© Sebastian Schulke

Bäume, Forscher, Botschafter

Ein kleiner Junge setzt im Jahr 2007 eine Bewegung in Gang, die mittlerweile weltweit dafür kämpft, durch Baumpflanzungen die Klimakrise zu bremsen – mit Plant-for-the-Planet. Benedikt Eder gibt uns einen Einblick.

Die Fotos schauen recht lustig aus. Wie das mit dem deutschen Rockstar Peter Maffay. Er steht neben einem kleinen Jungen, der ihm mit der Hand den Mund zu hält. Der Junge trägt eine Brille, ein weißes T-Shirt, hat kurze Haare und einen energischen Blick. Maffay trägt Jeans, Hemd und Schaal. Beide schauen direkt in die Kamera. Dazu der Slogan: „Stop talking. Start planting.“

Und Maffay ist nicht der Einzige. Auch Topmodel Gisele Bündchen, Hollywoodstar Harrison Ford oder Prinz Albert von Monaco hält er den Mund zu. „Die Fotos kamen gut an“, meint Benedikt Eder. Er ist 16 Jahre alt und ein Botschafter von Plant-for-the-Planet. Eine Organisation, die Felix Finkbeiner, der kleine Junge mit Brille, ins Rollen brachte. „Ich habe solche Aktionen auch schon gemacht“, sagt Benedikt und grinst. „Mit einer Lehrerin aus meiner Schule.“

Mit einem Schul-Vortrag fing alles an

In einer Schule nahm vor 13 Jahren das gesamte Projekt seinen Lauf. Genauer gesagt in der Munich International School (MIS) in Starnberg. Da steht Felix, damals neun Jahre alt, vor seiner Klasse und hält ein Referat über die globale Klimakrise. Die Umweltorganisation „Green Belt Movement“ in Kenia hat es Felix dabei besonders angetan, die von Wangari Maathai 1977 gegründet wurde und in Afrika vor allem Baumpflanzungen durchführt. Bäume, die den Menschen, der Region und der Umwelt helfen sollen.

Denn die grünen Riesen speichern Kohlenstoff, also CO2 – und das bremst die Klimakrise.

Am Ende seines Referats wünscht sich Felix, dass Kinder in jedem Land auf der Welt jeweils „eine Million Bäume“ pflanzen. Den Anfang macht er selbst, vor seiner Schule setzt er gemeinsam mit anderen Kindern im März 2007 den ersten Baum in den Boden. Kurz darauf gründet Felix zusammen mit seinen Eltern, Frithjof und Karoline, Plant-for-the-Planet.

Bäume pflanzen für die Umwelt // HIMBEER
© Plant-for-the-Planet

Die Bewegung wächst

Immer mehr Schulen erfahren davon, machen mit und pflanzen fleißig Bäume – rund 150.000 in ganz Deutschland innerhalb des ersten Jahres. 2011 wird Felix sogar von den Vereinten Nationen nach New York eingeladen. Er redet vor den Politikern aus aller Welt zum sogenannten Uno-Wald-Jahr und stellt sein Projekt vor. Mittlerweile ist Plant-for-the-Planet zu einer globalen Bewegung herangewachsen, die in über 74 Ländern aktiv ist.

„Kinder und Jugendliche treten als Botschafter auf und führen den Erwachsenen vor Augen, dass ihr ständiges Gerede nichts verändert“.

Als sogenannter „Botschafter für Klimagerechtigkeit“ hält Benedikt Vorträge an Universitäten und Schulen, vor Freunden oder bei den Akademien von Plant-for-the-Planet, an denen Kinder kostenlos teilnehmen können. Die Termine für die Akademien findet man auf der Website, über die man sich auch anmelden kann. „Da erzähle ich den Kids, was wir so machen und wie jeder mitmachen und Vorträge halten kann“, meint Benedikt. Je nach Alter und Motivation werden die kleinen, neuen Botschafter eingesetzt.

Bäume pflanzen von Kindern // HIMBEER
Junge Botschafter für Plant-for-the-Planet. © Plant-for-the-Planet

Kinder und Jugendliche tragen die Idee weiter

Daneben läuft zwei Mal im Jahr eine Kinderkonferenz, bei der sich die
Botschafter aus Deutschland kennenlernen und austauschen können. Der sogenannte „Youth Summit“ ist sogar ein weltweites Treffen. Knapp 90.000 „Botschafter für Klimagerechtigkeit“ sind bei Plant-for-the-Planet weltweit aktiv. Allein in Deutschland sind es 20.000 junge Menschen. Erwachsene, Kommunen, Gemeinden und Unternehmen können ebenso mitmachen – als Organisatoren für Akademien, als Spender oder Paten. Es gibt sogar Süßigkeiten, die mit dem Projekt verbunden sind: „Für fünf verkaufte Tafeln „Die Gute Schokolade“ pflanzen wir einen Baum“, erzählt Benedikt. „Das gleiche gibt’s mit Fruchtgummis bei einem Discounter.“

Gruppenbild: Plant-for-the-Planet // HIMBEER
© Plant-for-the-Planet

Wo wird gepflanzt? Transparenz ist wichtig!

Vor einem Jahr sorgten die Pflanzzahlen auf der Website für Fragezeichen. Die Erfassung der Bäume wies Ungereimtheiten auf. Plant-for-the-Planet entschuldigte sich dafür und arbeitet seitdem mit Geodaten, mit der jede Baumeintragung versehen sein muss. Eine eigens entwickelte App, über die man Bäume pflanzen kann, sorgt ebenfalls für Klarheit. An deren Weiterentwicklung arbeitet gerade Felix. Der trägt immer noch eine Brille, ist allerdings kein kleiner Junge mehr. Nach seinem Studium forscht er an der ETH Zürich im „Crowther Lab“ an der Frage, wie Bäume CO2 binden und wie das durch Aufforstungsprojekte verbessert werden kann. Alle Wissenschaftler des Labors arbeiten eng mit Plant-for-the-Planet zusammen.

Auf der Yucatán-Halbinsel in Mexiko hat die Organisation, die in Uffing am Staffelsee ihren Hauptsitz hat, eine eigene Pflanzfläche, die sich über 22.500 Hektar erstreckt und auf der über zwei Millionen Bäume im vergangenen Jahr gepflanzt wurden. Forstingenieure kümmern sich um deren Pflege, bis sie die zu kompensierende Menge CO2 aufgenommen und im Holz gebunden haben. Auf der Website von Plant-for-the-Planet zeigt ein Baumzähler den aktuellen Stand an: 13.640.139.692!

Im Klartext: 13,6 Milliarden Bäume wurden bereits gepflanzt. Jeden Tag kommen neue dazu.

Allerdings: In dieser Zahl sind nicht nur die Bäume von Plant-for-the-Planet enthalten. Auch die der „Billion Tree Campaign“ – ein Umweltprogramm der Vereinten Nationen, das Felix mit seiner Organisation weiterführt. An dem auch das Green Belt Movement beteiligt war. Billion bedeutet übrigens ins Deutsche übersetzt Milliarde. Und da das Ziel bereits erreicht wurde, nennt sich das Ganze nun „Trillion Tree Campaign“. Also eine Billion Bäume. Ein sehr hohes Ziel!

Plant for the Planet: Kinder beim Bäume pflanzen // HIMBEER
© Plant-for-the-Planet

Benedikt geht noch zur Schule. Er schaut plötzlich ganz energisch: „In Australien brennen Wälder, auf Grönland schmilzt das Eis und der Amazonas wird von Baggern gefressen. Doch unser Team besteht aus Forschern, Freunden, Förstern, ganz vielen Botschaftern und natürlich den Bäumen – das macht mir Mut.“

plant-for-the-planet.org, trilliontreecampaign.org

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