„Was macht eigentlich dieses Teil hier?“
Eine ewige Baustelle mitten in München. In München? Nicht in Hamburg oder Berlin, wo man diese unendliche Geschichte eher verorten würde?
Nein, diese Große Baustelle an der Großen-Baustellen-Straße mitten in München ist natürlich eine Fiktion. Aber gewissermaßen inspiriert wurde das Bühnenstück von einer großen Baustelle direkt vor der IMAL-Haustüre im HP8-Gelände in Sendling, dort, wo die Interims-Philharmonie am Flaucher entsteht. Nur, dass die Bühnen-Baustelle schon seit 23 Jahren besteht.
Seit 23 Jahren werkeln die Bauarbeiter:innen dort herum, graben, schütten wieder zu, mauern, verputzen und reißen wieder alles ein, weil die Pläne nicht stimmen oder geändert wurden. Aber, wie gesagt, alles ist fiktiv. Auch die Geschehnisse sind erfunden, aber durchaus realistisch:Protest von Baumschützer:innen und Nachbarn, eine Liebesgeschichte, die ein jähes Ende findet, Schwarzarbeiter, die verhaftet werden, ein Bauleiter, der resigniert auf seine Rente wartet – und das ominöse Teil aus dem Stücktitel, das katastrophale Folgen auslöst.
Es findet viel absolut Ungewöhnliches auf der Bühne statt: eine junge Bauleiterin, eine fast queere Baucrew, die wahrscheinlich weiblichste Baustelle der Republik, ein Polier, der den Richtspruch rappt, reale Traumsequenzen und surreale Geistertänze, ein Happy-End im Hollywood-Format.
Es gibt aber auch hinreißende Choreos, gefühlvolle Balladen, freche Raps, glasklaren Sound, ein originelles Bühnenbild, witzige Kostüme – und last but not least ein tolles, junges, leidenschaftliches Ensemble, das diese Geschichte eindrucksvoll erzählt.
Und da leider nich nicht klar ist, wie die Inzidenzen im Juli aussehen und wie viel Publikum leibhaftig zugelassen sein darf, werden alle vier Aufführungen in jedem Fall auf Youtube live gestreamt.