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Von den guten Seiten

Mit OHRKA und KLEXIKON hat Michael Schulte zwei kostenlose Internetangebote für Kinder gegründet, die auf hohem Niveau Hörspaß und Wissen vermitteln.

Smartphones, Tablets und Computer sind ein fester Bestandteil im Leben vieler Kinder. In etlichen Schulen gibt es inzwischen Smart- oder Whiteboards und ermöglichen ein Leben ohne Tafeldienst. Für unsere Kinder ist es selbstverständlich, sich durch Spiele und Lernprogramme hindurch zu wischen. Doch online, im offenen Netz, haben viele Eltern Bedenken, die Kinder alleine losziehen zu lassen.

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© Sibylle Baier

Der Hörfunkjournalist Michael Schulte ist Vater zweier Kinder und kennt diese Überlegungen. Deshalb beschloss er, einfach mal eine gute Seite für Kinder zu machen. Schulte wurde Initiator und Projektleiter von Ohrka.de, dem kostenlosen Hörportal für Kinder, gefördert durch das Bundesfamilienministerium. Seine Idee war es, eine Seite zu erstellen, auf der Kinder bedenkenlos und vor allem jederzeit verfügbar Hörspiele, aber auch gute Reportagen hören und herunterladen können. Ohne Werbung und kostenfrei. So entstand Ohrka.

Ohrka, der Ohrkanal, der hörende Schwertwal, das Wort mit den zwei Schreibfehlern. Nachdem Helme Heine mit einer gekonnten Skizze das Maskottchen kreiert hat, war auch klar: der Name wird bleiben – und zur Marke werden. Ohrka e.V. wurde 2011 gegründet und ist jetzt fast so alt wie seine jüngsten Hörer. Es gibt Geschichten für Kinder ab fünf und ab acht Jahren. Wunderschöne Märchenklassiker wie „Das Rumpelstilzchen“, gelesen von Katharina Thalbach, „Oskars Abenteuer“ oder „Nils Holgersson“ und seine Reise mit Martin und den Wildgänsen.

Für die Großen wurde „Das Dschungelbuch“, von Anke Engelke eingelesen, „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ von Stefan Kaminski oder „Robinson Crusoe“ von David Nathan. Für uns Eltern schließt sich der Kreis auf wunderbare Weise beim Hören der Abenteuer des Sherlock Holmes. Nach einer ersten Irritation, warum Justus Jonas behauptet, Pfeife zu rauchen und in London zu leben, hört man Oliver Rohrbeck wieder genauso gerne zu wie früher bei „Die drei ???“.

Michael Schulte und der Ohrka-Verein haben es innerhalb von zwei Jahren geschafft, knapp 80 Stunden Hörgenuss für Kinder zu produzieren. Dabei ist eine vielfältige Auswahl entstanden, bei der für jeden Geschmack etwas vorhanden ist. Dass das Konzept funktioniert, zeigt die Zahl der Klicks, die zwischen 3000 und 4000 pro Tag liegen, Tendenz steigend. Bei weit über einer Million Seitenaufrufe im Jahr wurden bishalb eine halbe Million Geschichten mit einer Spieldauer zwischen fünf Minuten und fünf Stunden heruntergeladen. Kommt jetzt nicht bald der Tag, an dem Ohrka an einen Verlag verkauft wird? Nein, sagt Michael Schulte, Ohrka.de wurde für Kinder gemacht, damit sie selbständig auf gute Hörgeschichten zugreifen können. Deswegen wird Ohrka auch kostenfrei bleiben!

Nachdem es also Kika für die Ohren gibt, entwickelt Michael Schulte nun Wikipedia für Kinder. Nicht die Kikipedia, sondern das Klexikon. Das Klexikon ist, wie es der Name bereits sagt, ein Lexikon für Kinder. Geschrieben wird es für Kinder ab acht Jahren, gelesen werden darf es von allen. Auch für Lehrer und Erzieher lohnt das Klexikon als Informationsquelle. Erstellt werden die Artikel von erfahrenen Wikipedianern, Journalisten, aber auch Kinder steuern eigene Texte bei.

Eine zusätzliche pädagogisch Hilfe ist das „ZUM“, die Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet, doch die wichtigste Instanz ist natürlich das offene Diskussionsforum hinter jedem Artikel. Hier kann man verfolgen, wie Durchlässigkeit, eine kontroverse aber dennoch konstruktive Diskussionskultur, etabliert wird. Schreibt ein Kind z.B.: „Im ersten Absatz, in den sechs Sätzen, kommt 9 mal das Wort „Film“ vor. Das nervt.“, dann wird der Autor sich bemühen, dies schleunigst zu ändern.

Wer darf im Klexikon mitschreiben? Grundsätzlich jeder, der Interesse daran hat und schreiben kann. Das Klexikon entsteht unabhängig von großen Onlinediensten und Verlagen. Dadurch haben die aktuellen Autoren die Möglichkeit, alle Regeln und Bedingungen selbst festzulegen. Nach Aussage von Michael Schulte sind diese auch wesentlich strenger als z.B. beim großen Bruder Wikipedia. Wer Artikel schreiben möchte, bewirbt sich per Mail.

Mit einem Account kann man dann Artikel zu verschiedenen Themen schreiben, andere Artikel korrigieren und ergänzen. Schleicht sich auf diesem Weg ein „Troll“ ein, jemand der Krawall machen möchte, fliegt er ganz schnell wieder raus. Die Qualität und ein respektvoller Umgang miteinander stehen für Schulte klar im Vordergrund.

Ohrka schwimmt bereits im großen Becken der Medienlandschaft. Das Klexikon erscheint bei Kinderfragen unter den ersten 20 Antwortseiten. Die Seiten werden genutzt und sind gefragt. Und was kommt dann, wenn diese beiden „Kinder“ flügge sind? Michael Schultes strahlende Antwort dazu: „Eine Kinderantwortmaschine. Damit es wirkliche Antworten auf wirkliche Fragen gibt. Aber nicht nur für die Hausaufgaben.“

www.ohrka.de, www.klexikon.de

Foto und Text: Sibylle Baier, www.sibyllebaier.de

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