© Stella Fink

Freiwilligenarbeit am anderen Ende der Welt

Super freundliche Menschen, viele aufeinandertreffende Kulturen und eine atemberaubende Landschaft. Nach ihrem Abitur im vergangenen Jahr, hat unsere Praktikantin Stella ein halbes Jahr Freiwilligenarbeit in Kapstadt, Südafrika gemacht. Die meiste Zeit half sie in einem Kindergarten eines Townships mit, später war sie als Playvolunteer in einem Kinderkrankenhaus tätig. Was sie dort erlebte und was sie besonders prägte, erzählt sie in ihrem Bericht. Leider endet nun auch ihr dreimonatiges Praktikum bei uns. Stella - wir werden dich vermissen!

Hallo, ich heiße Stella und war drei Monate Praktikantin im Himbeer Verlag. Ich habe letztes Jahr mein Abitur gemacht, war dann ein halbes Jahr in Kapstadt und habe nun mal in diesen Verlag geschnuppert, da ich später auch gerne was mit Medien machten möchte. Aber nun zu meiner unvergesslichen Zeit in Südafrika. Ich hätte noch unendlich viel mehr schreiben können, aber hier findet ihr jetzt die Kurzfassung:

Geplant und durchgeführt habe ich meinen gesamten Aufenthalt mit der Organisation Rainbow Garden Village, die ihren Sitz in München hat und Freiwilligenarbeit in Afrika und Asien anbietet. Zusammen mit anderen Freiwilligen habe ich den Großteil der Zeit in einem Haus gewohnt, sodass ich schnell Freunde gefunden habe und wir viele gemeinsame Ausflüge unternehmen konnten. Außerdem reizte es mich auch, mal bei einer Gastfamilie zu wohnen, was ich dann auch tat, um die Kultur noch etwas besser kennenzulernen. In meiner Freizeit habe ich mit den anderen Freiwilligen Kapstadt selbst und die Umgebung erkundet, war wandern und auch viel am Strand. Die Natur Südafrikas ist einfach einzigartig und ich habe mich schon nach kurzer Zeit in diese, vom beeindruckenden Tafelberg dominierte, Stadt verliebt. Doch nun mehr zu meiner Arbeit:

Meine Arbeit im Kindergarten:
Der Kindergarten befindet sich am Anfang eines kleinen Townships, in einem nicht ungefährlichen Viertel. Als ich das erste Mal meinen Fuß in das `Children´s centre´ setzte, wusste ich nicht genau was mich erwartet, doch obwohl die Begrüßung und Einweisung der Erzieherinnen eher mager ausfiel, fühlte ich mich doch direkt wohl. Grund hierfür waren die 100 Kinder, die mich mit offenen Armen empfingen und sich unglaublich gefreut haben. Meine Hauptaufgabe in den folgenden Monaten war, den Kindern möglichst viel Aufmerksamkeit und Liebe zu schenken, da sie dies in ihrem Elternhaus meist viel zu wenig bekommen. Aus diesem Grund und da es kaum Spielzeug gibt, haben wir viel Zeit mit Kuscheln, Herumalbern und auf dem Spielplatz verbracht. Außerdem wird man wirklich kreativ, wenn kaum Spielzeug zur Verfügung steht.

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© Stella Fink

Was war anders im Vergleich zu deutschen Kindergärten?
Ein großer Unterschied war zum einen, dass die Erzieherinnen ihre Arbeit nicht aus eigenem Wunsch machten, sondern froh waren, überhaupt eine Arbeit zu haben. Das heißt auch, dass sie meistens ziemlich kalt mit den Kindern umgingen und oft genervt und überfordert, primär durch fehlende Ausbildung, waren. Dies zeigte sich zum Schock meinerseits leider auch darin, dass die Kinder teilweise geschlagen wurden. Die Grundhaltung gegenüber Gewalt ist dort eine andere als hier und den Erzieherinnen fehlt leider eine fundierte Ausbildung. Was mich an der Sache auch auch oft verständislos machte, war die Willkürlichkeit hinter der Bestrafung.
Außerdem ist, wie oben schon erwähnt, natürlich noch der Unterschied in der Ausstattung zu nennen. In Deutschland ist es schwer vorstellbar, dass ein kompletter Kindergarten abgesehen von einigen wenigen Büchern frei von jeglichem Spielzeug oder anderen Spielgeräten ist – hier war das so. Trotzdem wurde es wirklich nie langweilig und man lernt selbst Spiele zu erfinden. Es hatte also auch seine gute Seite.
Ein weiterer positiver Unterschied ist die Rolle der Religion und Musik in diesem Land. Die Kinder lieben es zu tanzen und das einmal jährlich stattfindende Konzert war das Highlight der 2 bis 6-Jährigen. In den Monaten vor dem großen Konzert, wurde jeden Tag viel geprobt, unzählige Tänze und Lieder wurden einstudiert. Im Morgenkreis wurde außerdem lange gesungen und gebetet.

Die Arbeit im Kinderkrankenhaus:
Als dann die Sommerferien anfingen (die Jahreszeiten sind entgegengesetzt zu denen in Deutschland) und der Kindergarten deshalb geschlossen hat, habe ich noch einige Zeit in einem ziemlich renommierten Kinderkrankenhaus geholfen. Hier gab es aufgrund unzähliger Spenden, ganz im Gegensatz zum Kindergarten, einen ganzen Raum voller Spielzeug.
Morgens durfte man sich hier alles nehmen auf das man Lust hatte, um sich dann auf verschiedene Stationen zu verteilen und jeden Tag auf´s neue mit einer anderen Situation überrascht zu werden. Manche Kinder waren so fit, dass man im Spielraum mit mehreren zusammen spielen konnte, andere waren ans Bett gebunden, sodass nur Vorlesen, Lego oder Puzzeln in Frage kam. Es war so schön zu sehen, wie schnell man den kranken Kindern ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnte, aber auch dass es manchmal etwas Geduld bedurfte, bis ein Kind Vertrauen fasste. Mir hat die Arbeit auch in diesem Projekt unglaublich viel Spaß gemacht und die Arbeit der Freiwilligen wurde hier sehr geschätzt.

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Stella Fink

Schlussendlich bleibt nur noch zu sagen, dass ich eine unglaublich tolle Zeit hatte, so viel gelernt und gesehen habe und gemerkt habe, dass der Aufenthalt nur ein wenig den Kinder dort geholfen hat, aber viel mehr mir und meiner Sicht auf die Dinge. Außerdem habe ich Menschen kennengelernt, mit denen ich hoffentlich noch lange in Kontakt bleiben werde. Obwohl es langsam eine Vermischung der Kulturen in Südafrika gibt, ist man von einer Regenbogennation auch nach dem Ende der Apartheid 1994, noch weit entfernt. Allen Jugendlichen kann ich deshalb nur wärmstens empfehlen, die Möglichkeiten und Angebote heutzutage zu nutzen und nach der Schule ins Ausland zu gehen, denn später im Leben wird man die Chance so höchstwahrscheinlich nie mehr ergreifen. Auf dass viele weitere Menschen, ob jung oder alt, sich entscheiden neue Kulturen kennenzulernen und somit zu einer toleranteren und friedlicheren Welt beitragen können.

 

Und nun macht´s gut und tschüss liebes Himbeer Magazin – schön war´s !