauen und Männern besteht. Jeder bei uns ist gleich wichtig. Der Weißblaue Bumerang wird getragen durch unsere fleißigen und allesamt ehrenamtlichen Helfer.

Ist der Weißblaue Bumerang ein gemeinnütziger Verein?

Nein, wir sind kein Verein, keine Gesellschaft und auch keine Stiftung – dahinter steckt für unseren Geschmack viel zu viel Bürokratie. Wir wollen Kindern aus sozial schwierigen Verhältnissen und Flüchtlingsfamilien einfach helfen, sie unterstützen und eine Freude machen. Ohne Umwege!

Das Geld, das wir als Spende von Unternehmen oder Privatpersonen erhalten, fließt komplett und direkt in entsprechende Projekte – wie das Kinderhilfsprojekt HFK, den Abenteuerspielplatz Neuhausen, das Integrationsprojekt „Lernen kickt!“ vom FC Wacker, „Kids in Emotion“, die Freizeitstätte LOK in Freimann oder das grenzenlose Tanzprojekt Freudentanz. Das sind alles sehr gute und wichtige Partner, mit denen wir zusammenarbeiten.

Wie kamen Sie auf die Idee, den Weißblauen Bumerang zu starten?

Das war rein zufällig. Ich habe 45 Jahre lang als Koch gearbeitet, war in Frankreich und Deutschland unterwegs. Bis ich mir in München meinen großen Traum erfüllt und ein eigenes Bistro eröffnet habe – das hieß „Zum Toaster“. Und da hatte ich einen Stammkunden, der einen Verein gegründet hatte und benachteiligten Kindern helfen wollte. Doch das Ganze lief nicht so gut und endete im Chaos. Meine Frau Luise und ich fanden die Idee jedoch sehr gut und haben kurz darauf den Weißblauen Bumerang gestartet. Das war vor 15 Jahren.

Der Bumerang fliegt – immer weiter und weiter. Kommt er auch immer wieder zurück?

Jeder, der von uns Geld bekommt, stellt im Mai auf unserer jährlichen Jahresfeier sein Projekt vor, damit die Spender und wir selber auch sehen und erfahren, was mit dem Geld gemacht wird. Dort werden dann offiziell die Spenden an die einzelnen Projekte und Partner übergeben. Das sind oft ganz einfache Dinge, die mit dem Geld ermöglicht werden, die den Kindern allerdings große Freude bereiten: wie Kino- oder Konzertbesuche, ein Ausflug ins Freibad oder in die Berge. Oder Freikarten für Fahrgeschäfte und Attraktionen auf der Wiesn. Im Januar kriegen wir schon seit einigen Jahren Tickets für „Holiday on Ice“ für unsere Kids. Oder mein Bruder Helmut veranstaltet auch immer wieder Schafkopfturniere, deren Erlöse direkt an unsere Projekte gehen. Nur einmal hatten wir den Fall, dass die Spenden nicht wirklich den Kindern zu Gute kamen, der Bumerang also nicht zurückkam. Daraufhin haben wir uns sofort von dem Unterstützer getrennt. Wir mögen es auch nicht, wenn sich die Spender zu sehr in den Vordergrund stellen wollen. Bei uns ist der ausschließlich für die Kinder reserviert.

Kurz vor Weihnachten läuft nun die Päckchenaktion. Wie funktioniert die genau?

Bereits seit dem 1. November bekommen wir Päckchen von Privatpersonen, Vereinen und  Unternehmen. Da kann jeder mitmachen. Abgabeschluss ist der 16. Dezember. Bei später abgegebenen Päckchen ist das Risiko zu hoch, das sie nicht mehr rechtzeitig ankommen – und unter dem Weihnachtsbaum dann kein Geschenk liegt.

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Dabei gibt es auch anonyme Päckchen?

Ja, das ist für Kinder aus Flüchtlingsfamilien oder Jungs und Mädels, die an der Münchner Tafel teilnehmen. Da haben wir nicht den konkreten Namen, sondern nur eine gewisse Anzahl an Päckchen, die sich die jeweilige Institution oder Hilfsorganisation in unserem Sammellager abholen kann. Im vergangenen Jahr waren allein das wie gesagt über 2.000 Geschenkpakete. Dazu gibt es auf unserer Webseite noch nützliche Tipps, was in einem Weihnachtspäckchen so drin und dran sein sollte und was nicht.

Das wäre zum Beispiel.

Man sollte keine verderblichen Lebensmittel wie Orangen oder Äpfel und auch keine Glasflaschen in die Weihnachtspäckchen tun. Außerdem ist Weihnachtspapier gar nicht so wichtig. Das Päckchen sollte vor allem stabil sein – da bieten sich Schuhkartons sehr gut an. Tüten reißen schnell. Damit die Jungs und Mädels auch jeweils ein passendes Paket bekommen, sollten diese mit einem Etikett versehen werden, auf dem beispielsweise steht: „Junge ca. 5 Jahre“ oder „Teenager Gr. 164“. Und das muss leider auch noch gesagt werden: Bitte die Weihnachtsaktion nicht als Entsorgungs-Gelegenheit nutzen – also keine kaputten Spielsachen, keine fleckige Unterwäsche oder irgendwelchen Krimskrams. Dann lieber nicht mitmachen. Bitte auch keine Wegwerf-Spielzeuge aus Überraschungseiern oder Ähnliches. Ich kann nur empfehlen: Packen Sie ein Päckchen, über das Sie sich selbst freuen würden.

Wo werden die Geschenkpakete abgeben?

Da haben wir in ganz München um die 20 Annahmestellen.

Kann man die Kinder auch direkt beschenken?

Natürlich. Über „Wunschzettel“, die auf unserer Webseite zu finden sind. Wer also einen Wunsch erfüllen will, schreibt einen Kommentar darunter, damit jeder weiß, dass sich hier bereits ein „Engel“ für das Kind gefunden hat. Wir geben dann die Kontaktdaten des Kindes weiter, mit dem man dann alles Weitere direkt klärt. Übrigens können sich bei uns auch gerne Initiatoren von Kinderhilfsprojekten melden, die für ihre Kleinen Weihnachtspäckchen haben möchten. Wir freuen uns über jede Anfrage und hoffen, alle Wünsche erfüllen zu können.

Wünsche, die nicht nur den Kindern Freude machen…

Das stimmt. Auch uns und den Spendern. So ein großes und breites Kinderlächeln ist einfach wunderbar! Das erfreut nicht nur uns, sondern alle unsere tollen Helfer, Partner und Unterstützer. Dafür auch nochmal ein großes Dankeschön! Es ist toll, wie viele Menschen uns und die Kinder auch gerade bei der Weihnachtsaktion unterstützen. Es gibt eine Frau, die jedes Jahr allein 280 Päckchen zu Weihnachten packt und spendet. Anderen und vor allem schwächeren Menschen eine Freude machen, fördert das Miteinander und Füreinander in unserer Gesellschaft, bringt auch Integration voran.

Wo feiern Sie eigentlich Weihnachten?

Ich feiere mit meiner Familie in Niederbayern ganz in Ruhe und Frieden. Fern von jedem Trubel. Ich bin jetzt 68 Jahre alt, habe vier Enkelkinder und sogar einen Urenkel – die bereiten mir auch sehr viel Freude.

www.weissblauer-bumerang.de

Text: Sebastian Schulke | Fotos: Christin Büttner | Fotalia/alexkich

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