Mit dem Lastenrad durch München. Unsere Chefredakteurin Melanie ist seit einigen Wochen auf das Lastenrad umgestiegen. Wie das im Alltag mit Kind im Großstadtdschungel aussieht, erfahrt ihr hier in unserem großen Test.
Warum ein Lastenrad? Die Stadt platzt aus allen Nähten. Wenn ich morgens zur Arbeit radle, bin ich immer wieder sprachlos, wie viele Menschen sich freiwillig ins Auto setzen um dann im Zeitlupentempo den Ring entlang zu kriechen. Das Komische: die Meisten sitzen alleine im Wagen und wundern sich dann, warum morgens immer Stau ist. Wenn das Wetter für meinen Geschmack wirklich zu scheußlich ist, steige ich schon mal auf den Bus um. Der kommt dank spezieller Busspuren zumindest etwas schneller voran. Allerdings ist der auch oft zu früh oder zu spät dran, super überfüllt, viel zu warm und obendrauf einfach teuer.
Ich gestehe: Ich liebe mein Fahrrad. Mit dem Drahtesel bin oft schneller als mit den Öffentlichen, kann getrost auf den Berufsverkehr pfeiffen und hatte noch nie Probleme einen Parkplatz zu finden. Seit mein Sohn sitzen kann, nehme ich ihn einfach im Kindersitz auf dem Gepäckträger mit. Wenn ich ihn allerdings – was natürlich regelmäßig vorkommt – aus der Krippe abhole, dann aber noch fix ein paar Liter Milch oder andere Kleinigkeiten einkaufen muss, wird es schon manchmal etwas wackelig auf meinem Rad.
Die Lösung: ein Lastenrad! Fast zwei Jahre haben wir jetzt hin und her überlegt. Wir wohnen nahe einer U-Bahnstation, haben Räder und eine Bushaltestelle vor der Tür. Ein Auto zu kaufen kam uns nie wirklich in den Sinn. Aber die Sache mit dem Transport ist schon hin und wieder ein echtes Problem. Wir haben uns also erst einmal ausführlich in einem Fahrradladen beraten lassen, verschiedenste Modelle verglichen, sind Räder Probe gefahren, haben herum gerechnet und viel diskutiert. Da so ein Lastenrad schon eine kleine Investition ist, wollten wir einfach das Richtige kaufen. Was uns wichtig war: viel Stauraum, ein Kindersitz mit sicherem Gurt, nicht zu viel Gewicht (die verschiedenen Hersteller haben teilweise 30 Kilo Gewichtsunterschiede), und gute Verarbeitung. Gemeinsam mit der Bikebox haben wir dann ein Lastenrad von Winther, unserem Favoriten, gefunden und uns letztendlich für das Modell “Kangaroo lite” entschieden. Die Kunststoffwanne ist schön geräumig, zwei Kindersitze mit Sicherheitsgurten trennen die große Ablagefläche direkt am Rad und den großen Fußraum voneinander.
Drei Wochen nach Bestellung steht ein zwei Meter hohes Paket vor meiner Haustür. Leider hatte die Spedition nicht, wie vereinbart, vorher Bescheid gegeben. Zum Glück war meine liebe Nachbarin zur Stelle und konnte das Paket annehmen. Aber gut, endlich kann es losgehen. Das Rad ist schnell ausgepackt und schon komplett zusammengebaut. Mein erster Eindruck: gut verarbeitet und ziemlich geräumig sieht es aus. Nach einigen Checks und Tests sitze ich auf dem Sattel und drehe die erste Runde, aber vorerst alleine – meinem Sohn ist es am Anfang noch etwas unheimlich. Die Lenkung ist natürlich erstmal ziemlich ungewohnt – dank einer sogenannten Dreipunkt-Lenkung dreht sich der ganze Kasten und die beiden Räder vorne natürlich bei jeder Bewegung mit. In einer scharfen Kurve kann das schon mal ganz schön akrobatisch werden. Nach ein paar vorsichtigen Runden auf dem Hof sperren wir das Rad mit zwei hochwertigen Schlössern fest. Schließlich sind Lastenräder mittlerweile auch ein beliebtes Diebesgut.
Am nächsten Tag steht der Alltags-Test an. Und siehe da – mein Kind steigt neugierig und ohne Murren in den Wagen. Ich schnalle ihn sicher an, verstaue meinen schweren Rucksack und die Tasche für die Kita hinter den Sitz. Wie angenehm endlich mal ohne schwere Last auf dem Rücken zu radeln. Aufgesperrt und los geht die Fahrt. Am Anfang bin ich noch sehr langsam, aber schon nach den ersten Metern werde ich sicherer. Und mein Sohn ist begeistert, super Ausblick, viel Platz und wenn es zu kalt oder nass wird, machen wir einfach das Verdeck zu. Nachdem ich den Kleinen sicher abgeliefert habe, geht es mit leichtem Gepäck weiter Richtung Arbeit. Allerdings muss man so unbeladen aufpassen, nicht zu schnell zu fahren. Dank leichter Box und wendiger Lenkung kommt man so unter Umständen ins Schlingern. Trotzdem bin ich schneller als die motorisierten Autofahrer zu mancher Rushhour.
Besonders begeistert bin ich nach unserem ersten Großeinkauf am Wochenende: Ich habe endlich mal alles besorgt, ohne darüber nachzudenken, was ich tragen kann und muss jetzt nicht wie früher drei Mal die Woche losziehen und Nachschub besorgen. Besonders toll: Der Biomarkt unseres Vertrauens reserviert neuerdings den Parkplatz am Eingang für Fahrradanhänger – das nenn ich konsequent! Auch als wir unseren Ausflug zum Picknick in den Park planen, hat einfach alles Platz im Wagen. Sogar unser aufgeblasenen Mini-Planschbecken ist mit an Bord.
Jetzt steht uns nur noch der Härtetest im nächsten Winter bevor. Ob wir uns wohl trotz Schnee und Eis noch aufs Rad schwingen? Geplant ist es ja, denn gerade im Winter ist es in den Bussen besonders warm – und viel zu voll!
Neugierig geworden? Hier findet ihr Winther-Händler in und um München:
ELEKTRORAD-ZENTRALE, Münchner Strasse 14, 82008 MÜNCHEN,
www.elektrorad-zentrale.de
VELO COMPANY, Schleissheimerstrasse 106, 80797 MÜNCHEN, www.velocompany.de
BIKEBOX, Stuttgartert Str. 72, 78628 Rottweil-Neufra, www.bikebox-shop.de