© Claus Morgenstern

Gute Gründe: Felix Hallwachs von Little Sun

Die Sonne in den Händen halten können – das ist die Idee von Little Sun. Wir haben Mitgründer Felix Hallwachs getroffen und gefragt, was hinter der Idee steckt und wie er das Gründen als Familienvater erlebt hat.

Das Start up gründete sich rund um den Künstler Olafur Eliasson. Little Sun, das sind kleine solarbetriebene Lampen, die schön anzuschauen, aber auch voller Power sind.

In einem Hinterhof im Prenzlauer Berg scheint immer die Sonne. Hier sitzt ein 16-köpfiges Team und sorgt dafür, dass lauter kleine Sonnen in den Umlauf kommen. Hier, in Afrika, in den USA, weltweit und zwar unter dem Namen Little Sun.

Alles begann im Jahr 2010. Der international bekannte Künstler Olafur Eliasson saß mit seinem Studio-Partner Frederik Ottesen zusammen und es kam der Gedanke auf, eine kleine Solarlampe zu kreieren. Schön sollte sie sein und nützlich. Felix Hallwachs war damals Studiomanager und sofort Feuer und Flamme. Little Sun wurde zu seinem Projekt.

Little Sun: Solarenergie statt schädlichem Kerosin

Sieben Jahre später sitzen wir mit ihm auf der Treppe vor dem Little Sun-Büro am Pfefferberg. Es ist ein sonniger Tag, der Wind pfeift ins Aufnahmegerät, von hier aus überblicken wir den gesamten Innenhof. Geschäftig ist es, hier und da werden Materialien transportiert, direkt vor uns an einer Skulptur gearbeitet.

Alles funkt und blitzt vor Arbeitselan – und der Sonne eben. Diese natürliche Kraft steckt auch in den Produkten des Start Ups. „Unser Ziel war es, eine Solarlampe zu machen, in der kleinsten sinnvollen Größe an Zelle, die eine Batterie im Inneren auflädt und mit der man das Licht des Tages in den Abend tragen kann“, erklärt Felix Hallwachs.

Die Idee ist, die Lampen zu fairen Preisen auch in Gegenden in Afrika zu liefern, die nicht mit Strom versorgt sind. Im Gründungsjahr von Little Sun, waren 1,6 Milliarden Menschen weltweit ohne Strom.

Solarlampe in Sonnenform: Little Sun // HIMBEER
© Little Sun

 

In vielen Regionen in Afrika werden die Häuser daher mit Kerosin-Lampen beleuchtet, nach UN-Statistiken sind diese für vier Millionen Tote im Jahr verantwortlich. „Sie verursachen Atemwegserkrankungen wie Asthma, sind unglaublich umweltschädlich wegen des Kohlendioxids und es gibt viele Unfälle mit dem offenen Feuer“, sagt der Gründer. Zudem müssen manche Länder wie zum Beispiel Äthiopien Öl importieren.

Seit einigen Jahren gibt es dort und an anderen Orten auch die Little Sun-Solarlampe als Alternative zu kaufen. Im Laden kostet die 12 Dollar, eine Öllampe dagegen 10 Cent pro Tag. „Der höhere Preis amortisiert sich zwar nach ein paar Monaten und dann hat man noch ein paar Jahre Licht umsonst, trotzdem ist diese Initialzahlung nötig“, erklärt Hallwachs. „Das ist eine Herausforderung, an der wir arbeiten“.

So wenig Müll wie möglich

Eine weitere Herausforderung für das Team rund um Künstler und UdK-Dozent Olafur Eliasson ist die Produktion größerer Mengen und die Nachhaltigkeit der Einzelteile. Felix Hallwachs, der Architekt ist, hat sich in dieses Gebiet nach und nach reingearbeitet.

„Wir kommen aus der Kunst, wo jedes Stück ein Unikat ist. Hier geht es aber darum, eine Massenproduktion effizient zu machen mit Qualitätssicherung“, sagt er. Produziert werden die Little Sun-Solarlampen in China, von dort kommen auch die Solarzellen, LEDs und Batterien. Um das Produkt biologisch abbaubar zu machen, fehlt dem Startup noch eine Lösung für die Batterien, die eine Lebensspanne von fünf Jahren haben. Danach stellen sie aber ein echtes Müllproblem dar, wenn sie einfach weggeschmissen werden. Eine Idee ist, einen Impuls zu schaffen, die alte Batterie zurückzubringen, indem es einen Rabatt auf die neue Solarlampe gibt.

Neben den Hürden, die sich abzeichnen, sehen die Gründer aber auch einen großen positiven Einfluss, den die kleinen Lampen haben können. Bei ihren Reisen unter anderem nach Äthiopien erlebten sie selbst, dass die Kinder die Lampen aus der Schule mit nach Hause nehmen. Dauerhaft wird die ganze Familie dadurch hoffentlich mit weniger Atemproblemen zu kämpfen haben.

Little Sun-Solarlampe für Kinder // HIMBEER
© Franziska Russo, Little Sun

Zweifachgründung

Felix Hallwachs kommt gerade aus der eigenen Elternzeit. Der Zweifach-Papa kann gut nachvollziehen, dass sich viele Eltern selbstständig machen, da entstünden oft gute Ideen: „Ich sitze manchmal auch mit den Kindern zusammen und dann fällt mir auf, dass es irgendwas nicht gibt und plötzlich denkst du: Das könnte ich doch jetzt machen! Und viele Leute denken das nicht nur, sondern machen das tatsächlich einfach.“

Er selbst habe auch das Glück gehabt, immer Sachen zu machen, die ihn begeistern. Als Gründer genießt Felix Hallwachs flexible Arbeitszeiten, tagsüber arbeitet er weniger als vor den Kindern, dafür am späten Abend umso länger. Er und seine Frau, die als selbstständige Architektin arbeitet, versuchen beide, so viel Zeit wie möglich mit der Familie zu verbringen.

Gründer Felix Hallwachs // HIMBEER
© Claus Morgenstern

Das Gründen der eigenen Familie hat bei Felix Hallwachs den Wunsch verstärkt, Little Sun dual aufzustellen: Als Unternehmen und als gemeinnützigen Verein. Das Geschäftsmodell ist bereits ein soziales, die Erlöse aus dem Verkauf der Little Sun-Produkte in Nordamerika und Europa ermöglichen, dass die Solarlampen in Afrika zu lokal bezahlbaren Preisen angeboten werden können.

Durch die zusätzliche Gründung der Little Sun Foundation werden weltweit Spenden generiert, aus denen weitere Lampen finanziert werden. „Wenn du ein Kind kriegst, trittst du in so einen Club ein und das ist international. Denn die Empfindung deinem Kind gegenüber ist zu 100 Prozent identisch, egal ob du in Ruanda, Ghana, Turkmenistan, Indien oder Deutschland bist.“

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