Surfen ohne Wind und Wellen

MÜNCHNER STADTGESTALTEN. Umringt von den Gipfeln der Alpen. Eine Gruppe Wanderer schaut verdutzt, als ein Mann barfüßig an ihnen vorbei läuft. Er trägt Badeshorts, sonst nichts.

Unter seinen rechten Arm hat er ein sehr langes und breites Surfbrett geklemmt. Surfen in den Bergen? Direkt unterhalb der Zugspitze? Das kann nicht sein. Meer, Strand und Wellen gibt es hier nicht. Nur schroffe Felsen, dichte Wälder, duftende Bergwiesen – und den Eibsee. Genau dort läuft Carsten Kurmis hin. Denn er will nicht surfen, er will paddeln. Mit einem Stand-Up-Paddle-Board (SUP).

Mit diesem SUP-Board und einem Paddel taucht Kurmis in die Bergwelt ein, gleitet über Seen und durch Flusslandschaften. „Der Eibsee ist ein absoluter Traum mit SUP-Board“, meint Kurmis, während er sein XXL Surfbrett langsam zu Wasser lässt. „Du erlebst die Alpen auf eine ganz besondere Art und Weise, erlangst eine ganz neue Perspektive.“ SUP ist jedoch nicht nur etwas für absolute Surf-Freaks. Kinder sowie deren Eltern, Omas und Opas, einfach jeder kann sich auf ein SUP-Board stellen. „Denn man lernt recht schnell“, betont der alpenländische Wellenreiter.

Carsten Kurmis (44 Jahre alt) spricht aus Erfahrung. Auf „normalen“ Surfbrettern steht er bereits seit über 20 Jahren, bereist damit die Weltmeere. Vor fünf Jahren erblickte der Münchner jedoch bei einem Surftrip auf Maui erstmals ein SUP-Board – und es war Liebe auf den ersten Blick. „Da lag ich auf meinem Brett und wartete auf die nächste Welle“, erinnert sich Kurmis, als plötzlich Laird Hamilton, eine Surflegende aus Hawaii, an ihm auf einem dieser riesigen Boards vorbei paddelte. Über einen Freund lernte er schließlich Corran Addison aus Montreal kennen, der ihm XXL-Bretter nach München schickte. Seitdem sind diese Surfboard-Riesen ein fester Bestandteil seines Alltags und Lebens. Als Coach leitet er zusammen mit Guido Meier von „Bavarian Waters“ Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene, paddelt mit seinen Gruppen unter anderem über den Eibsee, Starnberger See, Chiemsee, Pilsensee, Sylvensteinsee oder den Staffelsee. Das mit der Balance, dem Wenden und dem Paddeln habe man schnell raus. „Für einen alpinen Surftrip braucht man einen relativ guten Gleichgewichtssinn und eine Badehose. Fertig“, so Kurmis. „Und wenn man mal ins Wasser fällt, kommt man sehr leicht wieder aufs Brett.“

Etwas wilder und anspruchsvoller geht es bei den Flusstouren zur Sache – auf der Loisach, Isar, Tiroler Ache, Amper oder dem Lech. „Das ist je nach Fluss und Strömung nur etwas für Könner“, sagt Guido Meier. Die Touren starten jeweils von einer mobilen Station aus, an der jeder Teilnehmer mit SUP-Board, Paddel, Helm, Neoprenanzug und -schuhen, Protektoren sowie Schwimmweste ausgestattet wird. Nach gut drei Stunden endet der alpine Wellenritt und ein Shuttle bringt die Gruppe (max. sechs Personen) zum Ausgangspunkt zurück. Um die 60 Euro kostet so ein Ausflug. Für Umweltfreunde und Naturliebhaber ist die Würm, die von Starnberg nach München fließt, ein absoluter Geheimtipp. „Ich nenne diesen Fluss mit seinen Auenwäldern und Sümpfen nur noch bayerischer Amazonas“, schwärmt Kurmis. Im Spätsommer wird er den Dschungel am südlichen Rand von München zusammen mit den angrenzenden Gemeinden sowie Freiwilligen und Schülern bei einer großem Gemeinschaftsaktion von Autoreifen, Plastikflaschen und stinknormalem Müll befreien. Da könne ebenso jeder mitmachen.

Das Trainings- und Testcenter von Bavarian Waters liegt am Pilsensee. Hier kann man für 20 Euro zwei Stunden lang drauflos paddeln. Spezielle Kinderkurse (unter 12 Jahre) gibt es auf Anfrage. Die Ausrüstung wird gestellt. Badezeug, Sonnencreme und Handtuch nicht vergessen.

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