Jana Friedrich ist Hebamme und teilt auf hebammenblog.de Wissenswertes sowie ihre Erfahrungen rund um die Themen Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Säuglinge. Wir haben ihr unsere 7 Fragen gestellt.
Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Jana als Hebamme in Berlin, seit 2020 mit einem Bachelor of Science in Midwifery. Sie leitet Geburtsvorbereitungskurse* und steht Frauen bei der Vor- und Nachsorge mit Rat und Tat zur Seite.
Hebammenblog – altes Wissen frisch gebloggt
Aus ihrer täglichen Arbeit heraus entstand 2012 der Wunsch, ihr altes Hebammenwissen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. „Meinen Frauen riet ich bis dahin immer: ‚Lest bloß nicht im Internet!’“. Dort tummelt sich so viel ungefiltertes Halbwissen.
Aus diesem Grund gründete Jana hebammenblog.de* und versucht mit diesem und ihren Geburtsvorbereitungskursen diesen Zustand zu ändern. Frauen und Familien finden hier handfeste Tipps, Unterhaltung und auch Diskussionsgrundlagen, um in wichtigen Fragen zum Beispiel unter der Geburt selbstbestimmte aufgeklärte Entscheidungen zu treffen.
In Janas Kursen*, die es übrigens auch für Zwillingseltern* gibt, lernen Schwangere die Bedürfnisse ihres Körper kennen und finden heraus, was ihnen während der Geburt gut tun wird und wie sie sich mental gut dafür aufstellen. Aber auch was Partner:innen und Geburtsbegleiter:innen tun können, um zu unterstützen.
Der Bedarf nach fundiertem Wissen und entsprechenden Ratschlägen ist offensichtlich da: Zahlreiche Leser:innen finden Monat für Monat Gefallen an den Beiträgen von Jana Friedrich. Inspiration für die Beiträge auf hebammenblog.de* bekommt die Mutter von zwei Kindern aus ihrer täglichen Arbeit.
Wir haben Jana zu ihrer Rolle als Mutter unsere 7 Fragen gestellt und spannende und aufschlussreiche Antworten erhalten. Lest selbst!
Was hast du dir ganz anders vorgestellt, bevor du Kinder hattest?
Bei Frauen, die schon vor mir Kinder hatten, dachte ich immer, wie schaffen die das? Wie können die denselben Alltag stemmen wie ich und dann auch noch die Kinder organisieren? Und dann konnte ich das plötzlich auch. Mit dem Muttersein kommt irgendwie die Gabe, in der selben Zeit doppelt so viel gebacken zu bekommen. Das finde ich echt erstaunlich.
Dann hat mich noch überrascht, wie unterschiedlich meine Kinder sind. Irgendwie klar, aber das hatte ich nicht erwartet. Nach meiner Tochter dachte ich: OK, jetzt weiß ich wie es mit einem Baby und Kleinkind ist – denkste! Mein Sohn war komplett anders.
Ich bin auch viel demütiger geworden. Früher habe ich oft gedacht, an irgendeiner Eigenheit vom Kind sind die Eltern schuld. Haben die halt nicht gut gemacht. Jetzt weiß ich aber, dass Kinder einfach auch schon irre viel mitbringen. Wenn ein Kind beispielsweise ein:e sehr wählerische:r Esser:in ist, hat das nicht nur was damit zu tun, wie abwechslungsreich die Eltern kochen.
Wie würdest du deinen Erziehungsstil beschreiben?
Ich habe mein erstes Kind relativ früh bekommen und mir über Erziehung erst mal gar nicht so viele Gedanken gemacht. Ich glaube, ich habe vieles aus dem Bauch heraus gemacht. Damit bin ich ziemlich weit gekommen.
Als irgendwann mal was hakte und ich das Gefühl hatte, jetzt brauche ich einen Plan, habe ich angefangen mich mit anderen auszutauschen und darüber zu lesen. Ich bin nicht besonders streng, und es gibt keine Regeln, die man nicht auch mal brechen könnte. Aber es gibt schon bestimmte Richtlinien und Rituale, auf die ich Wert lege.
Die Kinder haben viel Mitspracherecht und machen davon auch Gebrauch. Das führt dazu, dass sie oft mehr auf das Einhalten von einmal etablierten Regeln bestehen als wir.
Was tust du am liebsten, wenn du mal ohne Kinder bist?
Als die Kinder klein waren, hatten wir eine Babysitterin, die einmal pro Woche kam, um uns in der Zeit unseren Klettersport zu ermöglichen. Das war eine lange Zeit das, was mir am meisten gefehlt hat – mich körperlich mal wieder richtig auszupowern.
Ich genieße es aber auch total, mal am Stück ein Buch zu lesen, oder mit Freunden einen Abend zu verquatschen – ganz ohne „Störungen“. Und natürlich Bloggen.
Was finden deine Kinder richtig blöd an dir?
Der Kleine findet (noch) nichts richtig blöd. Die Große ist manchmal genervt von meinem Online-Leben. Also wenn ich abends noch blogge oder im Netz lese. Witzigerweise geht es mir umgekehrt genau so.
Ich bin manchmal auch eifersüchtig, wenn sie zwar neben mir sitzt, aber mit ihren Freunden chattet. Manchmal geht es aber auch ganz einträchtig. Wir reden als Familie viel über die richtige Dosierung von Medien.
Was ist das Schönste am Leben mit Kindern?
Dass man noch einmal eine ganz andere Qualität von Liebe kennen lernt: bedingungslos, endlos, selbstlos.
Kinder haben auch so völlig irre Ideen. Sie stellen alle bestehenden Wahrheiten in Frage. Mit Kindern stellt man sich auf einmal wieder philosophische Fragen und findet neue Antworten. Das gegenseitige Lernen ist toll. Kinder überraschen und fordern einen ständig, da wird es garantiert nie langweilig.
Was ist euer liebstes Familien-Rezept?
Der psychedelische Kirschkuchen, nach einem Oma-Rezept, ganz ohne Backen. Psychedelisch nicht etwa geheimer Zutaten wegen, sondern weil wir es immer nicht abwarten können, bis der Tortenguss abgekühlt ist und er dann, heiß auf die Sahne geschüttet, abgefahrene Bilder hinterlässt.
- 12 zerkleinerte Zwiebäcke
- 200 g Nougat
- 200 g Frischkäse
- 1 Tasse Puderzucker
- 1 EL Milch
- 120 g geriebene Mandeln aufstreuen
- 1⁄2 Liter Sahne
- 1 Päckchen Vanillezucker (laut Oma mit 3 Tüten Sahnesteif, braucht man aber nur, wenn der Kuchen erst am nächsten Tag gegessen wird)
- 1 Glas Kirschen (gerne sauer)
- 1 Tüte roten Tortenguss
Das Nougat im Wasserbad schmelzen, mit dem Zwieback mischen, in einer Springform angedrückt, erkalten lassen. Frischkäse, Puderzucker und Milch glattrühren und auf die Zwiebackmasse streichen.
Geriebene Mandeln darüber streuen. Sahne mit Vanillezucker steif schlagen und auf dem Kuchen verteilen. Falls die Sahne nicht gelingt, noch Sahnesteif dazu geben.
Anschließend die Kirschen abtropfen lassen und auf die Sahne geben. Zum Schluss den Tortenguss herstellen und auf den Kuchen geben.
Was sind eure Lieblingsempfehlungen für Unternehmungen?
Da wir essenstechnisch ziemliche Bios sind – bei uns zu Hause gibt’s 100 Prozent Bio – lieben die Kinder das Gegenprogramm. Curry36 steht ganz oben auf der Gastroliste. Natürlich gibt’s danach ein Eis von Vanille&Marille, gleich um die Ecke in der Hagelberger Straße.
Da mein Mann und ich viel klettern, hat ein perfekter Familienausflug bei uns immer was mit Wänden zu tun. Er führt bei schlechtem Wetter in die Kletter- oder Boulderhalle und bei gutem Wetter an einen der vielen Berliner Kunstfelsen draußen. Meine Lieblingsfelsen sind der Teufelsberg im Grunewald und der Kahleberg in Potsdam.
Im Sommer gehen wir gerne an die Krumme Lanke zum Baden und Picknicken. Und eine Runde Fahrradfahren oder Rollerbladen tun wir am liebsten auf dem Tempelhofer Feld. Im Anschluss gibt’s Kaffee und Eis und eine Runde Vorlesen in den Guerilla-Gärten.
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Wie andere Eltern das Leben mit Kindern gestalten, lest ihr in unserer Interview-Reihe
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