Als unser Sohn Luis gerade ein paar Monate auf der Welt war, stieß ich zufällig über eine Freundin auf den Vortrag "Wann beginnt Erziehung", von Eliane Retz. Der Besuch dort öffnete mir die Augen. Erst durch Elianes Wissen wurde mir mehr und mehr klar, welche Art der Beziehung ich zu meinem Kind aufbauen möchte. Hier lest ihr ihre Antworten auf unsere Fragen.
Wir können die wissenschaftlich fundierten und mit viel Herz gestalteten Vorträge von Eliane allen Eltern ans Herz legen. Ihre Arbeit ist wirklich wertvoll für Eltern, denen die Bindung zum Kind ein wichtiges Thema ist. Umso mehr freute es uns, als sie Lust hatte uns die 7 Fragen zu beantworten. Damit ihr auch noch etwas über ihr Projekt erfahrt, stellten wir ihr außerdem drei Fragen zu „Geborgenheit fürs Kind“.
Was hast du dir ganz anders vorgestellt, bevor du Kinder hattest?
Theoretisch war ich gut vorbereitet: Bindung, Erziehung, Entwicklungspsychologie, das waren meine Schwerpunkte an der Uni. Der Alltag mit dem Baby hat aber viele Fragen entstehen lassen. Damit sich eine gute, sichere Bindung zum Baby entwickelt, sollen Eltern prompt und angemessen auf die Signale des Kindes reagieren. Das klingt gut und richtig.
Die Interpretation dessen, was das Kind braucht, ist aber alles andere als leicht. Ich hatte als Kind einen Schnuller; meine Tochter spuckte diesen aber empört aus und zwar immer wieder. Durch sie haben mein Partner und ich gelernt, sie anders zu beruhigen. Dass es anders ist, wie vorgestellt, begleitet die gesamte Elternschaft und mit jedem neuen Entwicklungsschritt des Kindes lernt man mehr dazu und wird ein wenig reifer und weiser.
Wie würdest du deinen Erziehungsstil beschreiben?
Ich versuche ein gutes Vorbild zu sein und das vorzuleben, was ich als wichtig empfinde. Kinder schauen sich viel von den Eltern ab, auch wie die Eltern miteinander interagieren und kooperieren. Vieles an Ermahnungen kann man sich im Grunde genommen sparen. Kinder lieben außerdem Geschichten und alles was ihre Fantasie beflügelt.
Unliebsame Dinge, wie z.B. Zähneputzen, laufen meistens besser, wenn dazu gesungen wird oder wenn man eine Geschichte erzählt. Strukur, wie regelmäßige Essens-, Schlafzeiten, darauf achten wir in unserer Familie auch sehr, da es einen äußeren Rahmen schafft, der Kinder Orientierung bietet.
Was tust du am liebsten, wenn du mal ohne Kinder bist?
Joggen, arbeiten, Filme schauen, nachdenken. Letzteres vor allem über die Kinder.
Was finden deine Kinder richtig blöd an dir?
Du bist eine blöde Mama. Darf das Kind das sagen? Ja klar auf alle Fälle. Weil es viel besser ist, wenn dieser Gedanke und die damit verbundene Wut und Aggression auf die Mutter oder auf den Vater verbalisiert wird. Wenn meine Tochter das also zu mir sagt, kann sich ein interessantes Gespräch darüber entwickeln, warum sie mich gerade blöd findet und warum ich z.B. aber trotzdem etwas nicht möchte.
Was ist das Schönste am Leben mit Kindern?
Sie heranwachsen zu sehen und sich an ihrer Entwicklung, ihren Talenten zu erfreuen, an ihrer Perspektive auf die Welt. Sie dabei zu unterstützen, ihre weniger starken Seiten anzunehmen und auch hier weitere Entwicklungsschritte anzustoßen. Wieder Dinge aufleben zu lassen, die man selbst als Kind geliebt hat, wie Karusselfahren, Laternen-Umzüge, Kastaniensammeln, ins Schwimmbad gehen, Kinderbücher vorlesen.Und das gemeinsam mit einem Partner an der Seite, den man liebt.
Was ist euer liebstes Familien-Rezept?
Pfannkuchen. Wobei wir Eltern schon auch anderes Essen mögen. Deshalb muss der Lieferservice öfters indisches Essen bringen.
Was sind eure Lieblingsempfehlungen für Unternehmungen?
Englischer Garten: Karussell fahren, eine Runde auf den „Eichi“-Spielplatz mit den vielen Eichhörnchen, Kuchen, Café holen bei Fr. Grüneis oder Eis essen bei der bayerischen Eismanufaktur.
Eliane, was genau ist dein Herzensprojekt, erzähle uns ein wenig davon.
Das ist „Geborgenheit fürs Kind“: Warum verhalten sich Babys und Kinder so? Was können Eltern tun, um ihr Kind auf seinem individuellen Entwicklungsweg zu begleiten? „Geborgenheit fürs Kind“ bietet Kurse, Vorträge und persönliche Beratung zu diesen Themen an. Auf der Basis von wissenschaftlichen Forschungsergebnissen sowie praktischer Erfahrung aus dem Alltag mit Kindern.
Jeden Monat gibt es mehrere Vorträge in unterschiedlichen Stadtvierteln in München – darüber informiert der monatliche Newsletter. Ergänzend dazu gibt es die Möglichkeit einer persönlichen Beratung. Sehr gute Erfahrung habe ich mit Skype-Beratungen gesammelt: Ich biete diese am Abend an, es können beide Elternteile dabei sein und es muss keine Betreuung fürs Kind organsiert werden, da die Eltern ja zuhause bleiben können.
Schwerpunkte meiner Arbeit sind: Sichere Eltern-Kind-Bindung, Erziehung, Schlafverhalten von Babys- und Kleinkindern und Geschwisterkinder. Ferner berate ich Eltern bei Fragen und Schwierigkeiten rund um das Thema „Krippe“; dieses Thema nimmt inzwischen sehr viel Raum ein.
Was gibst du Menschen mit auf den Weg, die sich trauen wollen ihr Herzensprojekt zu realisieren?
Ich würde empfehlen, dass man über das Herzensprojekt viel mit einer engen Bindungsperson sprechen sollte.
Welchen Anfängerfehler würdest du nicht mehr machen?
Es ist alles gut so wie es ist. Wir lernen aus der Erfahrung, gerade dann, wenn etwas nicht so gelaufen ist wie gewünscht. Wenn uns dann eine geliebte Bindungsperson in den Arm nimmt und tröstet, sieht die Welt doch gleich viel besser aus.
Hier findet ihr alle aktuellen Termine und News von Eliane:
Geborgenheit fürs Kind