STADTGESTALTEN München – Die beiden Psychologinnen Dr. Katharina Bublath und Bettina Bergau haben mit "Zamm" eine spielerische Beziehungskrisenprävention erfunden...
Das alte Kaffeeservice von der Schwiegermutter mit Goldrand liegt auf dem Boden, zerbrochen in tausend Teile. Daneben befindet sich ein zerrissenes Hochzeitsfoto – und nicht weit davon rennen ein Mann und eine Frau schreiend durch die Wohnung und schmeißen noch ein paar Gegenstände wutentbrannt im Vorbeilaufen zu Boden. Mittendrin stehen ihre Kinder, schauen entgeistert und weinen – so oder so ähnlich könnte eine schwere Ehe- oder Beziehungskrise aussehen, unter der besonders der Nachwuchs zu leiden hat. Doch damit genau das nicht passiert, haben sich Dr. Katharina Bublath und Bettina Bergau, zwei Diplom-Psychologinnen aus München, etwas ganz Besonderes einfallen lassen – und zwar das „zamm-Spiel“!
„Dabei geht es nicht um den Einzelnen, sondern um Spaß“, sagt Bublath und erklärt: „Die Partner treten dabei als Team auf und spielen gegen andere Paare.“ Um private Details geht es nicht. Die Teams müssen Fragen beantworten, die praktische Tipps und wichtige Erkenntnisse aus der Paarforschung locker und leicht vermitteln. Dazu ein paar kleine Zwischenspiele.
„Das läuft bei uns wie bei den Gameshows im Fernsehen – nur ohne Kamera und in einem kleinen Kreis“, erzählt Bergau. Zwei bis fünf Paare können an einem Spieleabend (ab 150 Euro pro Paar) teilnehmen. Dabei lerne jeder ganz ungezwungen etwas über sich, seine Beziehung und oft auch Neues über seinen Partner. Groß analysiert und thematisiert werde dabei nichts. Beim „zamm-Spiel“ soll viel gelacht und geschmunzelt werden. Wenn die Frage beispielsweise lautet: Wie viel Sex haben Paare im Monat, nach der Geburt ihres Kindes?
Vor Gericht fing alles an. Da liefen sich Katharina Bublath und Bettina Bergau vor fünf Jahren das erste Mal über den Weg. Allerdings nicht im Streit. Nein, das liegt den beiden Diplom-Psychologinnen fern. Beide arbeiten für das Familiengericht als Gutachterinnen und gehen in Familien, bei denen der Haussegen bereits sehr schiefhängt und lautstarke Konflikte zur Tagesordnung gehören. Sie sprechen mit den Eltern und deren Kindern – und empfehlen letztendlich dem Gericht, wer das Sorge- und Umgangsrecht für die Kinder bekommen soll.
Eine sehr harte und intensive Aufgabe, die viel Schmerz und Leid beinhalte. „Auf Dauer ist das einfach zu viel“, sagt Bergau, „wenn man immer mit Trennungen, Scheidungen und dem Kampf der Ex-Partner um die Kinder befasst ist. Wir brauchten etwas Positives. Wir wollten den Eltern und vor allem den Kindern schon helfen, bevor es zu einer Krise kommt.“ So kamen die beiden vor gut zwei Jahren auf die Idee, „zamm“ zu gründen und das Spiel zu entwickeln. „Das dauerte insgesamt neun Monate“, erinnert sich Bublath. Und Bergau ergänzt und lächelt: „Das Konzept dazu haben wir während eines gemeinsamen Urlaubs auf Mallorca geschrieben.“
„zamm“ bietet dabei klassisches Paar-Coaching und eben als besonderes Angebot das „zamm-Spiel“. „Es gibt unglaublich viele Kurse für Mütter und deren Kinder – wie Yoga, Schwimmen, Kochen oder Pflegekurse“, meint Bublath, „aber Kurse für Eltern gibt es kaum. Dabei geraten Paare nach der Geburt des ersten Kindes oft in eine Krise.“ Denn der gesamte Alltag ändere sich: Mehr Organisation sei gefragt, mehr Struktur nötig, der gewohnte Rhythmus stelle sich um, und gerade auch das Sexualleben habe plötzlich einen anderen Stellenwert.
Aber nicht nur Eltern mit Kind, sondern auch frisch und lang Verliebte sowie ältere Ehepaare spielen mit. Natürlich sei das zamm-Spiel kein Heilmittel für Beziehungskrisen. „Wir haben auch keine Paartherapie“, sagt Bergau. „zamm ist eine Art Prävention. Wer zu unserem Spieleabend kommt, der nimmt auf jeden Fall etwas mit.“ Und was? Da muss Katharina Bublath nicht lange überlegen: „Eine bessere Selbsteinschätzung und mehr Bewusstsein für die Beziehung.“ So seien Krisen oft kein Trennungsgrund, sondern gehörten zu einer Beziehung dazu. Zudem sind die gegenseitigen Erwartungen meist viel zu hochgesteckt. Bettina Bergau betont: „Die Paare bringen sich bei uns wieder auf den neuesten Stand, lernen neue Seiten an ihrem Partner kennen. Das macht eine Partnerschaft stabil und hält sie glücklich.“
Nicht nur das. Von einer stabilen und glücklichen Beziehung profitieren vor allem die Kinder. „Das ist unser größtes Anliegen“, sagt Bublath. Dann gibt es keine zerbrochenen Kaffeeservice und keine zerrissenen Hochzeitsfotos. Dann läuft das „zamm-Spiel“ einfach wie von selbst …
Weitere Infos: www.zammbleiben.de