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Theo rollt

Ein Besuch bei Bianca Macht vom Verein "High Five", der seit 2010 kostenlose Skateboard-Workshops für Kinder und Jugendliche organisiert.

Theo steht zum ersten Mal auf einem Brett mit Rollen. Er schaut noch etwas skeptisch. Aber der kleine Junge ist neugierig, will wissen, wie es ist, mit einem Skateboard über den Asphalt zu rauschen. Die Sonne scheint, Vögel zwitschern hier am Maßmannplatz in der Maxvorstadt. Rampen und Stahlrohre breiten sich vor Theo aus. Der Junge trägt einen Helm, Knieschoner, Ellenbogen- und Handgelenkschoner, dazu ausgeleierte Schuhe ohne Schnürbänder. „Das sind meine Lieblingsschuhe“, sagt er, „die sind bequem und rutschen nicht.“ Und dann rollt er auch schon los. Daniel Wurm hat dem kleinen Rollbrettfahrer einen sanften Stoß gegeben. „Gut. Rechtes Bein steht vorne, leicht in die Knie, ganz ruhig stehen und Gleichgewicht halten“, lauten seine Tipps bei dem kostenlosen Skateboard-Workshop von „High Five“ – einem Münchner Verein, der die sportliche und soziale Entwicklung von Kindern fördert.

Und es funktioniert. Theo rollt. Er grinst glücklich. Auch Daniel, der Wakeboarder und Pädagoge ist und High Five unterstützt, freut sich. „Die Rampen kommen später dran“, sagt er und schmunzelt, „am Anfang steht das Brett im Mittelpunkt. Mit dem müssen sich die Kids anfreunden. Der Rest kommt fast von selbst.“

Auch BMX-Räder und Snowboards bringen Daniel Wurm und Co. vor allem Kindern und Jugendlichen aus sozial schwachen Familien näher, die in Städten oft an Bewegungsmangel leiden und denen die Mittel für so ein Hobby fehlen. „Eine komplette Skateboard-Ausrüstung kostet viel Geld. Das ist beim Snowboarden noch extremer“, meint Bianca Macht, die Vorstandsvorsitzende von High Five. „Mit High Five bieten wir Kindern die Möglichkeit, die Sportarten kennenzulernen und ihren Körper neu zu entdecken.“ Der Sport ist nicht alles. „Die soziale Komponente ist uns sehr wichtig. Sport ist nicht nur Bewegung“, betont Bianca, „sondern vermittelt den Kindern emotionale und integrative Fähigkeiten wie Toleranz, Respekt und Geduld.“

Geduld war auch bei der Vereinsgründung 2010 gefragt. „Uns spukte die Idee lange im Kopf herum“, erzählt Bianca, die wie alle sechs weiteren Gründungsmitglieder aus der Board- und Bikesportszene kommt. „Viele arbeiten seit Jahren in dem Bereich oder sind ehemalige Profis.“ Wie Jan Mikes, der mit dem Snowboard jahrelang die Powderhänge der Welt bereiste. Bianca erklärt: „Wir wollten Kinder an diesem Spaß und Sport teilhaben lassen. Und wenn du von einem Jungen oder Mädchen nach einem gelungenen Trick angelächelt wirst, schmilzt du dahin.“ Großer Sport mit großen Namen, die mit Kindern arbeiten: Jürgen Horrwarth (Skateboard), David Benedek (Snowboard), Tobias Wicke (BMX) oder die skatenden Hip-Hoper von Blumentopf. Die Kompetenz und Erfahrung kommt gut an. „Das finden die Kinder super“, meint Bianca, „wenn ein Star neben ihnen steht, nicht wie ein strenger Lehrer, sondern wie ein Kumpel. Der den Sport intensiv lebt und auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen kann.“ Über 30 Workshops stehen diesen Sommer an, die High Five mit 15 städtischen Jugendeinrichtungen veranstaltet – vom Münchner Waisenhaus übers Jugendzentrum Allach bis zur „Freizeitstätte KistE“ im Hasenbergl. Anmelden braucht man sich nicht. Wer in Skateparks auf einen der Workshops trifft, kann neben den Jungs und Mädels der teilnehmenden Jugendeinrichtung mitmachen und sich ein Skateboard oder BMX-Bike schnappen.

Die Workshops werden organisiert von Millhaus und finanziert unter anderem von Planet Sports und dem Fiat Freestyle Team. „Wir haben auch Fürsprecher, die uns mit Spenden unterstützen“, sagt Bianca, „und eine T-Shirt-Kollektion, die die Blumentöpfe und Snowboardstars wie Marco Smolla kreiert haben.“ Der Erlös fließt in die Vereinskasse.

Aber was passiert mit den Jungs und Mädels, wenn der Workshop vorbei ist? „Die Kinder machen bei mehreren Workshops mit, sonst wäre das ein äußerst kurzes Vergnügen gewesen“, erklärt Bianca Macht. Außerdem bekommen mehr und mehr beteiligte Jugendeinrichtungen Skateboards und BMX-Räder gestellt. „Nur so bleiben die Kids dran. Bis sie sich vielleicht doch mal ein eigenes Brett oder Rad kaufen können.“ Und dann nicht mehr vorsichtig über den Asphalt rollen wie der kleine Theo, sondern über Rampen schießen und Boxen springen.

Text: Sebastian Schulke

HIGH FIVE e.V., Eduard-Schmid-Str. 23, 81541 München, www.wearehigfive.com

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