© Lina Grün

Neue Väter: Eike

Der selbstständige Leiter der Unternehmenskommunikations- und Marketingabteilung eines großen Filmstudios lebt seit einigen Jahren als voll berufstätiger Single-Dad.

Vater und Tochter im Wechselmodell. Die ersten drei bis vier Jahre war es eher Rosas Mutter, die alles rund ums Kind gestemmt hat, aber seit der Trennung lebt Eike im Wechselmodell den ganzen Alltag mit seiner Tochter. Nur das mit dem Kochen hat er endgültig aufgegeben – Rosa und er sind die besten Kunden beim Sushi-Laden um die Ecke.

Vater und Tochter: Eike (44)

Wie oft siehst du deine Tochter?

Wir leben seit ein paar Jahren das klassische Patchwork-Modell. Die Mama wohnt mit neuem Ehemann und Hund, ich als Single-Dad. Rosa ist abwechselnd eine Woche bei mir, eine Woche bei der Mama, wobei sie die Wochenenden vornehmlich bei mir verbringt, da die Mutter auch selbständig ist und am Wochenende arbeiten muss. Dazu kommt, dass Rosas Freunde alle bei mir um die Ecke wohnen.

Wie gestaltet sich euer Alltag? Welche Aufgaben erledigst du?

Schon das volle Programm: Morgens mit Katy Perry wecken, Frühstück machen, zur Schule befehligen, abends dann Hausaufgaben checken, Essen holen und noch eine Folge ‘Modern Family‘ gucken. Da ich wochentags erst gegen 19:00 Uhr abends zu Hause bin, hat Rosa nachmittags oft ein umfangreiches Beschäftigungsprogramm: Montags Basketball, Dienstags Kunst-/Bastel-AG, Donnerstags Basketball, Freitags Klavier. Das organisiert die Mama dann. Alle 14 Tage kommt die Putzfrau. Alltagsaufgaben wie Einkaufen, Waschen und Aufräumen erledige ich. Aber das mit dem selber Kochen habe ich endgültig abgehakt – vielleicht im nächsten Leben. Rosa und ich sind die besten Kunden beim Sushi-Laden um die Ecke.

Hast du Elternzeit genommen?

Nein. Die ersten drei-vier Jahre war die Mama voll im Einsatz und immer für Rosa da. Das hat mir beruflich natürlich sehr geholfen. Dafür hat sie jetzt mehr freie Zeit.

Was machst du gerne mit deinem Kind?

Ich bin eher der Aktivitäten-Papa, was Rosa zunehmend nervt je älter sie wird: Raus an einen See, eine Runde Motorradfahren durch die Stadt, Inlinen, Laufen im Park, eine Ausstellung besuchen. Doch das Pubertier in ihr lässt mich all die Dinge zunehmend alleine machen. Sie möchte lieber mit ihren Freundinnen abhängen und „über so Dinge quatschen“, die sie jetzt interessieren.

Wie oft unternimmst du etwas mit Rosa?

Im Grunde jedes Wochenende. Am schönsten ist aber immer das gemeinsame Frühstücken am Samstagmorgen.

Teilt ihr Interessen/Hobbys?

Sie liebt es, mit mir Motorrad zu fahren. Und beim Basketball gegen die Jungs im Park sind wir ein unschlagbares Team.

Vater und Tochter: Eike mit Rosa // HIMBEER
Vater und Tochter sind ein gutes Gespann. © Lina Grün

Worin ähnelt deine Tochter dir?

Wir ähneln uns in unserer Ungeduld und dass immer die anderen an allem schuld sind. Und Rosa hat exakt die gleichen Füße wie ich.

Worauf bist du stolz bei ihr?

Auf alles! Vor allem, dass sie so ein offenherziges und frohes Kind ist und ein so starkes Selbstbewusstsein hat.

Was nervt dich an ihr?

Ihre Ungeduld und dass immer alle anderen an allem schuld sind.

Wie war dein Verhältnis zu deinem Vater?

Super. Mein Dad war immer der Fels in der Brandung. Als Alt-68er war er eher anti-autoritär in der Erziehung. Aber er war immer für einen da und hat meinen Bruder und mich unterstützt und auf den Weg gebracht. Interessant ist, dass er mit uns als Kleinkinder nicht so viel anfangen konnte. Erst als wir älter waren, hat er viel mit uns unternommen.

Was machst du anders als dein Vater? Was machst du ähnlich?

Ich möchte auch ihr Fels sein. Rosa soll wissen, dass ich immer für sie da bin, wenn sich mich braucht. Und ich möchte ihr die Grundwerte vermitteln, die auch mein Vater mir vermittelt hat wie Toleranz, Verantwortung, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit.

Hast du manchmal ein schlechtes Gewissen als Vater?

Ja, es gab Momente, die mir im Nachhinein leid taten. Wenn man sich zum Beispiel streitet und auf einer sehr emotionalen Ebene gemein wird und irgendwann feststellt: „Moment mal, sie ist zehn Jahre alt und noch ein Kind –  hier stimmen gerade die Kräfteverhältnisse überhaupt nicht, also reiß dich zusammen, Eike!“ Ich bin durch Rosa definitiv ein besserer und mehr in sich ruhender Mensch geworden. Das Schöne bei der Auseinandersetzung mit den eigenen Kindern ist, dass man sich ständig selber reflektieren muss, man viel über sich selber erfährt und im besten Fall daraus lernt.

Vater und Tochter: Rosa Mavie (12)

Ihr Vater bewohnt nach wie vor die Wohnung, in der Rosa aufgewachsen ist, dort verbringt sie jede zweite Woche. Die andere Woche lebt sie mit ihrer Mutter, deren Mann und Hund, wobei sie die Wochenenden eigentlich fast immer bei Eike verbringt, weil ihre Mutter oft arbeiten muss und Rosas Freunde alle in Eikes Kiez wohnen. Da Eike wochentags erst gegen 19:00 Uhr nach Hause kommt, hat sie immer ein volles Programm mit Basketball, Klavierunterricht, Kunst- und Bastel-AG.

 

Vater und Tochter: Eike mit Rosa // HIMBEER
© Lina Grün

 

Was machst du gerne zusammen mit deinem Vater?

Am liebsten Sport und Motorrad fahren. Manchmal auch Hausaufgaben, aber nur wenn Papa die Aufgaben versteht. Wenn nicht, meckert er die ganze Zeit über die Schule und die Lehrer und fragt sich, warum die so schwierige Hausaufgaben aufgeben.

Teilt ihr Interessen/Hobbys?

Unsere Hobbys sind Basketball spielen und Unordnung machen.

Worin bist du deinem Vater ähnlich?

Wir sind beide sportlich und ehrgeizig. Er nennt es ungeduldig sein.

Vater und Tochter: Eike mit Rosa // HIMBEER
© Lina Grün

Was findest du toll an deinem Vater?

Alles!

Was nervt dich an ihm?

Dass er so ein Ordnungsfreak und Perfektionist ist. Er muss immer aufräumen, wenn ich mit meinen Freundinnen spielen möchte. Und in Unterhose durch die Wohnung laufen geht auch nicht mehr.

Was wünschst du dir von deinem Vater?

Dass er immer so bleibt, wie er ist.

 

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Die Titelgeschichte NEUE VÄTER – WAS SIE MIT IHREN KINDERN VERBINDET stammt aus dem HIMBEER Magazin August-September 2017 – alle Ausgaben unseres Familienmagazins findet ihr unter MAGAZIN

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