Der Dschungelpalast bietet vor allem Kindern seit knapp 30 Jahren einen Ort, an dem sie sich frei entfalten, bewegen und etwas erleben können. Sylvie Zenkner hat das Ganze ins Rollen gebracht.
Vorsicht! Da ist ein Tiger. Er schleicht durch das Dickicht. Nicht weit davon laufen Elefanten durch die Steppe. Und in einem Fluss badet ein Nilpferd ganz unbekümmert. Im Dschungel ist einiges los, lauern viele Gefahren und große Raubtiere. Auch hier. Mitten in München.
Wie bitte? Ja. Dort befindet sich der „Dschungelpalast“. Die gefährlichsten Tiere laufen hier allerdings auf zwei Beinen herum. Sie gehören zur Spezies Homo sapiens. Das ist Lateinisch und heißt: „vernünftiger Mensch“. Naja, ob das so zutrifft, sei dahingestellt. Und darum geht es im Dschungelpalast auch gar nicht. Denn die kleinen Zweibeiner wollen vor allem eines: spielen und toben, sich ausprobieren und entdecken – im Klartext: einfach Spaß haben.
So fing alles an
Vor 28 Jahren entstand der Dschungel. In einem kleinen, einstöckigen Gebäude. Über eine Treppe und einen langen Flur kam man dort hin. Es war ein Raum, in dem Tische und Stühle standen, in dem sich jede Menge Bastelkram, Spielzeug und Verkleidungen befanden. „Hier oben fing alles an“, sagt Sylvie Zenkner, die den Dschungelpalast ins Leben rief. Sie war damals gerade mit ihrem Studium der Sozialpädagogik fertig und kannte sich in der Hansastraße bereits bestens aus. Denn Sylvie arbeitete damals in der Gastro fürs „Feierwerk“, das Ende der 1980er Jahre noch ein recht neuer und angesagter Ort für junge Erwachsene war.
Coole Konzerte und Partys standen im Feierwerk auf dem Programm. Doch als der Bau des Hansaparks, einem großen Wohngebiet im angrenzenden Westpark auf der gegenüberliegenden Straßenseite, abgeschlossen war und immer mehr Familien in die Hansastraße zogen, sollte es neben dem Kultur- auch ein Kinderprogramm geben. Einen Jugendtreff gab es bereits im Hansapalast, der zum Feierwerk gehörte. „Nur für die Kinder fehlte noch ein entsprechendes Angebot“, erzählt Sylvie, „zudem gab es damals direkt neben uns noch eine Flüchtlingsunterkunft mit vielen Kindern. Der Dschungelpalast zog immer mehr Kinder an. Allerdings waren die Räumlichkeiten nicht wirklich schön. Grelle Lichtröhren hingen an der Decke, die Wände waren kalt und leer. Das sollte nicht so bleiben.
„Ich war immer schon ein großer Fan vom Dschungelbuch – King Louis, der Affenkönig, hat es mir bis heute angetan. Wie er durch den Dschungel springt, tanzt und singt ist einfach toll.
Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich an die Filmszene denke,“ verrät Sylvie und grinst. „Und genau das sollte der Dschungelpalast dann auch sein. Ein Ort, an dem sich die Kinder einfach wohl und frei fühlen können.“
Wie es der Zufall will, arbeiteten in der Anfangszeit des Kindertreffs zwei Kunststudenten beim Feierwerk. „Die habe ich gefragt, ob sie Lust darauf hätten, den langen Flur bei uns oben in der ersten Etage in einen Dschungel zu verwandeln“, sagt Sylvie. Mittlerweile ist noch eine Höhle dazu gekommen und viele bunte Bilder mit Tieren an den Wänden – sowie ein Café, eine kleine Küche, ein großer Aktionsraum, eine Bastelwerkstatt und unten im Erdgeschoss eine Holzwerkstatt. Draußen erstreckt sich ein Dschungelgarten. „Aus dem Dschungelpalast ist recht schnell ein multikulturelles und multifunktionales Mehrgenerationenhaus geworden“, meint Sylvie, „in dem es Kunst, Kultur und Musik nicht nur für Kinder gibt. Wir möchten durch unsere Angebote speziell am Wochenende auch dafür sorgen, dass die Eltern und Großeltern Zeit mit ihren Kindern verbringen, gemeinsam spielen und basteln können.“
Für jeden was dabei
Von Mittwoch bis Sonntag stehen für Kinder ab drei Jahren jede Woche spannende Abenteuer auf dem Programm. Die Bastelkiste ist ab vier Jahren, genauso wie das Kinderatelier und die Naturwerkstatt. Sonntags können Groß und Klein gemeinsam werken, malen und basteln. Außerdem erwartet die Familien an diesem Tag ein großes Frühstücksbuffet. Die Holzwerkstatt ist für Kinder ab sechs Jahren. „In unseren Aktionsräumen laufen ebenso Konzerte, Theaterprojekte und kleine Kinovorstellungen. Außerdem sorgt das Dschungel-Festival in den Schulferien für Abwechslung. Wer will, kann bei uns auch seinen Geburtstag feiern“, erklärt Sylvie, die gerade durch die Holzwerkstatt läuft. Klebepistolen liegen hier auf den Werktischen. An der Wand tummeln sich gelbe, grüne und rote Fische in einem blauen Meer. Laubsägen, Hammer, Pinsel, Farben und Bastelutensilienstehen überall bereit. „Wir geben den Kindern nicht viel vor“, meint Sylvie.
„Wir möchten den Jungs und Mädels Anreize und vor allem den Raum geben, ihre Ideen und Fantasien selbst zu gestalten und auszuleben.
Sie können sich bei uns ausprobieren, reinschnuppern und am Ende mit ihrem eigenen Kunstwerk oder einfach einem guten Gefühl nach Hause gehen.“ Sylvie schüttelt plötzlich ihren Kopf. „Ich kann kaum abschalten“, erzählt sie. „Ich stecke selber auch voller Ideen. Wenn ich in München unterwegs oder auf Reisen bin, lasse ich mich immer wieder von neuen Dingen und Eindrücken inspirieren, die mir so über den Weg laufen. Und die den Kindern vielleicht Spaß bereiten könnten.“ Neben dem Dschungelpalast leitet Sylvie den Kinder- und Jugendtreff Tatz in der Hinterbärenbadstraße sowie den Nachbarschaftstreff vom Feierwerk in der Badgasteiner Strasse. „So wird mir nie langweilig“, schmunzelt sie. Kinder hat sie selber nicht. Und wenn sie einmal Ruhe braucht und Kraft tanken möchte, taucht sie mit ihrem Mann und Freunden in die Berge, kocht oder besucht Museen. „Da ist es dann zur Abwechslung mal ganz leise.“
Dann geht Sylvie Zenkner zu einem Regal und holt einen roten Elefanten aus Holz hervor. „Das ist Dschupa“, sagt sie und lacht, „unser Maskottchen. Wir zwei sind ein unzertrennliches Paar seit über 20 Jahren.“ Auch wenn Dschupa nicht ganz so gut tanzen und singen kann wie King Louis …
Feierwerk Dschungelpalast, Hansastr. 41, 81373 München, feierwerk.de