Ihr geht gerne mit Kindern essen? Möchtet auch mal neue Restaurants kennenlernen, seid aber unsicher, ob ihr dort mit Kindern willkommen seid? Was rät der Gastro-Experte, wenn man Münchens Restaurantszene mit Kindern erkunden möchte?
Wir haben mit Chris Lehner darüber gesprochen, woran man kinderfreundliche Gastronomie erkennt und warum gemeinsames Essengehen ein wertvolles Familienritual ist.
Chris Lehner über kinderfreundliche Gastronomie in München
Der umtriebige Wirt (Park Café & das Bad) ist als Tausendsassa und Gaudibursch der Münchner Gastroszene bekannt, seit den 1990er-Jahren bei vielen Events aktiv, „monaco“-Kolumnist für die Abendzeitung München, Kochbuchautor und Vater. parkcafe089.de
Welchen Stellenwert hat Kinderfreundlichkeit in der Gastronomie?
Gerade in einer vermeintlich schicken Stadt wie München ist das Thema Kinder nur teilweise angekommen.
Es gibt immer noch Szenebetriebe, Hipsterläden und Burgerbuden, die noch gar nicht kapiert haben, dass sie hier die Gäst:innen der Zukunft und zugleich deren konsumfreundliche Eltern verpassen.
Ich habe in meinen Häusern bereits Anfang des Jahrtausends Kinderstühle, Wickeltische, Malstifte und Co. angeschafft. Eltern mit Kindern sind im Regelfall tolle Gäst:innen.
Wenn man es erreicht, das Lieblingslokal der Kinder zu werden, kommen die Familien immer gerne wieder.
Gibt es da einen Wandel in den letzten Jahren?
Seit 2007 das generelle Rauchverbot in der Gastronomie eingeführt wurde, hat es nochmal einen richtigen Schub gegeben.
Nachdem keine Aschenbecher mehr auf den Tischen stehen, ist es auch Indoor absolut normal, auch mit kleinen Kindern in ein ordentliches Restaurant zu gehen.
Woran erkennt man kinderfreundliche Gastronomie?
Im Regelfall schon bei der ersten Kontaktaufnahme. Im Idealfall am Telefon. „Haben Sie Kinderstühle im Haus?“ – sollte als erstes Signal genügen.
Auch auf den Social Media-Kanälen kann man oft schon auf den ersten Blick erkennen, ob das Restaurant so eng bestuhlt ist, dass man mit einem Kinderwagen gar nicht durchkommt.
Was sollte man beim Essengehen mit Kindern beachten?
Wer mit Kindern Essen geht, kann diese nicht automatisch beim Servicepersonal abgeben.
Das heißt, man sollte schon aufpassen, dass die Kinder nicht unter oder zwischen den Tischen herumtollen, nicht im Laufweg des Servicepersonals auf dem Boden spielen oder ihr Spielzeug kreuz und quer im Restaurant verteilen.
Ein klein wenig Erziehung, Aufsicht und normaler Anstand reichen im Regelfall aus.
Welche Verhaltensweisen werden als störend empfunden?
Kinder spielen nun mal. Man sollte als Eltern allerdings aufpassen, dass der Betrieb nicht gestört wird. Hier ist ganz simples Mitdenken gefragt.
Was sind die positiven Aspekte des gemeinsamen Essengehens?
Wenn man in Italien Urlaub macht, sieht man, wie schön es ist, mit der ganzen Familie auszugehen. Hier freuen wir uns immer über das wundervolle Miteinander in der Gastronomie.
Die Kinder können und wollen Gastronomie auch genießen. Das können wir doch auch hier bei uns hier in München!
Familien sind wundervolle Gäst:innen, für die Gastronom:innen bietet sich auch ein nicht zu unterschätzender Aspekt: Meistens sind Familien schnell wieder weg, so kann der Tisch noch mal besetzt werden.
Abseits von Pizza, Pasta, Pommes – was sind deiner Erfahrung nach die spannendsten Gerichte für Kinder?
Ich würde das ganz nicht so verallgemeinern. Es ist einfach zu trivial, Kinder auf die typischen Kindergerichte zu reduzieren.
Meine Kinder haben alle Jahre wieder neue Leibgerichte, das kann von einem saftigem Burger bis hin zu kreativen Gerichten wie spanische Paella einfach alles sein.
Meine Tochter liebt zum Beispiel einen klassischen Steckerlfisch beim Biergartenbesuch.
Kann man mit Kindern auch Sternerestaurants besuchen?
Es kommt einfach auf die Kinder an. Es gibt Kinder, die einfach nur satt werden wollen. Wenn Kinder einen gewissen Spaß am Essen, am Kochen und an Lebensmitteln haben, kann man schon mit seinen Kindern einen Versuch starten.
Sie sollten dafür aber mindestens zwölf bis 14 Jahre alt sein. Kleineren Kindern fehlt oft das „Sitzfleisch“ für ein mehrgängiges Menü. Und es ist niemandem geholfen, wenn die Kindern dann herumzappeln oder man das Menü abbrechen muss.
Die Kinder mit einem Tablet und Kopfhörern am Tisch ruhig zu stellen, halte ich für eine schreckliche Unart.
Ab welchem Alter ist es sinnvoll, Kinder mit gehobener Küche und ggf. vornehmeren Essmanieren vertraut zu machen?
Generell sollte man den Kindern schon vermitteln wie man mit Besteck isst. Es ist zum Teil erschreckend, wenn man 16-Jährige sieht, die schön zubereitete Gerichte förmlich reinschaufeln.
Hier sind die Eltern gefordert, einfach immer dran zu bleiben und das Level sukzessive zu erhöhen.
Mein Sohn hat mit acht Jahren auf einer Hochzeitsfeier ein komplettes Fünf-Gänge-Menü genossen, während neben ihm ein 14-Jähriger Pommes mit Ketchup bestellt hat.
Kochbücher von Chris Lehner
Chris Lehner ist nicht nur unser Experte für kinderfreundliche Gastronomie, sondern auch ein super Kochbuchautor.
In seinen beiden „Laut & Lecker“-Kochbüchern findet ihr Soul Food-Rezepte für die ganze Familie, die einfach jeder zu Hause schnell und einfach nachkochen kann.
Einige der Gerichte sind auch eine großartige Möglichkeit, Kinder an einem verregneten Nachmittag zu beschäftigen und an das Thema Kochen heranzuführen. Auch Chris‘ Kinder haben sie schon nachgekocht und es hat allen geschmeckt!
Die tollen Rezepte stammen aber nicht nur von Chris, sondern auch von vielen Musiker:innen und Künstler:innen aus seinem Freund:innenkreis.
Chris Lehner: Laut & Lecker: Funky Soul Food Rezepte – Rezepte aus dem Münchner Kultrestaurant Park Café, gebunden, 176 Seiten, Kampenwand Verlag, 11/2020, 29,85 Euro.
Bei eurem Lieblingsbuchladen vor Ort, bei genialokal*, dem Onlinehandel der Buchhandlungen, oder bei Amazon* bestellbar
Chris Lehner: Laut & Lecker Vol. 2: Funky Soul Food Rezepte – Rezepte aus dem Münchner Kultrestaurant Park Café, gebunden, 240 Seiten, Kampenwand Verlag, 09/2022, 29,85 Euro.
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