© Lina Grün

Neue Väter: Matthias

Als Schauspieler ist es Matthias schon immer möglich gewesen, sich relativ viel um seine Kinder zu kümmern, wenn er nicht gerade für Dreharbeiten fort musste. Nach der Trennung vor vier Jahren haben er und seine Exfrau sehr schnell auf feste Zeiten verzichtet, weil sie meist mit Stress verbunden waren.

Heute ist es so, dass der Dreifachvater fast jeden Tag eines seiner Kinder trifft, und sie häufig an den Wochenenden sieht.

Dreifachvater Matthias (62) mit seinen Kindern

Lebst du mit deinen Kindern zusammen?

Seit vier Jahren leben wir getrennt. Die Kinder wohnen aber im selben Häuserblock und haben beide meinen Wohnungsschlüssel, dass sie jederzeit kommen können, auch wenn ich nicht da bin. Wir haben keine festen Umgangszeiten. Maia hole ich dienstags von der Schule ab und bringe sie zum Keyboard-Unterricht. Meist bleibt sie dann bis Mittwoch. Freitag auf Samstag bleibt sie bei mir und manchmal das ganze Wochenende. Kann auch schon mal vorkommen, dass sie eine Woche bleibt.

Luna sehe ich seltener. Sie kommt mittwochs nach der Schule, manchmal am Wochenende. Bei Wochenendfahrten zu meinem Ferienlandhaus in Zempow begleiten mich Luna und Maia. Und in den Sommerferien fahren wir zusammen nach Italien.

Und dann ist da noch Kasimir. Er wohnt seit einem Jahr nur fünf Minuten entfernt. Er hat in Freiburg Biologie studiert und seinen erster Job bei einer Firma gefunden, die eine Dependance ausgerechnet in meiner Stadt hat. Wir sehen uns zwei bis dreimal in der Woche. Abends zum Essen und Plaudern oder wir gehen zusammen Schwimmen.

Wie gestaltet sich euer Alltag? Welche Alltagsaufgaben erledigst du?

Bei Maia kümmere ich mich um ihren Musikunterricht und bei Bedarf um die Rechtschreibung und Mathe-Hausaufgaben, wo sie eigentlich sehr gut ist. Bei Luna habe ich mich um alles gekümmert, was ihre Konfirmation und ihre Konfirmandenzeit betraf und auch wenn es mit der Schule auf Reisen geht. Hausaufgaben macht sie selbstständig. Wenn wir zusammen sind, führen wir gern Gespräche über die Schule und die Welt. Sie erzählt viel und gern.

Hast du Elternzeit genommen? Wie hast du sie genutzt?

Hatte ich nicht genommen, da ich als Schauspieler nur gelegentlich arbeite und meine Arbeitszeiten für das Ferienlandhaus in Zempow frei einteilen kann.

Was machst du gerne mit deinen Kindern?

Mit Maia spiele ich gerne Spiele, möglichst welche, die logisches Denken erfordern, Halma, Backgammon, Schach. Sie spielt am liebsten Monopoly, Phase 10, Kuhhandel und ‚Oh, wie schön ist Panama‘.

Luna ist nur noch gelegentlich für ein Spiel zu haben. Manchmal zu einem gemeinsamen ‚Mensch ärgere Dich nicht‘ zusammen mit Maia und meiner 89-jährigen Mutter, die in der Nähe wohnt. Beiden Kindern habe ich sehr viel vorgelesen. Maia lese ich noch manchmal vor oder wir erfinden zusammen Geschichten abends im Bett, wobei wir auch gern Kuscheln, Toben und Kitzeln. Manchmal lässt sich auch Luna dazu noch hinreißen.

Wie oft unternimmst du etwas mit deinen Kindern?

Wir haben nach der Trennung sehr schnell auf feste Zeiten verzichtet, weil sie meist mit Stress verbunden waren. Heute ist es so, dass ich fast jeden Tag eins meiner Kinder treffe, und an Wochenenden sehe ich sie häufiger und besuche sie auch. In den Ferien habe ich die Kinder meist die Hälfte der Zeit. Und in diesen Sommerferien kommt mich und meine beide Töchter auch Kasimir mit seiner Freundin in Italien besuchen, was Anlass für große Freude sein wird.

Teilt ihr Interessen/Hobbys?

Luna höre ich gern zu. Wenn sie anfängt zu erzählen, mag sie nicht mehr aufhören. Da geht es um ihre Erlebniswelt und um Gestaltung von Dingen, Design, Ästhetik und oft wird sie albern und ausschweifig. Dann lachen wir viel. In ihrer Konfirmandenzeit hatte sie sich für Fragen des Lebens und der Politik interessiert, wobei interessante Gespräche entstehen, in denen sie Vieles in Frage stellt. Sie engagiert sich für Tierschutz und isst vegan. Ihre Konsequenz bewundere ich.

Maia hat eine große musikalische Begabung. Sie spielt gern Keyboard und Klavier. Meine Nachbarin besitzt ein Klavier, wo sie jederzeit spielen darf, was sie auch gern macht. Außerdem ist sie mathematisch begabt, was sie eindeutig von mir hat. Beide Begabungen versuche ich zu fördern. Gern gehe ich mit beiden Kindern ins Kino, wobei es inzwischen schwierig wird, einen Film zu finden, der beiden gefällt.

Kasimir beginnt sein Leben zu planen und eine Familie zu gründen. Da ergeben sich viele gute Gespräche. Manchmal erzähle ich ihm von dieser Zeit, als Franziska, seine verstorbene Mutter, und ich ähnlich planten. Er hat viele Ideen für Verbesserungen meiner Häuser in Zempow oder Alicudi. In vielen gestalterischen Fragen können wir gemeinsame Fantasie entwickeln. Insbesondere auch bei der Gestaltung der Gärten, der Einrichtung und dem Pflanzen von Bäumen und Büschen. Das macht mir sehr viel Spaß, auch weil er aufgrund seines Biologiestudiums sehr viel weiß.

Dreifachvater Matthias mit seinen Kindern // HIMBEER
© Lina Grün

Worin ähneln deine Kinder dir?

In Kasimirs Reiselust entdecke ich mich wieder. Fernweh kenne ich gut. Er hat viel von der Welt gesehen, mehr als ich. Ein Jahr in einer christlich ökologischen Hacienda auf Sizilien, ein Auslandssemester in Manchester haben seine Sprachkenntnisse im Italienischen und Englischen perfekt werden lassen. Island und jetzt gerade Iran waren Ziele, die ich selbst noch nicht kenne. Er träumt mit seiner Liebsten von einer Weltreise, die schon bald Wirklichkeit werden könnte.

Luna hat in ihrem Aussehen viel von mir. Körperbau und Physiognomie sind mir ähnlich. Körperstellen hat sie, die geradezu identisch mit mir scheinen. Die dunklen Haare hat sie allerdings von ihrer Mutter. Wenn sie sich grundsätzliche Fragen und Grundsätzliches in Frage stellt, fühle ich mich stark an mich und meine Adoleszenz erinnert. Da werden Erinnerungen wach. Und wenn sie albert und Fratzen zieht, fühle ich mich an meine Lust erinnert, meine Umwelt in Erstaunen zu setzen. Auch ihre seltenen Wutanfälle rufen Erinnerungen wach, auf die ich gern verzichten würde.

Maia ist auffassungsschnell und überdurchschnittlich intelligent. Sie hat eine mathematische Begabung und kann mit Fleiß sehr viel erreichen. Aber wozu Fleiß, wenn es auch ohne geht? Darin erkenne ich mich selbst und meine Grunddispositionen wieder. Ich glaube in der gedanklichen Struktur im Guten wie im Schlechten ist Maia mir am ähnlichsten. Auch die Fähigkeit, Süßes fast grenzenlos in sich hineinzustopfen und gelegentlich der Erwachsenenwelt exakte Verhaltensvorschriften mitzugeben, kommt mir bekannt vor. Sie ist die Sonne, die gern alle wärmt, um die sich die Planeten bewegen dürfen.

Worauf bist du stolz bei deinen Kindern?

Dass es sie gibt und auf all ihre Fähigkeiten.

Was nervt dich an ihnen?

Wenn sie intolerant sind, den Respekt verlieren und wenn sie Befehle erteilen wollen.

Wie war dein Verhältnis zu deinem Vater?

Ich wurde mit eineinhalb Jahren dank meiner Mutter von Potsdam nach Wiesbaden exportiert und habe meinen Vater erst im zarten Alter von 16 Jahren in Ostberlin kennenlernen dürfen, nachdem Willy Brandt die Ostverträge durchgesetzt hatte. Es hat sich dann ein gutes freundschaftliches Verhältnis entwickelt, das sich aber nie zu einem emotionalen Verhältnis steigerte. Der Zug für eine Papa-Beziehung war abgefahren. Um so mehr wollte ich für meine Kinder ein guter Vater sein.

Was machst du anders als dein Vater? Was machst du ähnlich?

Ich versuche immer für meine Kinder da zu sein. Mein Vater hatte sich nur begrenzt für mich interessiert. Außerdem möchte ich ihre Entwicklung nach meinen Möglichkeiten fördern, ihnen eine gute Ausbildung zuteil werden lassen, die ihre Fähigkeiten und ihre Kreativität ausbilden. Meine Urlaube sind perfekt, wenn ich mit meine Kindern zusammen bin.

Hast du manchmal ein schlechtes Gewissen als Vater?

Ja, dass ich nicht ausreichend für sie da bin. Dass ich sie zu selten sehe.

 

Maia (11), Luna (14) und Kasimir (31)

Die beiden Schwestern leben im selben Häuserblock wie ihr Vater und haben seinen Wohnungsschlüssel, sodass sie jederzeit zu ihm kommen können. Matthias‘ großer Sohn Kasimir wohnt seit etwa einem Jahr um die Ecke. Dass Vater und Sohn sich so oft sehen, ist ganz neu in ihrer Beziehung, über die Kasimir öffentlich zu sprechen aber zu persönlich ist.

Dreifachvater Matthias mit seinen Kindern // HIMBEER
© Lina Grün

Was macht ihr gerne zusammen mit eurem Vater?

Maia: Brettspiele, Eis essen und verreisen.
Luna: Wir haben ein Ferienhaus in Brandenburg und wenn wir da sind gehe ich gerne mit ihm dort spazieren und unterhalte mich mit ihm. Ich koche auch gerne mit meinen Vater.

Teilt ihr Interessen/Hobbys?

Maia: Wir sehen gern zusammen Filme.
Luna: Mir fallen keine Interessen ein aber wir verstellen beide gerne unsere Stimme komisch oder machen komische Gesichter.

Worin seid ihr eurem Vater ähnlich?

Maia: Wir sind ähnlich unordentlich
Luna: Er sagt er war mir als Kind ähnlich aber ich weiß nicht so recht. Sonst, wie schon gesagt, albern wir beide gern rum.

Was findet ihr toll an eurem Vater?

Maia: Toll ist, dass er so nett ist, dass er großzügig ist und dass er schön vorliest
Luna: Er ist lustig und kann gut vorlesen. Er hat mir als kleines Kind jeden Tag vorgelesen.

Was nervt euch an ihm?

Maia: Alles, dass er so dick und alt ist, dass seine Wohnung zu klein ist und dass er immer sagt, „Ich hab dich lieb“.
Luna: Er ist sehr laut das kann schon nervig werden, wenn er niest, erschüttert es die ganze Wohnung.

Was wünscht ihr euch von eurem Vater?

Maia: Einen Hund und Taschengeld.
Luna: Mehr zusammen unternehmen …

 

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Die Titelgeschichte NEUE VÄTER – WAS SIE MIT IHREN KINDERN VERBINDET stammt aus dem HIMBEER Magazin August-September 2017 – alle Ausgaben unseres Familienmagazins findet ihr unter MAGAZIN

 

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