© Sebastian Schulke

Wir helfen da, wo Hilfe gebraucht wird

Vor über 70 Jahren fing alles an. Da initiierte Werner Friedmann, Journalist und Gründer der Deutschen Journalistenschule, eine Spendenaktion der Süddeutschen Zeitung, die kurz vor Weihnachten bedürftigen Menschen, Familien und vor allem Kindern helfen sollte.

Daran hat sich bis heute nichts geändert. Nur, dass der „Adventskalender für gute Werke“ mittlerweile das gesamte Jahr über Geld sammelt und damit Kindergärten, Schulen, Horte, Einzelpersonen sowie soziale Projekte unterstützt. Wir sprachen mit Anita Niedermeier, der Geschäftsführerin des SZ-Adventskalenders über Lebensmittelpakete, ein Gefängnis für Frauen, Bälle und ihre Harley.

Frau Niedermeier, spielen Sie Fußball?

Alles mit Ball finde ich einfach toll. So habe ich als Kind schon früh mit Ballsportarten begonnen – wie Volleyball, Basketball und später auch Handball. Fußball war allerdings nicht so mein Ding. Vielleicht weil ich recht groß bin. Außerdem habe ich mittlerweile leider nur noch wenig Zeit, um Sport zu treiben.

Dafür unterstützen Sie mit dem SZ-Adventskalender die interkulturellen Straßenfußball-Ligen von buntkicktgut, die in Städten wie München, Berlin oder Hamburg mit Kindern und Jugendlichen auf der Straße arbeiten und Sport treiben, also Fußball spielen.

Das stimmt. Eigentlich liegt unser Schwerpunkt im Bereich Musik und Kultur. Doch buntkickgut geht mit den Kindern und Jugendlichen nicht nur auf Torejagd. Sie gehen weit über den Bolzplatz hinaus. So können die Jungs und Mädels auch für den „buntkicker“, das ist das Straßenfußball-Magazin von buntkicktgut, schreiben und als rasende Reporter in Aktion treten. Eine tolle Herausforderung, gerade für Kinder mit Migrations- und Fluchthintergrund. Ansonsten verschicken wir jedes Jahr über 3.000 Lebensmittelpakete an Schulen und Horte, kümmern uns um eine gute Versorgung und Ernährung. Oder Stellen sozialen Hilfsprojekten ein Auto hin, um Kinder, Menschen mit Handicap und Senioren entsprechend befördern zu können.

Fussball, Jungs, Portrait, Stadtgestalt, buntkicktgut, SZ-Adventskalender // München mit Kind
© buntkicktgut

Sie gehen sogar in Gefängnisse?

Ja, im Frauengefängnis von Aichach und Stadelheim unterstützen wir den Musikunterricht für die Insassen. Wir wollen einfach hilfsbedürftigen Menschen und Familien helfen, die sich keine Brille oder Waschmaschine leisten können, die keine Vereinsbeiträge, Sportbekleidung, Schulausflüge oder
Kursgebühren für ihre Kinder zahlen können. Mit den Spendengeldern kaufen wir je nach Fall auch Musikinstrumente für Kinder, fördern Zirkus- und Kletterprojekte. Familien, die in sozialen Schwierigkeiten stecken, bekommen von uns außerdem Zuschüsse für Kleidung, Schulbedarf und die Wohnungseinrichtung.

Kommen Sie mit den Familien und Kindern direkt in Kontakt?

Nein! Wir nehmen grundsätzlich keine Anträge von Privatpersonen an. Die Anträge müssen immer über den zuständigen Betreuer einer amtlichen oder sozialen Stelle eingereicht werden. Natürlich gibt es vereinzelt herzzerreißende Dankesbriefe von den Empfängern. Ich arbeite jedoch überwiegend am Telefon und Computer, berate Leute, die Hilfe brauchen und wissen wollen, wie sie für ihr soziales Projekt oder ihre Institution einen Antrag stellen können. Dann verschicken wir Infomaterial. Ab und zu
besuchen wir auch einzelne Antragsteller, schauen uns deren Projekte an. Ein Vergabeausschuss entscheidet dann, wem geholfen wird. Die Spenden unserer Leser werden vorwiegend in München und den umliegenden Landkreisen verteilt. Wir helfen Menschen in unserer direkten Nachbarschaft.
Das ist uns sehr wichtig.

Seit wann gibt es den SZ-Adventskalender?

Seit 1949. Schon damals konnten die Leser der Süddeutschen Zeitung
spenden. Pro Jahr kommen mittlerweile zwischen fünf und sechs Millionen Euro zusammen.

Das hört sich nach einer hilfsbereiten Stadt an?

Die hohen Mieten und Lebenshaltungskosten in München machen vielen Familien das Leben schwer. Und so ist München eine „noch“ sehr hilfsbereite und spendenfreudige Stadt. Ich sage ganz bewusst „noch“. Denn unsere Spender sind hauptsächlich langjährige SZ-Leser, die zum Teil den Krieg
hautnah miterlebt haben und dadurch wissen, was Not wirklich bedeutet. Wenn man plötzlich kein zu Hause mehr hat oder auch nichts mehr zu essen. Diese Generation stirbt jedoch allmählich aus – die jungen Münchner müssen verstärkt auf sich selbst schauen.

Das wird den SZ-Adventskalender aber nicht bremsen?

Wir helfen da, wo Hilfe gebraucht wird. Wo wir Kinder und Jugendliche, alte und junge Menschen unterstützen können. Doch bevor wir helfen, schauen wir uns die Antragsteller natürlich genau an, damit unsere Hilfe auch wirklich ankommt und die Menschen erreicht.

Fussball, Jungs, Portrait, Stadtgestalt, buntkicktgut, SZ-Adventskalender // München mit Kind
© buntkicktgut

Haben Sie einen Traumjob?

Für mich ist es wirklich ein Traum. Ich komme mit spannenden Menschen zusammen, lerne tolle Projekte kennen und erlebe verrückte Geschichten. Das gibt mir sehr viel. Und schenkt mir auch viel Freude, wenn ich sehe, wie viele Menschen hilfsbereit sind und sich engagieren. Und wie viel Kraft
Jungs und Mädchen, Männer und Frauen in schwierigsten Situationen aufbringen können. Da darf es und da spielt es auch keine Rolle, welche Hautfarbe ein Mensch hat oder aus welchem Land er kommt, welchen Beruf oder was für eine Ausbildung er hat. Unsere Hilfe ist für alle da.

Was tun Sie, wenn Sie nicht für den SZ-Adventskalender unterwegs sind?

Da fahre ich gemeinsam mit meinem Mann und mit meiner Harley übers Land und genieße die Freiheit.

Harley?

Also eine Harley Davidson. Das ist ein Motorrad. Für Handball oder Volleyball habe ich, wie gesagt, leider kaum noch Zeit. So habe ich die Bälle gegen Räder eingetauscht.
sz-adventskalender.de

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