Überall auf der Welt treten sie auf, um Menschen zum Lachen zu bringen: Katrin Rohlfs, Milly Morales Frez und Maximilian Meier sind Clowns. Sie spielen für „Clowns ohne Grenzen“, ein gemeinnütziger Verein, der in 15 Ländern weltweit aktiv ist. Wir haben Milly und Katrin getroffen, um mit ihnen über zirzensische Künste und Clownerie, Fußstapfen, Weinen, Bolivien und die Kunst des Stolperns zu sprechen.
Wo sind eure roten Nasen?
Katrin: Bei unseren Auftritten haben wir natürlich immer eine auf. Sonst laufen wir aber auch schon mal ohne rote Nase herum.
Milly: Ich habe fast immer eine rote Nase in irgendeiner Tasche von mir stecken. Heute allerdings leider nicht.
Dann habt ihr heute keinen Auftritt mehr?
Milly: Nein. Katrin und ich machen die Clownerie in unserer Freizeit. Ich arbeite auch noch als Zirkuspädagogin. Für
unsere Auftritte bekommen wir eine Spende, die dann direkt an den Verein „Clowns ohne Grenzen“ geht. Wir arbeiten ehrenamtlich und wollen Kinder und Erwachsene einfach zum Lachen bringen und ihre Alltagssorgen für einen Moment vergessen machen. So lautet auch das Hauptziel der „Clowns ohne Grenzen“: Jeder Artist und Künstler versucht vor allem die Lage der Kinder in Krisensituationen – kriegerische Konflikte, Naturkatastrophen oder soziale Ungleichheiten – durch Lachen und Freude zu verbessern.
Katrin: Max ist hauptberuflich Clown. Er verdient damit seinen Lebensunterhalt, tritt auf Festivals, in Kindergärten, Altenheimen und Kliniken auf. Milly und ich haben in Freising an der Schule für Clowns „Die Kunst des Stolperns, die Clownerie” gelernt. Sechs Monate dauert dort die Grundausbildung.
Milly: Wir treten in Flüchtlingsunterkünften auf, spielen bei Veranstaltungen von sozialen Institutionen oder Projekten. Und wir geben Workshops.
Wie zuletzt in Bolivien?
Katrin: Genau. Da hat sich eine ganz tolle Zusammenarbeit mit dem SOS-Kinderdorf in Cochabamba entwickelt. Vor zwei Jahren hatten wir dort bereits mit 50 Kindern zusammengearbeitet, sie in zirzensische Künsten und Clownerie unterrichtet. In Schulen und Kindergärten hatten wir zudem noch zwölf Shows.
Milly: Nun waren wir im August zum zweiten Mal in Bolivien und haben dort auch für die „Mamas“, so werden die Pädagoginnen in den SOS-Kinderdörfern genannt, einen Workshop gemacht und ihnen etwas über Clownerie und Jonglieren vermittelt. Damit sie nach unserer Abreise in unsere Fußstapfen treten können.
Ihr habt eure roten Nasen weitergegeben?
Milly: Ja. Unsere Arbeit soll nachhaltig wirken – nicht bloß drei Wochen lang.
Kamen eure Späße bei den Kindern und Erwachsenen gut an?
Milly: Bolivien ist ein sehr armes Land. Gewalt und Kriminalität sind sehr präsent. Aber die Kinder sind sehr neugierig, offen, lachen gerne und viel.
Katrin: Sie sind auch noch nicht so gesättigt wie viele Kinder hier in Deutschland. In Bolivien haben sie nicht dieses Überangebot, um ihre Freizeit immer wieder neu gestalten zu können. Da geht es weniger um höher, schneller und weiter, sondern einfach ums Überleben.
Was gebt ihr den Kindern und Erwachsenen neben einem Lächeln mit?
Katrin: Ein Clown nimmt die Dinge so, wie sie sind. Er ist sehr tolerant, flexibel und spontan, geht auf sein Publikum
und deren Lebenssituation ein und versucht, sie im besten Fall zum Lachen zu bringen. Natürlich nicht auf Kosten anderer.
Milly: Lachen ist unglaublich befreiend, gibt Kraft, schenkt den Menschen Hoffnung und bringt sie zusammen. Überall auf der Welt. Ob nun in Bolivien, Albanien oder der Türkei – dort haben wir einen Workshop mit geflüchteten Kindern aus Syrien gemacht. Die bieten wir natürlich genauso in München an.
Katrin: Unsere Workshops sollen insbesondere Kinder stärken, ihnen auch in schwierigen Lebenslagen einen positiven Blick auf die Herausforderungen des Alltags geben.
Nach dem Motto: Höre niemals auf zu lachen!
Milly und Katrin: Genau.
Weint ein Clown auch mal?
Milly: Ja, auf der Bühne wird auch geweint, wie im wahren Leben. Der Clown trägt die verschiedensten Gefühlswelten in sich und hat keine Scheu, sie auch zu zeigen. Er will sie mit der Welt teilen. Manchmal ist er maßlos übertrieben. Aber gerade das bringt den Menschen zum Lachen, weil man sich und seine Gefühle wieder erkennt. Allerdings achten wir darauf, wie weit wir gehen können. Wenn wir für traumatisierte Kinder und Erwachsene in Bolivien oder München spielen, können wir nicht ohne Ende Drama machen und uns die Seele aus dem Leib heulen. Da achten wir auf unser Publikum und die äußeren Umstände.
Kann man euch anrufen oder anmailen – und dann stehen plötzlich drei Clowns vor der Tür?
Katrin: Über „Clowns ohne Grenzen“ kann man uns kontaktieren. Wir organisieren unsere Auftritte dann meistens selbst und treten überall dort gerne auf, wo vor allem Kinder in sozial schwierigen Situationen leben – auch an Schulen und Kindergärten in München und um München herum.