Der Berg ruft

ERLEBNISWANDERWEGE DURCH BERG UND TAL – Gerade mal eine gute Stunde sind die Berge von München entfernt. Ihre schönen und zarten Täler, schroffen und mächtigen Gipfel sowie zauberhafte Naturschauspiele in Form von Wasserfällen, duftenden Almwiesen, oder einzigartigen Felsformationen strömen eine ganz besondere Energie, Kraft und Ruhe aus.

Ob im Werdenfelser Land, den Ammergauer Alpen, dem Berchtesgadener Land, den Chiemgauer Alpen, im Allgäu, Mangfallgebirge oder Karwendel – Die Alpen und das Voralpenland bieten eine unglaubliche Fülle an einzigartigen Abenteuern, unvergesslichen Erlebnissen und überwältigenden Natureindrücken. Berge und Natur wirken, nicht nur optisch und oberflächlich.

Sie berühren Leib und Seele und sind deshalb für uns Menschen unglaublich wichtig. Studien von Wissenschaftlern und Forschern belegen, dass Wiesen, Wälder und Berge Einfluss auf unser Leben und Wohlbefinden haben. Sie haben eine positive Wirkung auf unsere Gesundheit und Gesellschaft, stärken unser Immunsystem, bauen Stress und Aggressionen ab und fördern die Gemeinschaft.

Also rein in festes Schuhwerk und los geht es! Ihr, liebe Leser, sollt dabei natürlich nicht den Überblick oder gar die Orientierung verlieren. Und so haben wir in unserem Erlebnis-Wander-Special ganz besondere Touren herausgesucht, die vor allem mit und für Kinder sehr interessant sind. Damit auch für jeden Geschmack etwas dabei ist, unterteilt es sich in vier verschiedene Bereiche: Wandern auf Natur- und Lehrpfaden, Klettersteigen und Kletterwänden, auf zwei Rädern und mit Tieren. Wir wünschen viel Spaß in den Bergen mit der gesamten Familie!

 

BERGWANDERN AUF NATUR- UND LEHRPFADEN
Luftiger Grat: Lust auf eine Gratwanderung mit traumhaften Ausblicken über die Alpen und bis zum Bodensee? Startpunkt ist die Hochgratbahn bei Steibis im Allgäu. Die gelben kleinen Gondeln schaukeln einen bis zur Bergstation mit tollem Spielplatz. Von dort läuft man am Staufner Haus vorbei und quert den Seelekopf (1663), Hohenfluhalpkopf (1636) sowie Eineguntkopf (1641 m). Von der Falkenhütte aus geht es durch das Lanzenbachtal zurück zur Hochgrattalstation. Hier schlendert man über Almwiesen und trifft auf hohle, uralte Bäume, die perfekt zum Klettern sind. Ein Wanderweg in hochalpinem Gelände mit ausgesetzten Passagen und bewirtschafteten Alphütten. Die reine Laufzeit beträgt um die vier Stunden. Der Weg eignet sich perfekt für Familien, die bereits über Bergerfahrung verfügen. www.hochgrat.de

Wendelstein-Männlein-Weg: Im Kurpark von Bayrischzell versteckt sich das erste Männlein und weist einem den Weg. Ein Pfad, der wie eine Schatzsuche verläuft und viel über die Natur und heimischen Tiere erzählt. Wie der „Totholz Steig“, der erklärt, welche Funktionen und Aufgaben abgestorbene Hölzer haben – wie wichtig Baumstümpfe, Äste und umgefallene Bäume für den Wald sind. Oder man sieht, wie groß, um nicht zu sagen riesig Spechtlöcher sein können. Eine Wasserfallbrücke, Kneippanlage und ein Abenteuerspielplatz an der „Grünen Gumpe“ sorgen für viel Spaß und Abwechslung. Und wenn der Magen knurrt, ist das Bergcafé Siglhof in Hochkreuth eine Einkehr wert. www.bayrischzell.de

Bienen, Hummeln, Hornisse: Kleinhöhenrain hat mit dem Bienenlehrpfad eine ganz besondere Attraktion. Am Parkplatz des Gasthofes „Zur schönen Aussicht“ startet die Tour. Mit Info-Pavillon und Bienenkino (Eintritt zwei Euro/drei Filme über jeweils 30 Minuten stehen zur Auswahl). Anfangs führt der Weg durch das kleine Dorf und an der Straße entlang. Erster Stopp ist ein gläserner Kasten, in dem Bienen auf ihren Waben sitzen und herumwirbeln. Kurz danach kommt man auf den Schäfererweg, wo es einen Imker, Bienenstöcke und Infotafeln gibt, die einiges über Hornissen und Hummeln erzählen. Am Wegesrand sind zudem Alpakas, Pferde und Schafe sowie ein Abenteuerspielplatz. Weitere Infos und Führungen unter: www.bienenlehrpfad-kleinhoehenrain.de

Vogellehrpfad mit Wasserfall: Beim Rathaus in Kochel am See ist der Startpunkt des Vogellehrpfads im Lainbachtal. Er verläuft auf einem kleinen Weg, der zum imposanten Lainbachfall führt. Entlang des Weges befinden sich immer wieder Schautafeln, die einen tiefen Einblick in die alpine Vogelwelt geben und verdeutlichen, wie unglaublich wichtig und wertvoll die kleinen Gesangsmeister für den Menschen sind. Sie sind nicht nur für die Kleinen, sondern auch für die Großen sehr lehrreich. Diese angenehme und schattige Tour empfiehlt sich an heißen Sommertagen. www.lainbach.de

 

KLETTERSTEIGE UND KLETTERWÄNDE
Klettergarten Baierbrunn: Direkt vor den Toren Münchens kann man Kletterluft schnuppern. Einfach mit der S-Bahn (Linie 7) Richtung Wolfratshausen fahren und in Buchenhain aussteigen. Am Waldgasthof vorbei erstreckt sich nach 200 Metern am Isarhochufer der Klettergarten Baierbrunn. Eine wunderschön gelegene Felswand aus Nagelfluh. Hier kann nach Herzenslust gebouldert werden – also Klettern ohne Gurt und Seil. Bis zu fünf Meter hoch ragen die Touren – überwiegend Quergang, die für erste Kletterschritte am Fels genauso geeignet sind wie für echte Profis. Aber Vorsicht! Der Klettergarten Baierbrunn wird auch immer wieder gesperrt, weil sich Steine aus der Felswand lösen.

Alpspitze Kletterstieg: Mächtige Geröllfelder, blanke Felswände und jede Menge Klammer-Leitern – der Alpspitze Klettersteig ist schon allein optisch sehr beeindruckend. Von der Bergstation der Alpspitzbahn auf dem Osterfelderkopf folgt man einfach der Beschilderung zum Alpspitz- Ferrata und dem Nordwandsteig. Über Drahtseilsicherungen und einige Klammern erreicht man einen grasigen Absatz, der einen ersten Blick ins Höllental und hinüber zur Zugspitze gewährt. Es folgt relativ flaches Gelände, ein Kamm und schließlich das Gipfelkreuz der Alpspitze. Über den Ostgrat geht es hinunter in das steinige und schroffe Oberkar und von dort über den Nordwandsteig – ebenfalls für Familien geeignet. So quert man die Nordwand der Alpspitze und gelangt zurück zum Osterfelderkopf. Die Tour dauert um die fünf Stunden. Absolute Anfänger sollten zuvor einen Klettersteigkurs gemacht haben. Nicht vergessen: Klettersteigset, Helm und Regenbekleidung.

Via Ferrata Bambini: Nicht nur in den Alpen gibt es Klettersteige. 40 Kilometer von Nürnberg entfernt befindet sich in der Fränkischen Schweiz im Hirschbachtal mit der Via Ferrata Bambini ein in Deutschland wohl einzigartiger Klettersteig. Die Seilsicherung ist genau auf die Körpergröße und die Bedürfnisse von Kindern abgestimmt, sie gibt dem Nachwuchs einen ersten perfekten Eindruck vom Klettern. Der Wanderparkplatz am Ortseingang von Hirschbach ist ein guter Ausgangspunkt. www.hirschbachtal.de

 

BERGWANDERN MIT TIEREN
Wandern mit Eseln: Neun verschiedene Touren führen durch Oberbayern und stehen bei Asinella auf dem Programm – wie der Andechser Höhenweg, das Weilheimer Ammertal, der Kocheler Felsenweg oder der Spitzingsattel. Nach einer kurzen Einführung in die Eselkunde und der Aufteilung der Tiere auf die jeweiligen Teilnehmer beginnen die teilweise über sieben Stunden dauernden Wanderungen in einem sehr gemütlichen Tempo. Bis zu zwölf Kilometer werden dabei zurückgelegt, natürlich nicht ohne Pausen und Mittagessen. Wer will, kann auch bei einer Zwei-Tagestour oder einer Mondscheinwanderung mitmachen. Spezielle Kindertouren gehen über drei Stunden und enden mit einem gemeinsamen Eis-Essen. Außerdem kann jeder Reiter einen Eselführerschein ablegen – ganz klassisch in Theorie und Praxis. www.asinella.com

Kamelreiten im Mangfalltal: Konstantin (30) und Bianca (24) Klages sind staatlich geprüfte Kameltreiber und sorgen im Mangfalltal, zwischen Rosenheim und dem Tegernsee, für jede Menge Aufsehen. Auf einem Grund von 35 Hektar verteilen sich bei Valley drei Stallungen, ein Gutshof, Wiesen, Felder, ein Orientzelt sowie über 30 Kamele. Um die zwei Stunden dauert eine Wanderung mit und auf den Vierbeinern mit Höckern, die gemütlich durch das Mangfalltal schaukeln. Auch für Kinder ein großer Spaß, die mit ihren Freunden und den Kamelen ihren Geburtstag feiern können. Beim Füttern und Striegeln lernen die Kids die sanften Riesen kennen, anschließend startet der Ausflug mit den Wüstenschiffen. Neben dem Kamelreiten gibt es außerdem einen kleinen Zoo mit Lamas, Alpakas, Schafen, Katzen, Pferden, Eseln, Schweinen, Ziegen und Schlangen. www.bayern-kamele.de

Trekkingtouren mit Lamas: Viele Menschen haben Angst vor den Kamelen ohne Höcker aus Südamerika. Warum? Weil sie spucken. Das machen sie allerdings normalerweise nur, wenn ihnen Gefahr droht. Lamas sind in den Anden verbreitet und eine vom Guanako abstammende Haustierform. Auch in den Alpen rund um Bad Tölz sind mittlerweile einige von ihnen beheimatet. Die Trekkingtouren vom „Alpaka- Lama-Team Tölzer Land“ sind gefahrlos und äußerst beliebt, so dass man sich vor ihrer Spucke nicht allzu sehr fürchten muss. Die Lamas werden nicht geritten sondern geführt, was die Nähe und das Vertrauen zwischen Mensch und Tier fördert. Schnuppertouren gehen über zwei Stunden, Halbtagestouren über vier Stunden und Ganztagestouren über sechs Stunden. Bei Mehrtagestouren übernehmen die Lamas das Tragen des Gepäcks. Auf dem Glaswinklerhof in Fischbach leben die zotteligen Tiere. Nadine Schmitt (Dipl. Sozialpädagogin) und Sepp Mangold (staatl. geprüfter Berg-u. Skiführer) leiten das Team und die Bergtouren. www.lamatrekking-toelzer-land.de

 

BERGWANDERN AUF ZWEI RÄDERN
Rund ums Bayrische Meer: Diese Tour ist etwas für absolute Genießer. Knackige Anstiege oder ermüdende Etappen zehren nicht an den Kräften der Kinder oder deren Eltern. Man rollt einfach völlig unbeschwert dahin: Von Felden aus verläuft die Runde um den Chiemsee über Prien, Rimsting, Gstadt, Seebruck, Chieming, Rothgraben sowie Feldwies und endet nach knapp 60 Kilometern am Ausgangspunkt. Eine sehr schöne, abwechslungsreiche und entspannte Strecke mit vielen Einkehr- und Bademöglichkeiten sowie Sehenswürdigkeiten. Je nach Tempo und Badepausen können Familien diese Radtour zu einer Tagesetappe ausdehnen. Dabei gibt es zwei Varianten: den Chiemsee-Rundweg (meist am Ufer entlang) und den Chiemsee-Radweg (überwiegend geteerter Untergrund). In beiden Fällen kann man bei diesem Rundweg den traumhaften Blick über den Chiemsee mit Alpenpanorama genießen. Ein leichter, lockerer und wunderschöner Trip auf zwei Rädern. www.chiemsee-alpenland.de

Windsurfen und Könige: Der Walchensee ist vor allem dafür bekannt, dass Windsurfer über seine Wasseroberfläche schießen. Gerade dann, wenn der Wind in Richtung Nord/Nordost bläst. Doch das ist nicht die einzige Attraktion. Auch Mountainbiker zieht es zum Walchensee, der vom Jochberg, Herzogstand und dem Karwendelgebirge umringt wird und beste Bedingungen zum Geländeradeln bietet. Die Hochkopfhütte auf 1.299 Metern ist da ein sehr schönes Etappenziel. Start ist in Niedernach beim Parkplatz zwischen Kraftwerk und Waldschänke. Von hier geht es kurz über den Asphalt und dann auf einen Forstweg, der sich ganz gemütlich durch den Wald hinauf zum Altlacher Hochkopf (1328m) schlängelt und zur alten Jagdhütte von König Ludwig II. führt.

Die sogenannte Hochkopfhütte ist zwar nicht bewirtschaftet, bietet jedoch einen wunderschönen Platz zum Picknicken. Der Ausblick in Richtung Wallgau sowie auf die abfallenden Berggipfel der Schöttelkarspitze (2050m), Soiernspitze (2257m) und Krapfenkarspitze (2109m) ist einfach königlich und lädt zum Verweilen ein. Die von König Max II. um 1850 errichtete Jagdhütte, gefiel nicht nur seinem Sohn Ludwig II., sondern auch Richard Wagner, der dort im Jahre 1865 an seinem Stück Parsifal arbeitete. Von der Hütte weg führt ein rund achthundert Meter langer Trail hinunter zu einer Forststraße und zurück zum Seeufer bei Altlach. So rollt man bis nach Niedernach direkt am Walchensee zum Ausgangspunkt zurück.

Insgesamt legt man die knapp 20 Kilometer mit 1.300 Höhenmetern in gut zwei Stunden inklusive Downhill zurück. Eine sehr entspannte Familien-Bergtour, nach der sich im Sommer zur Abkühlung noch ein Sprung in den Walchensee anbietet.

Heidi und der Ahornboden: Umringt von mächtigen Berggipfeln in die Pedale zu steigen, macht doppelt Spaß. Vom Gasthof Zur Post in Hinterriß strampelt man in Richtung Eng durchs Rißtal. Die Straße steigt hier kontinuierlich an, allerdings mit nur sehr wenigen wirklich steilen Passagen. Am Wegesrand können Durstige einen Stopp in der Garberlalm einlegen. Doch nicht nur die einzigartige Alpenkulisse beeindruckt bei dieser Tour, sondern auch Hagelhütten (Schutzhütten bei Unwetter) und riesige, alte Bergahornbäume, von denen 2.400 im Naturpark Großer Ahornboden stehen. Manche dieser Riesen sollen bis zu 600 Jahre alt sein. Nach insgesamt 14,5 Kilometern und 450 Höhenmetern ist Eng erreicht, von wo aus die Tour nun ohne Räder weitergeht. Die einen Kilometer entfernten Engalmen – mit Einkehr, Käserei und Bauernladen – scheinen einem Märchen entsprungen zu sein. Fehlt nur noch Heidi, die mit ihren Bergziegen dort oben herumspringt. Zum krönenden Abschluss geht es zurück nach Hinterriß fast nur noch bergab – ein alpiner Hochgenuss mit dem Bike! www.ahornboden.com

 

7 GOLDENE REGELN FÜR DIE BERGE
AUSRÜSTUNG, BROTZEIT, MOTIVATION – MARKUS BLOCK, LEITER DER FAMILIENGRUPPE DER ALPENVEREINSSEKTION
MÜNCHEN, WEISS WORAUF ES ANKOMMT:

1 | Das Wichtigste ist Spaß am gemeinsamen Naturerlebnis, Bereitschaft zur Langsamkeit und die Fähigkeit, sich auf die Bedürfnisse der Kinder einzulassen. Denn es ist nicht immer der Gipfel, der zählt. Viel wichtiger können ein Bach, eine Blumenwiese oder eine kinderfreundliche Hütte sein.

2 | Der Wanderschuh sollte einen hohen Schaft und eine rutschfeste Sohle haben. In den Kinderrucksack kommen nur Kuscheltiere, den Rest tragen die Eltern. Neben funktionalem Regen-, Sonnen- und Kälteschutz bitte auch an Ersatzwäsche denken.

3 | Ohne Pausen macht keine Wanderung Spaß. Brotzeiten sind ganz wichtig. Erlaubt ist, was schmeckt und Energie spendet: Wurst- und Käsebrote, Möhren, Äpfel, Bananen und so weiter. Dazu kommt pro Kind mindestens ein Liter Wasser oder Tee. Für den heißen Hunger zwischendurch: Nüsse, Trockenobst und Müsliriegel.

4 | Gleichaltrige Freunde mitnehmen lohnt. Nichts nervt einen Zwölfjährigen mehr, als mit drei Kindergartenkindern unterwegs sein zu müssen. Hilfreich ist es Abwechslungen in die Tour einzubauen – wie einen Wasserfall, eine schöne Picknickwiese oder am Bach ein Floß aus Ästen bauen.

5 | Gefahren gilt es zu beachten: Absturz- und steinschlaggefährdetes Gelände sind für Kinder tabu. Bei Eis, Schnee oder Nässe muss mit einem Seil für Sicherheit gesorgt werden. Und bei Nebel bleiben alle ganz, ganz eng beieinander.

6 | Die Berge müssen sauber gehalten werden – also Abfall und Müll mit zurück ins Tal nehmen.

7 | Touren sind Gemeinschaftsunternehmungen. Das heißt: Wir bleiben zusammen. Keiner läuft voraus oder vom Weg ab. Wir warten an jedem Wegschild auf den Rest der Gruppe. Einer von den Erwachsenen ist der Chef und sagt, wo es langgeht. Und: Keine Steine in die Tiefe werfen!